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Schmetterlinge im Gepaeck

Schmetterlinge im Gepaeck

Titel: Schmetterlinge im Gepaeck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Perkins
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Sogar Nathan. Und mir wird plötzlich klar, dass diese überwältigende Schönheit, diese Kraft hier im Zimmer anwesend ist.
    Und dann … spüre ich noch eine andere Anwesenheit.
    Cricket steht hinter mir. Fast unmerklich berührt sein Finger meinen Seidenkimono am Rücken. Ich schließe die Augen. Ich verstehe seinen Drang, sein Bedürfnis nach Berührung. Als meine Eltern plötzlich überschwänglich Calliope beglückwünschen, schiebe ich eine Hand auf meinen Rücken. Ich spüre, wie Cricket erschrocken zurückweicht, doch ich finde seine Hand und umfasse sie. Und ich streichle seine weiche Haut bis zur Mitte seiner Handfläche.
    Er macht kein Geräusch. Und er hält still, ganz still.
    Ich lasse los und plötzlich ist meine Hand in seiner. Er wiederholt meine Bewegung. Mit einem Finger ganz langsam bis zur Mitte meiner Handfläche.
    Ich kann nicht stumm bleiben. Ich stöhne ganz leise auf.
    Im selben Moment stürmt Mrs Bell in mein Zimmer und zum Glück drehen sich alle zu ihr und nicht zu mir um. Alle außer Cricket. Ich spüre seinen Blick schwer und durchdringend an meinem Körper.
    Â»Wie weit seid ihr?«, fragt Mrs Bell.
    Calliope seufzt. »Wir fangen gerade erst an.«
    Ich mache einen Satz nach vorn und versuche, mein augenblickliches Gefühl zu verdrängen, weil es das unpassendste Gefühl der Welt zu sein scheint, wenn drei von vier Elternteilen anwesend sind. »Hi, Mrs Bell«, sage ich. »Schön, Sie wiederzusehen.«
    Sie steckt sich ihr kurzes Haar hinter die Ohren und beginnt eine hitzige Diskussion mit Calliope. Als würde es mich gar nicht geben, und es ärgert mich, dass mir das so viel ausmacht. Aber ich möchte, dass sie mich mag.
    Â»Mom, ist es nicht super, dass Lola uns hilft?« Es ist das erste Mal, dass Cricket etwas sagt, seit er unser Haus betreten hat. Seine Finger betasten seine Handgelenke nach den Armbändern, die nicht dort sind.
    Mrs Bell blickt auf, verblüfft über seine unbeholfene Unterbrechung. Dann mustert sie mich mit strengem Blick. Sie fühlt sich unbehaglich in meiner Nähe. Sie weiß, was ich für ihren Sohn empfinde oder er für mich. Oder beides. Ich wünschte, ich hätte etwas Vorzeigbares angezogen. In diesem Gerade-aus-dem-Bett-gefallen-Look komme ich mir minderwertig vor.
    Nicht gerade das, was ich ausgewählt hätte, um ihr gegenüberzutreten.
    Mrs Bell nickt. »Das ist es. Danke.« Dann wendet sie sich wieder an Calliope.
    Cricket wirft mir einen beschämten Blick zu, aber ich lächle ihn ermutigend an. Okay, an unseren Eltern müssen wir noch arbeiten. Aber das kriegen wir schon hin. Ich drehe mich um, um ein Notizbuch zur Hand zu nehmen, und bekomme mit, wie Nathan und Andy heimlich einen Blick tauschen. Ich bin nicht sicher, was er zu bedeuten hat, aber es könnte so etwas wie Reue darin stecken.
    Hoffnung wallt in mir auf. Stärke.
    Ich trete vor, um mit der Arbeit zu beginnen, und alles läuft aus dem Ruder. Jeder hat eine Meinung und Mrs Bell entpuppt sich als noch halsstarriger als ihre Tochter. In der nächsten, hektischen halben Stunde werden Wortgefechte geführt, Stoffe zertrampelt, Kleidungsstücke zerrissen. Ich versuche, bei Calliope Maß zu nehmen, als Andy mich aus Versehen anstößt und ich gegen die scharfe Kante meines Schreibtisches gedrückt werde.
    Â» RAUS !«, befehle ich. »Alle miteinander raus!«
    Sie erstarren.
    Â»Ich meine es ernst, alle außer Calliope. So kann ich nicht arbeiten.«
    Â» GEHT «, sagt Calliope und sie verziehen sich. Nur Cricket bleibt stehen. Ich grinse ihn kokett an. »Du auch.«
    Er grinst benommen zurück.
    Ich höre, wie sich Nathan im Flur räuspert. »Genau genommen dürftest du gar nicht im Zimmer meiner Tochter sein.«
    Â»Tut mir leid, Sir.« Cricket steckt die Hände in die Taschen. »Ruft mich, falls ihr was braucht.« Er sieht kurz Calliope an, dann wieder mich. »Egal, wer von euch.«
    Er geht, und ich grinse bis zu meinen Glitzer-Zehennagellack hinunter, während ich weiter bei Calliope Maß nehme. Sie greift nach einer Wimpernzange, die auf meinem Schreibtisch liegt, und klopft damit gegen ihre Hand. »Warum darf mein Bruder nicht in dein Zimmer?«
    Â»Oh. Ähm, ich darf einfach keine Jungs hier drinnen haben.«
    Â»Bitte. Hat Nathan euch bei irgendwas erwischt? Oder nein, igitt. Erzähl es mir

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