Schmerzlos: Thriller (German Edition)
Magnetstreifenkarte vor das Codeschloss an einer Doppeltür und führte uns an Büros vorbei einen Gang hinunter. Der Teppich war weich und flauschig, die Tapete dezent. Primacon schien gut zu laufen. Männer in Hemdsärmeln arbeiteten konzentriert an Computern, diskutierten mit zusammengesteckten Köpfen oder zeichneten Diagramme von Molekülen auf Weißwandtafeln.
»Sehr beeindruckend«, sagte mein Vater. »Um was geht es bei den Forschungsprojekten hier?«
»Deaggregation von Enzymen in Amyloidablagerungen als Ansatz für die Heilung von Parkinson und Alzheimer.«
Sie betrat eines der Büros. Akten stapelten sich auf Stühlen und in Regalen, und auf einer Kommode stand eine verdorrte Grünlilie. Auf dem Bücherregal entdeckte ich zwei Erkennungsmarken an einem gerahmten Foto, auf dem die junge Swayze Arm in Arm mit einem Army Ranger zu sehen war. Sie trug Jeans, ein ärmelloses Oberteil und eine Baskenmütze, die bei ihr allerdings nicht Mademoiselle, sondern Kommandotrupp signalisierte. Wahrscheinlich hatten die beiden ihre Abende damit verbracht, Kugeln in die Schlafzimmerwand zu spucken.
Mein Vater schlug seine Baseballmütze gegen seinen Oberschenkel. »Ich habe gehört, dass die Morde in China Lake von jemandem begangen worden sein könnten, der etwas mit dem Stützpunkt zu tun hatte, als du damals dort gearbeitet hast.«
Sie räumte zwei Stühle für uns frei und ließ die Sachen einfach auf den Boden fallen. »Und warum seid ihr dann hier und nicht bei der Polizei?«
»Die Opfer sind alle aus Evans Abschlussklasse an der Highschool.«
Sie ließ sich in den Stuhl hinter ihrem Schreibtisch sinken. »Das erklärt, warum du hier reinschneist wie ein Fallschirmjäger und deine Tochter im Schlepptau hast. Ihr glaubt also, ich kann euch einen Namen geben?«
»Das hoffen wir.«
Swayze nahm ihre Brille ab, rieb sich die Stelle an der Nase, wo das Gestell einen roten Abdruck hinterlassen hatte, und starrte meinen Vater an. »Ihr habt Angst.«
»Ins Schwarze getroffen.«
»Könnt ihr mir außer dem, was in den Nachrichten gesagt wurde, noch weitere Informationen geben?«
Ich setzte mich. »Von einem Informanten weiß ich, dass der Killer etwas mit dem Projekt South Star zu tun hatte.«
Swayzes Augenbrauen schossen nach oben. »Wie kommen Sie an Informanten, die Details zu einem Geheimprojekt verraten können?«
»Mein Informant hat mir gesagt, dass der Killer Coyote genannt wird.«
Sie trommelte mit den Fingern auf ihrem Schreibtisch herum. »Lassen Sie mich raten. Ihr Informant hat angedeutet, dass dieser Killer einer von South Stars Robosoldaten ist.«
»Wie bitte?«
Sie sah meinen Vater. »Was weiß sie?«
»Das, was öffentlich zugänglich ist. Maureen, du …«
»Ziel des Projekts war also Ihrem Informanten nach, das Nahrungs- und Schlafbedürfnis von Soldaten im Kampf zu reduzieren. Zu verhindern, dass sie vor Schmerzen zusammenbrechen. Und ich habe sie in Drohnen verwandelt. In Maschinen, die grundlos und ohne Reue töten. Robosoldaten. Richtig?«
»Falsch«, erwiderte ich. »Ich habe absolut nichts dagegen einzuwenden, wenn jemand versucht, unseren Truppen körperliche Überlegenheit in einer Kampfsituation zu verschaffen.«
Mein Vater lächelte sie beschwichtigend an. »Maureen, wir sind nicht hergekommen, um mit dir zu streiten.«
»Deine Tochter schon«, sagte Swayze wütend. »Sie glaubt, dass mein Projekt der Grund dafür ist, dass ihre Freunde getötet wurden. Sie brauchen es gar nicht zu leugnen.«
Ich versuchte es erst gar nicht. Lügen war noch nie meine Stärke.
»Ich weiß nicht, wie viel Propaganda Sie geschluckt haben, aber Schmerzen und Erschöpfung bei Soldaten im Kampfeinsatz zu verhindern, ist nicht unmenschlich, sondern lebensrettend.«
Sie griff nach den Erkennungsmarken, die an dem Fotorahmen hinter ihr hingen, und schleuderte sie auf den Schreibtisch.
»Die hier haben meinem Mann Sam gehört. Als seine Einheit in einen Hinterhalt geriet, wurde er von einem Granatwerfer in den Bauch getroffen. Der Feind rückte näher, aber er hatte so große Schmerzen, dass er sich nicht selbst verteidigen konnte. Seine Einheit hat sich geweigert, ihn zurückzulassen. Um zu verhindern, dass seine Männer starben, während sie ihn schützten, hat er sich das Gewehr an den Kopf gehalten und abgedrückt.«
Der stahlharte Blick in ihren Augen beunruhigte mich. Ich sah mir das Foto mit dem lächelnden Ranger an.
»Ich wollte verhindern, dass so was anderen Soldaten passiert.
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