Schmerzlos: Thriller (German Edition)
Kleidung, Toilettenartikel, seinen Laptop und das Jahrbuch darin. Sie hatten das Kind gefunden. Die Nachrichtenhuren gingen schon damit hausieren, wie er im Fernseher unten in der Hotelbar beobachten konnte. Sie hatten die Aufnahmen aus dem Hubschrauber gezeigt. Sie waren wie Schakale im Blutrausch. Und wagten es dennoch, ihn zu verachten, diese Aasfresser, die sich um seine Beute stritten. Dabei lieferte er ihnen das Aas, er war ihr Ernährer. Kein Einziger von ihnen hatte die Fähigkeiten oder den Mut, diese Mission durchzuziehen.
Das Kind hatte er nicht einfach aus einer Laune heraus getötet. Es war eine Notwendigkeit. Das Kind war eine Gefahr für die Welt. Es war verseucht und konnte ungeheuren Schaden anrichten. Ryan war nur das letzte Glied in einer Kette von missglückten Ereignissen. Sein Schicksal war schon vor seiner Geburt beschlossen.
Coyote starrte auf seine Hand, die sich grün und blau verfärbt hatte. Wo er sich mit dem Deckel der Mülltonne getroffen hatte, hatte sich ein Bluterguss gebildet. Er ballte die Finger zur Faust und öffnete sie wieder. Sie waren geschwollen, und seine Hand fühlte sich steif an. Dieses Werkzeug von unschätzbarem Wert zu verletzen, war dumm gewesen. Er hätte sich genauso gewissenhaft darum kümmern müssen wie um seine Waffen. Die Haut über dem Bluterguss spannte. Er nahm einen Cutter aus seiner Reiseapotheke. Dann hielt er die Hand über den Waschtisch im Bad und schnitt sich die Haut drei Zentimeter weit auf. Er spürte den Druck des Messers und ein leichtes Zerren an der Haut, aber keinen Schmerz.
Auch Becky O’Keefe hatte nichts gespürt. Und damit das Schicksal ihres Kindes besiegelt.
Coyote legte das Messer weg und drückte den halb geronnenen Klumpen Blut unter der Haut heraus. Seine Finger bearbeiteten die Verletzung wie ein Bäcker, der seinen Brotteig knetet. Der Klumpen rutschte am Rand des Waschbeckens entlang in den Abfluss. Er desinfizierte den Schnitt und klebte zwei Schmetterlingspflaster darüber.
Wieder ballte er die Finger zur Faust. Die Hand war fast wieder so beweglich wie vorher.
Im Schlafzimmer fuhr er mit Packen fort. Einmal hielt er inne, um in seinem Tagebuch zu blättern. Er überprüfte die Notizen, die er vor Kurzem hinzugefügt, und die wichtigen Stellen, die er mit Leuchtstift markiert hatte.
Evan Delaney wusste zu viel. Sie hatte den Argent Tower entdeckt. Aber wie?
Wo war was schiefgelaufen? Er musste das Wollknäuel entwirren, musste rausfinden, wo das Problem lag.
Die Ursache des Problems war natürlich klar. Vor zwanzig Jahren war etwas danebengegangen, in der trockenen Wüstenluft unter dem strahlend blauen Himmel, damals, als South Star in der Explosion verglühte. Seither war alles immer schlimmer geworden. Er nahm das Amulett vom Schreibtisch und hängte es sich um. Es würde ihm beim Denken helfen.
Entwirre das Wollknäuel...
Es musste eine Schwachstelle geben. In dem Bürogebäude hätten keine Agenten sein dürfen. Auch die Unreinen, die Unwürdigen hatten dort nichts zu suchen, die ihm Swayze weggeschnappt hatten. Swayze gehörte ihm, und die Anwesenheit der anderen würde sie warnen und ihr verraten, dass er in der Nähe war. Das durfte nicht sein.
Wie waren sie dort hingekommen?
Jemand hatte geredet.
Jemand, der sich ihm und seiner Mission in den Weg stellen wollte. Oder jemand, der schlampig war. Oder gierig.
Er musste darüber nachdenken. Und sobald er das Wollknäuel entwirrt und die schadhafte Stelle gefunden hatte, musste er seine Mission neu planen.
Doch zuerst brauchte er ein neues Versteck. Er nahm seine Sachen und verließ das Zimmer.
Der Wind spielte mit meinen Haaren.
»Ich werde mit Tommy reden und einen Entwurf für den Artikel schreiben. Sagen Sie mir, was auf jeden Fall darin vorkommen sollte.«
»Betonen Sie den Verlust Ihrer Freunde, was für eine furchtbare Tragödie das alles ist und wie sehr die Verstorbenen von ihren Familien geliebt wurden.«
»Ich soll das Messer in der Wunde herumdrehen.«
»Genau. Finden Sie raus, wo die Beerdigungen stattfinden und wann. Coyote soll wissen, wo seine Opfer begraben werden. Die Polizei wird die Friedhöfe überwachen lassen.«
»Ich habe ein paar Kontakte in den Medien, über die ich den Artikel platzieren könnte«, sagte ich. »Wenn wir uns richtig Mühe geben, wäre sogar ein Erscheinen in mehreren überregionalen Zeitungen möglich, auch in Los Angeles. Und wenn wir ihn in einer Online-Ausgabe bringen könnten, wäre das auch nicht
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