Schmetterlingsgeschichten - Chronik I - Genug geschlafen (German Edition)
sich dagegen, ruderte mit den Armen und
schrie dabei aus voller Seele: »Neeeeeein! Niiiicht!! Hiiiiillfee!!
Neeeeiiin!!! Nicht jetzt! Ich habe noch so viel zu erledigen. So viel. Es liegt
noch so viel vor mir. Großes. Wichtiges.
Noch
so viel. Neeeein. Hilllfee. So hilf mir doch jemand!!!«
Gerade,
als er seinen Widerstand aufgeben und sich in das Tal der Schmerzen fallen
lassen wollte, ging die Verkrampfung zurück. Das Weiß wich wieder dem Grau
seiner Kabine und die Schmerzen setzten wieder ein. Er konnte sein Bein nicht
mehr spüren und seine Arme kribbelten. Auch sah er noch alles etwas
verschwommen und konnte auf den ersten Blick nicht genau erkennen, was da
blinkte. Der Nila hoffte, er hatte nicht irgendeinen Schalter berührt, so dass
jetzt einer seiner Crew kam und ihn so sah. Er würde ihn erschießen.
Der
Schleier wich und er konnte auf seinem Kabinendisplay genau erkennen, was da so
blinkte:
Pharso
hatte sich wieder auf die Erde zurück gebeamt.
E r
schrieb ununterbrochen, da die Schlange von Schmetterlingen nicht abzureißen
schien. Doch langsam, aber sicher konnte er sich durch das Schnarchen nicht
mehr konzentrieren, das jetzt schon seit über zwei Stunden von hinter seinem
Rücken kam.
Es war schlimmer als ein tropfender Wasserhahn.
Bei
aller Freundschaft. Er legte die Feder beiseite, drehte sich um und ging zu dem
selig schlafenden Schmetterling.
»Wansul! Jetzt wach auf und komm deinen Verpflichtungen nach! Hörst du mich?«,
sagte Stephanus. Gähnend wachte der alte Schmetterling auf und streckte seine
müden Flügel.
»Uaah, ist ja schon gut. Gönnst du einem alten, tapferen Schmetterling nicht
seine wohlverdiente Ruhe?«, krächzte Wansul verschlafen. »Doch, doch. Nur nicht
in solch einer Lautstärke, dass ich nicht mehr arbeiten kann. Du kannst in
meine Gemächer gehen und die Türen hinter dir zu machen. Aber du solltest
lieber zu deinem Ritter fliegen, der wartet schon auf dich. Und außerdem,
schätze ich, hast du ihn ein bisschen zu lange alleine gelassen.« »Was soll das
denn jetzt heißen…zu lange allein gelassen?... Der ist ein erwachsener Ritter
und kann ganz gut auf sich selber aufpassen! Ich bin doch kein Babysitter!« »Nein,
bist du nicht, aber wenn du nicht auf ihn aufpassen kannst, dann stell ihm
jemanden an die Seite, der das für dich macht. Auch wenn das eine Frau ist, die
er, glaub ich, ganz gut vertragen könnte«, sagte Stephanus ungewöhnlich
gereizt.
»Wie, eine Frau? Was soll das denn schon wieder heißen?«
»Wie
aufmerksam verfolgst du eigentlich deinen Ritter? Ist dir denn noch gar nichts
Ungewöhnliches an ihm aufgefallen?«
Der alte Schmetterling wurde ein klein wenig rot im Gesicht, als er von
Stephanus dem Chronisten belehrt wurde. »Schau in meinen letzten Tagesberichten
nach und lese die Passagen über… Auszug aus ‚Das Leben der Gwendoline, Ritterin
der Blauen Rose, Dornträgerin von Asmor, und ihrem Gemahl Xamorphus, Ritter der
Blauen Rose, Beschützer von Ostar.’ – Liebe wird sie binden, Liebe wird sie finden.«
Der alte Schmetterling flog zu den besagten Büchern und schlug die
entsprechenden Kapitel auf. Aufmerksam las er die Kapitel und bewegte dabei
seine Lippen. Manchmal sprach er einzelne Worte aus. Als er fertig war, legte
er das Buch wieder an seinen Platz und sagte kein Wort.
Stephanus hatte wieder angefangen, zu schreiben, doch er legte die Feder erneut
ab und schaute Wansul direkt in seine alten und weisen Augen.
»Da hab ich ja ganz schön Mist gebaut, oder?«
»Das
will ich meinen. Nun flieg schon los. Dein Ritter baut gerade Blödsinn.«
S ie trugen
lange graue Mäntel und waren bis unter die Zähne bewaffnet. Operation »Morgendämmerung«
hatte gerade eine bisher ungekannte Bedeutung bekommen.
Und
ja, er musste sich eingestehen, er war ein wenig nervös, aufgeregt.
Der
Nila-Anführer hatte seinen Männern verschärft klar gemacht, dass niemand ohne
seinen ausdrücklichen Befehl feuern durfte. Sie waren sich ja noch nicht
hundert Prozent sicher. Doch die Bewaffnung, die sie unter den Mänteln trugen,
konnte einem schon den Atem verschlagen: Es war die beste mobile Feuerkraft,
die es im Universum gab. Sie war beeindruckend.
Toran
war stolz auf sich. Sie hatten die effektivsten Gewehre dabei, die die
Waffenindustrie bis dato hergestellt hatte. Der einfache Name »P-962« spiegelte
in keinster Weise die Stärke wieder. Nur das »P«, das für
Weitere Kostenlose Bücher