Schmetterlingsgeschichten - Chronik I - Genug geschlafen (German Edition)
sich wieder zu berappeln.
Als
sie in die Nähe des Hauses kamen, wartete die Vermieterin schon.
Die
drei Herren in ihren dunklen Anzügen waren ihr sofort sympathisch. Sie wusste,
dass sie diese Wohnung heute vermieten würde. Die Männer waren sogar genau
pünktlich. Fünf Minuten vor 15 Uhr. Das sprach für sie.
Mit
einer Gesamtfläche von achtzig Quadratmetern war es eine eher teurere
Angelegenheit und aufgrund der wirtschaftlichen Lage, konnten sich viele so
eine Wohnung nicht mehr leisten – sie hatte lange leer gestanden. Das war
natürlich nicht gut, war es totes Kapital.
Als
sich der Wortführer der Gruppe auch noch mit einem »von« vorstellte, war die
Sache für sie ohne großes Nachfragen in trockenen Tüchern.
Natürlich
trug die Tatsache, dass sie die drei Monatsmieten Kaution in bar bezahlten,
ihren Teil dazu bei.
Die
Maklerin merkte, dass Fragen nicht angebracht waren. Aber bei solchen Herren
fragte man auch nicht nach. Da hieß es: Diskretion – das Geld stimmte. Außerdem
hatte sie sich in letzter Sekunde dafür entschieden, den Preis schnell noch um
200 Euro zu erhöhen… Doch den Herren war das nicht aufgefallen. Dafür war es
eine Warmmiete – was wollten sie schon mehr?
Die
Tatsache, dass zwei der Herren eine ganz schöne Fahne hatten, störte die
Vermieterin nicht. Sie gab ihnen noch die Visitenkarte einer befreundeten
Innenarchitektin, da sie erahnte, dass auch dort noch ein bisschen Geld zu
machen war, und sie bekam dafür Provision. Die Vermieterin verließ die Wohnung
mit einem Lächeln.
Sie
hatte die Wohnung heute an »Pharso von Orso« vermietet.
******
29.
» Q uatsch. Das ist doch Wahnsinn! Das
ist nicht real!! Das ist nicht real!!!«, brüllte Sarah und lief dabei durch das
Zimmer.
»Das
kann unmöglich sein! Ich muss auf irgendetwas allergisch reagiert haben,
ansonsten sind diese Halluzinationen nicht zu erklären.
Das...
ist… nicht… real!!!!«, schrie sie und setzte sich auf die Bettkante. Ihr
Gesicht war puterrot. Sie lugte zur Minibar.
Nein,
nicht jetzt.
Sonja
hatte sie aufgeklärt. Zumindest nannte sich so der sprechende Schmetterling.
Ein sprechender Schmetterling!! Das war… ja was war es denn?
Unmöglich.
Es
gab keine sprechenden Schmetterlinge. Und dann ihre Geschichte.
Sie
sei ein Ritter. Unsinn. Sie war Soldat. Nicht mehr und nicht weniger.
Sarah
schaute zu dem Tisch mitten im Zimmer. Da saß dieser Schmetterling und guckte
sie in aller Ruhe an. Sarah schaute jetzt auf den Boden. Sie wurde
wahrscheinlich wahnsinnig. Das war die einzige Erklärung. Sie hatte
Wahnvorstellungen.
Sonja
hatte ihr alles über das Universum und die Geschichte der Ritter erzählt.
»Ich
bin allerdings ziemlich neu an deiner Seite. Bin erst vor kurzem eingetroffen,
quasi«, hatte Sonja ihr erklärt. Nur die Sache mit der Drogerie hatte sie
mitbekommen und Sarah erklärt, sie hätte diese
Gedanken-Manipulations-Fähigkeit.
So
ein Unsinn.
Sarah
schaute zu dem Schmetterling und starrte ihn an. Er saß ganz gemütlich dort und
wartete. »Ist alles wieder in Ordnung mit dir?«, fragte Sonja sie nach einiger
Zeit. »Tsssss!!«, war eingeschnappt die einzige Antwort, die der Schmetterling
bekam. Sie hatte einem Schmetterling geantwortet! Wahnsinn!! Glatter
Wahnsinn!!!
»Also,
wir können noch eine halbe Ewigkeit hier sitzen, aber irgendwann wirst du auch
mal Hunger bekommen. Dann musst du aufstehen – ob du willst oder nicht.« »Ich…ich…«
»Ja?« »Ich verstehe einfach nicht. Für dich mag das ja das Normalste der Welt
sein, aber für mich einfach nicht. Verstehst du?« »Natürlich verstehe ich dich.
Aber
wir müssen den Tatsachen einfach in die Augen schauen. Geh das doch mal wie bei
einem Einsatz an. Da ist doch logisches Denken, also Rationalität, oberstes
Gebot, oder?« »Ja, das stimmt.«
»Also,
und du musst dich da auch mal teilweise jemandem anvertrauen, oder?« »Mmh, ja.«
»Also, jetzt rekapituliere alles noch mal und nimm das als Tatsache hin, dass
du jetzt besondere Fähigkeiten hast!« »Aber, das kann ich doch nicht!« »Vertrau
mir!
Das
ist jetzt das Beste. Wie könntest du sonst etwas nachprüfen?« »Ich weiß nicht.
Nachprüfen geht doch gar nicht!« »Na, siehst du?
Wir
könnten allerdings deine Fähigkeiten ausbauen und dann testen wir die an einem
Versuchsobjekt… sagen wir… dem Zimmerservice!
Das
wäre dann doch ein akzeptabler Beweis
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