Schmerzlos: Thriller (German Edition)
und konnte hören, was das Mädchen sagte.
»Dr. Swayze, Archie vom Sicherheitsdienst hat gerade angerufen. Unten in der Halle ist ein Mann, der zu Ihnen möchte. Das ist jetzt der dritte Besucher in einer Stunde, und Archie hielt es für besser, das mit Ihnen abzuklären«, sagte sie. »Der Mann sitzt im Rollstuhl.«
Ich wandte mich zu ihr um. »Sagen Sie Dr. Swayze, dass der Mann unten …«
Die beiden Männer am Empfang drehten sich gleichzeitig um. In ihren Anzügen steckte ungewöhnlich viel Muskelmasse. Der eine war weiß, Ende vierzig, mit kurz geschorenen Haaren und einer Narbe, die mitten durch seine Augenbraue verlief. Der zweite war Afroamerikaner, Mitte dreißig, mit einem kahl rasierten Schädel und einem Ziegenbärtchen. Die beiden hätten Vertreter sein können, die einfach gerne Gewichte stemmten, um in Form zu bleiben. Doch ihre Haltung verriet sie.
Vor allem ihre Hände. Beide hatten die Arme leicht vom Körper abgespreizt, damit sie die Hände frei hatten, wie ein Kampfsportler, der durch eine dunkle Gasse ging, oder ein Polizist, der gleich seine Waffe ziehen würde. In meinem Kopf machte es Klick. FBI. Der Weiße las meinen Namen von meinem Besucherausweis ab. Die beiden trugen nichts dergleichen.
»Dr. Swayze, bleiben Sie bitte dran«, sagte die Rezeptionistin. Dann legte sie die Hand auf den Hörer und lächelte mich an. »Ja, bitte?«
Der Schwarze sah auf die Uhr. »Wir kommen später noch mal vorbei.«
Die Männer marschierten zum Fahrstuhl, ohne sich noch einmal nach mir umzusehen.
»Kann ich Ihnen helfen?«, fragte die Rezeptionistin.
Die beiden waren nicht vom FBI, sonst hätten sie sich erkundigt, warum ich hier war.
Ich ging ihnen nach. »Entschuldigen Sie bitte.«
Sie ignorierten mich. Der Fahrstuhl kam.
»Könnten Sie bitte einen Moment warten?«
Die Türen öffneten sich, die Männer traten hinein. »Hey, Sie.« Der Mann mit der Narbe drückte auf einen Knopf. »Warten Sie.« Der Schwarze starrte mich an. Dann schlossen sich die Türen.
Ich wandte mich an die Rezeptionistin. »Was wollten die beiden?«
»An einer Besprechung teilnehmen. Sie haben sich meine Besucherliste angesehen, weil sie wissen wollten, wer schon da ist.«
Ich ging zum Schreibtisch der Rezeptionistin. Auf der Liste standen nur drei Namen: Swayzes, der meines Vaters und meiner.
»Rufen Sie sofort beim Sicherheitsdienst an«, sagte ich. »Fragen Sie Archie, wer diese Männer sind.«
»Was ist denn los?«
»Hier stimmt was nicht. Die beiden hatten keine Besucherausweise.«
Sie rief unten in der Eingangshalle an. Nach einem Moment runzelte sie die Stirn.
»Die beiden Männer haben sich nicht beim Empfang unten gemeldet. Archie ist stinksauer.« Dann sagte sie ins Telefon: »Ja, sie kommen jetzt runter.«
Ich starrte auf den Fahrstuhl. »Wo ist die Treppe?«
Die Rezeptionistin, die immer noch am Telefon hing, deutete nach rechts.
»Archie soll meinem Freund sagen, dass er unten bleiben und die beiden Männer beobachten soll.«
Ich rannte los.
Ich hastete die Treppe hinunter, begleitet von meinem keuchenden Atem, der von den Wänden widerhallte. Der Fahrstuhl funktionierte nicht richtig, und vielleicht konnte ich die beiden Männer noch einholen. Die Schwerkraft und das Adrenalin in meinem Blut arbeiteten für mich.
Ich war jetzt ganz sicher, dass die beiden einem Geheimdienst angehörten. Wären sie vom FBI gewesen, hätten sie mich nicht ignoriert, als ich sie angesprochen hatte.
Ich hatte die zweite Etage erreicht und lief weiter. Aber wahrscheinlich war es sinnlos. Selbst wenn der Fahrstuhl zwischendurch einmal stehen blieb, sie hatten schon zu viel Vorsprung. Als ich das Zwischengeschoss erreichte, ließ ich mich gegen die Feuerschutztür fallen und stolperte auf das obere Zwischengeschoss hinaus.
Ein Laufgang zog sich um die Etage. Unter mir war die Eingangshalle, über mir erhob sich das Atrium. Rechts von mir führte eine Treppe zum ersten Zwischengeschoss, von dem eine breitere Treppe runter in die Eingangshalle führte.
Ich stürzte zum Geländer und sah nach unten. Die Maler standen immer noch auf ihrem Gerüst in der Nähe des Eingangs. Archie marschierte auf die Fahrstühle zu und zog sich im Gehen die graue Hose hoch. Er machte einen wachsamen, aber nur halbwegs fähigen Eindruck, und ich bezweifelte, dass die beiden Agenten Schwierigkeiten hatten, an ihm vorbeizukommen. Jesse wartete auf der anderen Seite der Eingangshalle vor dem zweiten Fahrstuhl.
»Jesse.«
Meine
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