Schmerzlos: Thriller (German Edition)
Und er ist hinter dir her.«
Er wanderte langsam über den Beton. »Es gibt ein Sprichwort. Regel Nummer eins für einen Kampf mit Pistolen? Bring eine Pistole mit. Regel Nummer eins für einen Kampf mit Messern? Bring ein Messer mit.«
Mein Mund war immer noch staubtrocken. »Und wie lautet Regel Nummer eins für einen Kampf mit Feuer?«
»Sei irgendwo anders.« Er trat auf mich zu. »Verlass die Stadt.«
Das war kein Sprichwort. Das war ein Befehl.
»Aber ich arbeite mit der Polizei und dem FBI zusammen«, wandte ich ein.
»Dann mach das von unterwegs aus. Bleib in Bewegung und verhalte dich unauffällig. Auch wenn ein Geheimdienst hinter ihm steht – diese Morde sind was Persönliches. Du kannst ihn nicht aufhalten. Du kannst nur versuchen, ihm immer einen Schritt voraus zu sein.«
Wie auf Kommando machten Jax und Tim kehrt und schritten auf das Motorrad zu. Der Aasgeier über uns malte eine Acht an den Himmel. Das Zeichen für Unendlichkeit.
20. Kapitel
Ich hörte, wie die Schlüsselkarte das Schloss freigab. In dem Moment, da Jesse die Tür aufstieß, wickelte ich mir das Badetuch um. Er hatte mexikanisches Essen mitgebracht, und es roch großartig.
Die Klimaanlage lief auf vollen Touren. Das South Coast Inn hatte alles, was wir für eine Nacht brauchten: heiße Dusche, großes Doppelbett, schneller Internet-Zugang und Ruhe. Es war genau das Richtige, um »in Bewegung zu bleiben«, wie Tim uns geraten hatte.
Ich schlüpfte in ein weißes T-Shirt und Jeans. Jesse stellte das Essen auf den Couchtisch.
»Taquitos! Jesse, das ist Grund Nummer achtundneunzig.« Ich nahm die Gabel, die er mir hinhielt, schnappte mir den Teller und fing an zu essen. »Danke.«
Grüne Salsa, fritierte Tortillas, Guacamole und saure Sahne – der Beginn meiner gesunden Ernährung in der Schwangerschaft. Ich musste jetzt immerhin für zwei essen.
Jesse saß über seinem eigenen Teller. Er studierte die Notizen und Ausdrucke, die ich auf dem Couchtisch verteilt hatte.
»Wie läuft’s?«, fragte er.
»Sally Shimada spricht mit dem Herausgeber über den Artikel.«
Sally war Reporterin bei der Santa Barbara News-Press. Sie war hartnäckig und ehrgeizig, und mit viel Glück würde es mir gelingen, meinen Artikel über die Morde während unseres Klassentreffens innerhalb von ein oder zwei Tagen zu veröffentlichen. Danach konnte ich versuchen, ihn bei anderen Zeitungen oder Online-Publikationen zu platzieren.
»Sie wird mich zumindest für einen eigenen Artikel interviewen. Außerdem habe ich in Dr. Cantwells Praxis in China Lake eine Nachricht hinterlassen. Und unter Valeries Nummer meldet sich immer noch niemand. So langsam mache ich mir Sorgen um sie.«
»Vergiss das alles. Iss auf, leg dich ins Bett und ruh dich aus.«
»Mit Vergnügen. Könntest du bitte den Schalter auf meinem Rücken umlegen? Ich komm grade nicht hin.«
Er warf einen Blick auf meinen Laptop. »Machst du Fortschritte?«
»Große Fortschritte.«
Ich nahm meinen Teller mit zum Schreibtisch und scrollte durch meine Datei. Jesse warf einen Blick auf den Bildschirm.
»Was ist das denn?«, sagte er.
Mein Lächeln hatte etwas Diabolisches an sich.
Er las ein paar Zeilen. »Das ist nicht dein Ernst.«
»Taylor hat es verdient.«
Er setzte den Teller auf seinem Schoß ab, zog den Laptop bis zum Rand des Schreibtischs und las laut vor.
»›Sehr geehrte Mrs. Boggs, wir möchten uns bei Ihnen dafür bedanken, dass Sie uns das Manuskript von Heiße Dessous für heiße Wochenenden zur Ansicht überlassen haben, das Ihre Cousine in Ihrem Namen bei uns eingereicht hat.‹«
Er starrte mich fassungslos an.
Ich wies auf den Bildschirm. »Der Briefkopf dieses Verlages ist toll, findest du nicht auch? Den habe ich super gefälscht.«
»Die darin enthaltenen Fotostrecken zeugen von einem mutigen, authentischen Realismus. Und genau wie Sie sind wir der Meinung, dass heiße Dessous für die körperliche und geistige Gesundheit unserer Nation unerlässlich sind. Zu unserem Bedauern müssen wir Ihnen jedoch mitteilen, dass Ihr Buch nicht in unser aktuelles Verlagsprogramm passt. Foto-Essays sind sehr teuer in der Herstellung, und die Dimensionen …«
Er blinzelte.
»Schon gut, hier brauche ich ein besseres Adjektiv.« Ich löschte enormen. » Riesig? Kolossal?«
»Gigantisch.«
»Das ist es.« Ich fügte das Wort ein.
»›… die Dimensionen Ihres gigantischen Hinterns schließen von vornherein aus, dass wir das Manuskript als Bildband
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