SchmerzLust: Mein geheimes Leben als Domina (German Edition)
große Streckbank und zündeten uns eine Zigarette an. Claudia angelte einen Aschenbecher von der Kommode unter dem großen Spiegel. Meine Finger strichen über die Bespannung der Streckbank, und mein Blick schweifte über die detailreiche Einrichtung. Ich mochte das. Hier wollte ich lernen und arbeiten.
»Nicht alle«, antwortete Claudia bereitwillig. »Einige Dominas kommen von anderen Studios und haben sich bereits einen Namen gemacht. Die brauchen natürlich keinen Workshop mehr. Aber einige, die noch zu wenig oder gar keine praktische Erfahrung haben, nehmen ihn gerne in Anspruch. Alternativ wird es wie erwähnt auch gerne gesehen, wenn potenzielle Dominas als Aktiv-Passive beginnen.«
»Entschuldigen Sie, aber eine Aktiv-Passive bietet ja wohl ganz andere Dinge an als eine Domina.«
»Nicht unbedingt, Ariana. Die Schnittmenge zwischen einer Domina und einer Aktiv-Passiven kann sehr groß sein. Wie gesagt: Sie kann es sein. Deshalb heißen die Damen ja auch genau so: aktiv-passiv. Es sind ja keine Sklavinnen, die sich glasklar für eine Seite, nämlich die devote, entschieden haben und sich dort auch sehr wohlfühlen. Viele Aktiv-Passive lieben es sehr, sowohl ihre dominante als auch devote Ader auszuleben, haben aber eben auch Vergnügen daran, dem Gast ihre Körperöffnungen zur Verfügung zu stellen. Es gibt aber auch rein dominante Damen, die die sexuelle Komponente gerne miteinbeziehen. Diese werden Bizarr-Ladys genannt. Oft mögen sie auch nur die guten Verdienstmöglichkeiten, denn diese Mischung aus Dominanz und Berührbarkeit wird von vielen Gästen sehr geschätzt. Als engagierte Aktiv-Passive lernt man das Metier allerdings von der Pike auf, weil man mit beiden Seiten, dominant und devot, in Berührung steht.«
Das war keine Alternative für mich. Niemals! Ich mochte meine Dominanz und meinen Sadismus spät entdeckt haben, aber ich wusste ganz genau, auf welcher Seite des Machtgefälles ich stehen wollte – oben und ohne irgendwelche sexuellen Komponenten meinerseits!
Ich sah Claudia an, dass sie mein Unbehagen spürte und mir nun ihrerseits gerne Fragen gestellt hätte, aber sie schwieg dezent. Ich entschied mich für einen Themawechsel:
»Was genau macht eigentlich eine Hausdame?«
»Sie meinen, ob sie zwischendurch auch mal hinlangt oder ob sie sich lediglich um die Belange des Hauses kümmert?«, fragte Claudia spitzbübisch und verscheuchte damit jegliche Anspannung.
»So ungefähr«, lächelte ich sie an.
»Nein, ich habe keine persönlichen Überschneidungen mit der Szene. Ich arbeite hauptberuflich in der Gastronomie und lediglich nebenbei abends hier als Hausdame. Das mache ich jetzt seit einem Dreivierteljahr, und ich finde es herrlich. Ich bin so eine Art Supervisor, eine Managerin. Ich achte darauf, dass alle Zimmer immer in Schuss sind, möglichst nichts fehlt, empfange die Gäste, kümmere mich um die Bezahlung, sorge dafür, dass die Frauen sich bei den Gästen vorstellen oder spreche den Kundenwünschen passende Empfehlungen aus und bestehe darauf, dass die Frauen immer frisch lackierte Nägel haben oder zur Strafe fünf Euro in die Kaffeekasse stecken.«
Ich schaute erst auf meine unbehandelten Fingernägel und dann in Claudias Gesicht. Sie scherzte nicht.
»Ach ja, und ich scheuche die Haussklaven durch die Gegend, damit sie nicht nur sabbernd hinter den Frauen herlaufen. Meinen Job teile ich mir übrigens im Schichtwechsel mit Mandy, die Sie auch noch kennenlernen werden.«
Bevor ich weitere Fragen stellen konnte, deutete die Hausdame hinter mich und fragte:
»Ist Ihnen die kleine schmiedeeiserne Wendeltreppe schon aufgefallen?«
Nein, war sie nicht. Wenn man irgendwo mit Fug und Recht von Reizüberflutung sprechen konnte, dann in diesem Raum. Ich drehte mich um. Und richtig, da war eine schmale Treppe, die sich eine Ebene höher schraubte und den Blick auf eine Schaufensterpuppe in Kriegsuniform freigab.
»Kommen Sie, wir klettern rauf«, meinte Claudia, und ich folgte ihr die enge Stiege hinauf. Oben standen wir aus Platzgründen dicht nebeneinander und konnten so gerade aufrecht stehen.
»Ähm, was ist das denn?«, fragte ich atemlos, nachdem ich noch mehr Uniformen, ich tippte auf russische, und einen Schreibtisch mit einer riesigen Lampe entdeckt hatte.
Claudia schob sich an mir vorbei, quetschte sich hinter den Schreibtisch und schaltete die Lampe ein, die sofort ein gleißendes Licht verströmte. Sie drehte den Lampenschirm in meine Richtung, bis ich fast
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