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Schmerzlos: Thriller (German Edition)

Schmerzlos: Thriller (German Edition)

Titel: Schmerzlos: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meg Gardiner
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Druck und ein leichtes Zerren an der Haut. Noch einmal drosch er sich den Deckel auf die Hand. Nichts. Er hatte keine Schmerzschwelle. Der Impfstoff hatte ihm die Fähigkeit genommen, etwas zu fühlen. Für immer.
    Niemand konnte ihn verletzen. Er empfand nichts.
    Schwer atmend hob er die Hand und betrachtete sie. Sie sah übel aus. Doch das war seine Stärke. Dieses Opfer war der Preis dafür, unbesiegbar zu sein. Der Schrei in seiner Kehle machte sich wieder bemerkbar. Er konnte keine eigenen Schmerzen spüren. Er konnte sie sich nur bei anderen ansehen, wenn er sie umbrachte. Noch einmal umklammerte er den Rand der Mülltonne und schlug sich den Deckel auf die Hand, wütend angesichts seiner Schwäche, angesichts seines brennenden Verlangens nach einer primitiven körperlichen Empfindung.
    Die Sirenen wurden lauter. Ihr Echo wurde von den Hochhäusern zurückgeworfen. Er hielt inne und hob das Gesicht in die Sonne. Dann fiel es ihm ein. Riverside. Das Kind.
    Er begann zu laufen.
     
    Mein Vater kam durch die Drehtür in die Eingangshalle zurück. »Nichts. Keine Spur von ihm.«
    Beim Empfang redete ein Polizist in Uniform mit Jesse. Der hatte nicht viel zu sagen.
    »Ich weiß noch, dass der Kerl an mir vorbeigegangen ist. Ich hab mich umgedreht, um ihm zu folgen, da rauschte plötzlich der Farbeimer auf mich zu. Dann …«
    Mein Vater verschränkte die Arme. »Dann was? Denken Sie nach, Jesse. Los.«
    Jesse war blass. Sein Hemd, die Jeans und der Rollstuhl waren mit roter Farbe verschmiert, wie eine Leinwand, die Jackson Pollock bearbeitet hatte.
    »Nehmen Sie das als Beweisstück mit.« Sein Blick ging zu mir. »Wo hat der Kerl mich angefasst?«
    »Am Bizeps. Beide Arme.« Ich streckte die Arme aus und zeigte dem Polizisten, wie der Fremde Jesse gepackt hatte.
    Jesse knöpfte den letzten Knopf auf und zog das Hemd aus, wobei er darauf achtete, die Ärmel nicht zu berühren. Er hielt es dem Polizisten am Kragen hin.
    »Ich weiß, dass das ziemlich weit hergeholt ist. Aber vielleicht lässt sich doch ein Fingerabdruck finden.«
    Der Polizeibeamte bat einen Spurentechniker, einen Plastikbeutel zu holen. Jesse wandte sich an meinen Vater.
    »Können Sie mir vielleicht ein Hemd leihen?«
    Mein Vater nickte. Jesse gab ihm die Autoschlüssel, und mein Vater marschierte los, um ein Hemd aus seinem Kleidersack zu holen. Der Spurentechniker packte inzwischen das bespritzte Hemd ein. Dann wollte er zu Vergleichszwecken meine und Jesses Fingerabdrücke haben.
    Maureen Swayze stand am Fuß der breiten Treppe und kaute auf ihrem Bleistift herum. Sie wirkte mitgenommen. Ich trat zu ihr.
    »Jetzt glauben Sie mir, oder?«, sagte ich. »Das war Coyote.«
    »Ja. Das ist die einzig mögliche Erklärung.« Sie nahm ihre Brille ab und putzte sie mit einem Zipfel ihrer Bluse. »Und äußerst beunruhigend.«
    »Wissen Sie, wer er ist?«, fragte ich.
    Sie starrte vor sich ins Leere. Dann schüttelte sie den Kopf. »Nein.«
    »Und was ist mit den beiden Männern, die zu Ihnen wollten?«
    »Keine Ahnung.« Sie steckte den Bleistift zurück in ihren Pferdeschwanz. »Bitte entschuldigen Sie mich, aber ich muss den Leiter von Primacons Sicherheitsabteilung verständigen. Und sagen Sie Ihrem Vater, dass ich mich bei ihm melden werde.« Sie lief die Treppe hoch nach oben.
    Der Spurentechniker nahm mir die Fingerabdrücke ab. Als ich fertig war, kam einer der beiden Maler auf mich zu und hielt mir einen Lappen hin. Er nickte in Richtung von Jesse, der gerade seine Finger auf das Farbkissen des Spurentechnikers drückte.
    »Damit kann er sich die Finger abwischen.«
    »Das können Sie ihm doch selbst sagen. Mit Hören und Sprechen hat er keine Probleme.«
    Der Maler blickte betreten zu Boden. Ich erbarmte mich und nahm ihm den Lappen ab.
    Dann ging ich zu Jesse. Er war fertig, und ich gab ihm den Lappen. Er bedankte sich und wischte damit an seiner Jeans herum, was aber lediglich dazu führte, dass die Farbspritzer noch mehr verschmierten.
    Ich strich ihm über die Schulter. »Du hast mir Angst gemacht. Ich dachte, er …«
    »Ev, jetzt hör schon auf.« Er rieb immer noch an seiner Jeans herum. »Es hatte gar nichts mit dem Kerl zu tun. Es war das Geräusch.«
    »Was für ein Geräusch?«
    »Das Geräusch, mit dem das Glas zerbrochen ist, als der Farbeimer reinknallte.«
    Das zersplitterte Glas hing teilweise noch im Fensterrahmen. Dort, wo der Eimer gelandet war, tropfte rote Farbe herunter.
    »Du hattest einen Flashback?«, fragte ich

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