Schmerzlos: Thriller (German Edition)
Cincinnati.«
»Marcy Yakulski?«
»Genau. In der Zeitung war zu lesen, dass der Benzintank Feuer fing, als das Auto sich überschlug. Dass jemand dabei war, während der Wagen ausbrannte, wurde nie bekannt.«
»Ein Zuschauer?«, fragte Jesse.
»Ein eiskalter Beobachter. Er stand daneben, während im Innern des Wagens zwei Menschen verbrannten. Der Fahrerin gelang es noch, ihr Kind aus dem Auto zu holen und es ein Stück die Straße runterzutragen. Der Mann ist ihnen gefolgt. Als die Fahrerin zusammenbrach, beobachtete er sie, ohne zu helfen. Er war noch da, als die Feuerwehr anrückte. Bevor er floh, bemerkte einer der Feuerwehrleute, dass er sich neben die Fahrerin kniete und sie berührte. Bei der Autopsie wurden Kratzspuren im Muskelgewebe festgestellt.«
»Großer Gott.« Jesses Stimme war kaum zu verstehen.
»Die Fahrerin war Marcy«, sagte ich. »Hat er den Autounfall verursacht?«
Jesse rollte hinter mich. »Nein. Ich glaube, Coyote war an den Folgen von South Star interessiert. Er schaute zu, wie Marcy verbrannte, um die Wirkung des Impfstoffs zu überprüfen.«
In den Hügeln hinter uns schwang sich ein Aasgeier in den Himmel. Seine schwarzen Flügel stanzten ein Loch in den blauen Himmel. Ich schloss die Augen und versuchte, alles außer den Fakten über Coyote auszublenden.
»Wir wurden nicht gegen Schmerzen geimpft. Wir wurden mit irgendetwas verseucht, genau wie Coyote. Und jetzt versucht er, uns loszuwerden.«
»Die Sache soll vertuscht werden«, sagte Jesse. »Coyote läuft nicht Amok. Er hat einen Auftrag.«
Tim blies Rauch in die Luft. »Lasst euch von einem Mann, der sich im Labyrinth der Regierungsbehörden auskennt, etwas sagen. Wenn ein Geheimdienst was vertuschen will, gibt er den Auftrag dazu gern außer Haus, damit er sich die Hände nicht schmutzig macht.«
»Er will sich absichern?«, fragte ich.
»Wir haben es hier mit bürokratischen Sesselfurzern zu tun. Sie hängen an ihren bequemen Büros in Whitehall und Langley. In den Lageberichten sollen ihre Projekte wie Erfolge wirken. Außerdem wird man nur befördert, wenn man saubere, gelungene Projekte vorweisen kann.«
»Sie beauftragen also jemanden mit der schmutzigen Arbeit, um ein Projekt zu vertuschen, das vor einer halben Ewigkeit schiefgelaufen ist?«, fragte ich.
Jax zuckte mit den Achseln. »Möglich wär’s.«
»Das heißt, Coyote benutzt bloß das Profil eines Serienmörders, um von seinem eigentlichen Ziel abzulenken?«
Jesse rieb sich das Bein. »Ich fürchte, das Problem ist, dass der Geheimdienst, um den es hier geht, einen echten Psychopathen beauftragt hat.«
»Auf jeden Fall«, sagte Jax, »hat Coyote Hintermänner, genügend finanzielle Mittel und möglicherweise Kontakte, die ihm Informationen zu seinen Opfern beschaffen.«
»Die beiden Agenten aus dem Bürogebäude von Primacon?«, sagte ich.
»Keine Ahnung, wer diese Männer sind. Aber im Moment können wir niemandem trauen. Wir müssen davon ausgehen, dass Coyote mit Informationen versorgt wird. Seid vorsichtig.«
Der Aasgeier über uns ließ sich von der Thermik tragen und zog seine Kreise am Himmel.
Ich stand auf und begann, auf und ab zu tigern. »Das passt immer noch nicht ganz zusammen.«
Jesse war der gleichen Meinung. »Warum sollte die Regierung alle Schüler einer Klasse töten, die giftigen Chemikalien ausgesetzt waren? Das ist wirklich zu viel des Guten.«
»Wir haben es immer noch nicht komplett durchschaut. An dieser Sache ist mehr dran.«
»Du brauchst zusätzliche Informationen. Mit wem könntest du noch reden?«, sagte Jax.
Ich zuckte zusammen. Sie stand direkt hinter mir.
»Ich müsste mit einer ehemaligen Mitschülerin sprechen, die erkrankt ist. Und vielleicht mit dem Arzt in China Lake, der damals die Highschool betreut hat.«
Als ich Jesse ansehen wollte, schien mir die Sonne direkt in die Augen, und ich musste sie mit der Hand beschirmen. »Tully Cantwell. Du hast ihn beim Klassentreffen getroffen.«
Jax nahm meine Hand. »Was haben wir denn da?«
Sie drehte meine Hand so, dass der Ring im Sonnenlicht funkelte, und kniff die Augen zusammen.
»Reines Weiß, keine Einschlüsse, sehr guter Schliff.« Ihr Blick ging zu Jesse. »Ich bin beeindruckt.«
Ihre Katzenaugen musterten mich prüfend. Dann lächelte sie, als hätte sie die Antwort auf ein privates Rätsel bekommen. Ich schluckte. Meine Kehle war plötzlich wie ausgetrocknet.
Tim drückte seine Zigarette aus. »Coyote hat eine Schwäche für Messer und Feuer.
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