Schmerzlos: Thriller (German Edition)
Stimme hallte durch das Atrium. Erst als ich winkte, entdeckte er mich. Er hob die Hände und sah mich fragend an. Ich blickte nach oben, während ich immer noch über dem Geländer hing. Der Fahrstuhl näherte sich. Ich hatte volle Sicht auf die zwei blauen Anzüge. Und auf das weiße und das schwarze Gesicht darüber.
Was zum Teufel hatte ich eigentlich vor? Mich ihnen in den Weg zu stellen?
Nein. Ich musste rausfinden, warum sie zu Maureen Swayze wollten und sich meinen Namen gemerkt hatten. Ich ließ das Geländer los und drückte auf den Knopf für den Fahrstuhl. Die Agenten und ich würden gemeinsam nach unten fahren. Es waren nur zwei Stockwerke – nicht viel Zeit für ein nettes Gespräch. Aber da die beiden sich sowieso nicht gern unterhielten, konnte ich den Smalltalk auslassen und ihnen gleich in die Eier treten.
Allerdings nur verbal. Ich stellte mich vor der Tür in Position. Der Fahrstuhl war fast da.
Und fuhr weiter. An mir vorbei.
Verdammt. Ich rannte wieder zum Geländer. Ein Stockwerk unter mir machte es Ping. Der Fahrstuhl blieb stehen, die beiden Männer traten heraus.
Ich schoss hinüber zur Treppe und hastete nach unten. Die Agenten schlenderten über das untere Zwischengeschoss auf die breite Treppe zu, die nach unten in die Eingangshalle führte. Jesse rief meinen Namen, und ich deutete auf die beiden Männer.
Ich lief auf die beiden zu. »Agent Mulder! Ihr Hosenschlitz steht offen.«
Der Schwarze drehte sich um. Seine Glatze glänzte wie eine Bowlingkugel. Er beriet sich kurz mit seinem Kollegen, dann wurden die beiden schneller.
»Kommen Sie zurück. Dann können Sie an der Besprechung teilnehmen«, rief ich. »Es gibt auch Donuts. Mit Füllung.«
Unter uns gingen mehrere Leute durch die Eingangshalle, die angeregt miteinander diskutierten. Jesse befand sich hinter ihnen und suchte verwirrt meinen Blick. Die beiden Männer hatten jetzt die breite Treppe erreicht und nahmen immer zwei Stufen auf einmal. Ich wollte gerade das Gleiche tun, als mir ein gelbes Warnschild ins Auge fiel: Vorsicht! Rutschgefahr. Sofort musste ich daran denken, wie Scarlett O’Hara die Treppe ihres Hauses hinuntergestürzt war und ihr ungeborenes Baby verloren hatte. Ich hielt mich am Geländer fest und setzte vorsichtig einen Fuß vor den anderen.
Unter uns trabte Archie durch die Halle, wobei er sich schon wieder die Hose hochzog. »He, Sie da. Stehen bleiben.«
Einige Leute schoben sich durch die Drehtür nach draußen. Die Agenten schlossen sich ihnen an. Ich erreichte den Fuß der Treppe und hörte, wie Jesse meinen Namen rief, während die beiden Männer im Schutz der Menge verschwanden.
Ich erreichte die Drehtür in dem Moment, als soeben ein paar Leute von draußen hereinkamen. Sie versperrten mir die Sicht, und ich musste mich zur Seite beugen, um die beiden Agenten in der Menschenmenge auf dem Vorplatz nicht aus den Augen zu verlieren. Plötzlich fühlte ich, dass der Mann auf der anderen Seite der Tür mich anstarrte. Ich drehte den Kopf in seine Richtung, doch er hatte schon das Gesicht abgewandt. Eine Baseballmütze auf einem blonden Haarschopf war alles, was ich erkennen konnte.
Die Sonne spiegelte sich im Glas der Tür, und ich stürzte nach draußen in die Hitze und den Verkehrslärm. Wo waren die beiden?
Moment mal. Irgendwas stimmte hier nicht …
Ich drehte mich um und sah wieder zu dem Gebäude hin. Die Drehtür bewegte sich immer noch. Der Blonde mit der Baseballmütze marschierte in die Eingangshalle, mit dem Rücken zu mir.
Wie er mich angestarrt hatte. Ich konnte seinen Blick immer noch auf mir spüren. Ein sonderbarer Blick, ein alter Blick, der sich anfühlte, als hätte er schon einmal auf mir geruht, früher, vor langer Zeit.
Der Lärm um mich herum schien leiser zu werden. Die Spiegelbilder vorbeifahrender Autos blitzten in den Glasfronten auf. Die Drehtür kam zum Stillstand. Die Maler beförderten gerade mit einem Flaschenzug ein paar Farbeimer nach unten. Und der Fremde steuerte direkt auf Jesse zu.
Jesse, der seinen Rollstuhl in Richtung eines Nebeneingangs gedreht hatte, runzelte die Stirn. Durch das Glas hindurch konnte ich sehen, wie er meinen Namen rief.
Ich blinzelte und legte mir die Hand an die Stirn. Der Fremde ging an Jesse vorbei. Ich zeigte mit dem Finger auf ihn.
Jesse drehte sich um und schaute ihm nach. Dann warf er mir einen Blick zu, als würde er sich vergewissern wollen. Er rief dem Mann etwas hinterher. Der Fremde ging weiter.
Jesse folgte
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