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Schmerzlos: Thriller (German Edition)

Schmerzlos: Thriller (German Edition)

Titel: Schmerzlos: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meg Gardiner
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eine kleine Pappschachtel auf, während ich mich an die Wand stemmte, um nicht umzufallen. Die Triebwerke dröhnten in meinen Ohren.
    Ich fixierte meine Augen im Spiegel. »Also los.«
    Fünf Minuten später klopfte die Flugbegleiterin an die Tür. »Alles in Ordnung bei Ihnen?«
    »Ja. Mir geht’s gut.«
    Das war die Übertreibung des Jahres. Mir ging es alles andere als gut. Ich starrte auf den Schwangerschaftstest in meiner Hand. Der blaue Balken auf dem Teststreifen war nicht zu übersehen.
    Ich war schwanger.

12. Kapitel
     
    Das Terminal von Los Angeles wirkte im hellen Licht wie blankgeputzt. Irgendwie hatte sich zwischen mir und meiner Umgebung ein spitzer Winkel gebildet, als wäre die Raum-Zeit-Welt für eine kleine Weile aus den Fugen geraten und hätte mich in Schräglage gebracht. Eine sonderbare Melodie dröhnte in meinem Kopf.
    Schwanger. Heiliger Strohsack. Ich hatte studiert. Warum hatte ich so lange gebraucht, um weiter als achtundzwanzig zu zählen? Ein wildes Lachen schüttelte mich, halb Jubelschrei, halb Schluchzen. Ich presste die Hand auf den Mund. Das war unfassbar. Das Lachen entwischte mir wieder, dieses Mal eine halbe Oktave höher.
    Ich umrundete das Gepäckband und ließ den Blick über den Ausgang, die Straße draußen und den Verkehr schweifen, der sich in der Sonne von Los Angeles am Terminal vorbeiquälte. Ich sah Leute hinter einer Absperrung stehen, die auf ankommende Passagiere warteten. Und dann erkannte ich Jesse. Er hatte den Arm auf die Absperrung gelegt und trommelte mit dem Daumen auf das Geländer, im Takt zu einer Musik, die ich nicht hören konnte. Er trug seine Halbfingerhandschuhe und ein mitternachtsblaues Hemd und schien in Gedanken versunken. Sein Blick glitt durch die Menge und suchte mich.
    Freude.
    Pure, unbändige Freude, das war es, was ich empfand. Als wäre ein Stern vom Nachthimmel gefallen und in meiner Hand gelandet. Es war ein Segen, ein Geschenk, eine Gnade Gottes. Und es machte mir höllische Angst.
    Ich setzte ein kindisches Lächeln auf und trat dem Unbekannten entgegen. Ich hatte keine Ahnung, wie ich es Jesse beibringen sollte. Tief durchatmen, und dann die Bombe platzen lassen. So einfach ist das. Ich rückte meinen Rucksack zurecht und winkte, während ich auf ihn zueilte.
    Als er mich entdeckte, stieß er sich vom Geländer ab. Gleich darauf veränderte sich sein Ausdruck, und er blickte etwas verwirrt drein, was wohl daran lag, dass ich wie ein Clown grinste und kurz davor stand, in Tränen auszubrechen.
    Von rechts näherte sich mir ein Mann. Langsame, träge Schritte, kurz geschnittene weiße Haare.
    »Evan.«
    Ich blieb wie angewurzelt stehen. Es war mein Vater.
    Er trat auf mich zu, Kleidersack und Computertasche lässig über die Schulter gehängt. Seine rabenschwarzen Augen wirkten rastlos und wachsam.
    »Hast du etwa auf mich gewartet?«, sagte ich.
    Mein Vater stellte sein Gepäck ab und nahm mein Gesicht zwischen seine Hände. »Das ist nicht gerade das, was ich gemeint habe, als ich sagte, du sollst dich aus der Sache raushalten.«
    Er sah großartig aus – braun gebrannt und kräftig, auf eine sehr anziehende Art. Er trug seine ältesten Cowboystiefel und eine Baseballmütze mit dem Aufdruck USS Abraham Lincoln, CVN-72. Das war der Flugzeugträger, auf dem das Jagdgeschwader meines Bruder stationiert war. Ich fühlte mich überrumpelt.
    »Deine Mutter hat mir verraten, mit welchem Flug du kommst.«
    Er küsste mich auf die Stirn. »Du musst endlich anfangen, auf deinen altern Herrn zu hören.«
    Er nahm seine Sachen, legte den Arm um mich und schob mich zum Ausgang. Vor uns rollte Jesse durch das Gedränge. Als er uns erreicht hatte, brachte er den Rollstuhl zum Stehen.
    Jesse streckte die Hand aus. »Mr. Delaney.«
    Mein Vater schüttelte sie. »Ich dachte, ich hätte was von ›die ganze Zeit im Auge behalten‹ gesagt.«
    »Jetzt bin ich ja da.« Jesse musterte mich fragend. »Was ist los?«
    Ich beugte mich zu ihm und gab ihm einen Kuss. Dann strich ich ihm zärtlich mit den Fingern durch das Haar. Er wich mit weit aufgerissenen Augen zurück.
    »Jetzt sag schon.«
    Ich wollte mich auf ihn stürzen, wollte es ihm ins Ohr flüstern, wollte, dass er mich festhielt und nie wieder losließ. Aber ich war wie versteinert und brachte kein Wort heraus. Außerdem stand mein Vater direkt neben mir.
    Mein Mund war an seinem Ohr. »Später.«
    Mein Vater räusperte sich. Kaum hatte ich mich wieder aufgerichtet, zog er mich weiter und sprach

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