Schmetterlingsgeschichten - Chronik II - Rock 'n' Roll (German Edition)
wunderbar.« Es war die Mutter von Luigi Pagliatore,
und hier war er kein anerkannter Wissenschaftler. Nur der kleine Sohn und etwas
mehr - nämlich Ehemann. Streng katholisch.
»Du
Schwein. Jetzt weiß ich, wer dir nachher die Leviten lesen wird. Zwei Frauen
und ein Nudelholz«, dachte Sarah, lächelte und zwinkerte jetzt Pagliatore auf dem
Flur zu, so dass es die Mutter nicht sehen konnte. Sofort lächelte der Macho
und begann, zu phantasieren, wie der Abend wohl ausgehen mochte. Die dicke Mama
umarmte freudig alle Gäste und geleitete sie in die Wohnung.
Luigis
Frau, eine wunderschöne schwarzhaarige Römerin Ende zwanzig, stand in der Küche
und rührte in einem großen Topf. Im Arm hielt sie ein Baby. Beide, Mutter und
Frau, hatten eine Schürze an und es sah so aus, als hätte Luigi sie schon
längst angekündigt.
Die
Küche ging direkt ohne Wand in das Wohn- und Esszimmer über und alle konnten
erkennen, dass der Tisch bereits gedeckt war.
»Alle
Tedesca et Tedesco an den Tisch. Pronto!«, sagte Mama Pagliatore befehlend.
Sarah musste grinsen. Sie freute sich schon auf das Donnerwetter, wenn sie
wieder gehen würden. Sarah hatte das, was die beiden Frauen auf den Tisch gezaubert
hatten, schon oft gesehen - doch noch nie wirklich gegessen. Vielleicht schon
mal was Ähnliches in einem Restaurant, aber niemals war irgendetwas geschmacklich
so verzaubernd gewesen…wie das hier.
Sie
musste sich selber eingestehen, dass das, was die Amerikaner so selbstbewusst in
ihren feinsten Restaurants herzauberten, nicht annähernd daran kam. Es war
italienische Küche vom Feinsten.
Zumindest
wusste Sarah, dass alle Anwesenden mit diesem Gefühl im Magen gut denken
konnten. Anfangs hatte sie Zweifel, ob der Rotwein, den sie dazu tranken, nicht
eher schädlich sein würde für die Überlegungen, die sie anstrebten, aber nachdem
sie diesen Tropfen probiert hatte, war sie zu dem Schluss gekommen, dass es
unmöglich hinderlich sei. Am meisten hatten die beiden Studenten zugelangt, die
immer noch dabei waren. Als das Essen beendet war, bot Dr. Pagliatore den
beiden an, sie können jetzt gehen, da das jetzt nicht mehr zu ihrer Arbeit
zählen würde. Zur Freude von Mama Pagliatore bedankten sich die beiden
italienischen Studenten aufs Herzlichste und gingen sichtlich angetrunken in
den angebrochenen Abend. Gemeinsam saßen jetzt alle am Tisch, unterhielten sich
aber auf Deutsch, so dass Ehefrau und Mutter Pagliatore so gut wie kein Wort
von dem verstanden, was die Historiker besprachen.
»Wir
sehen da jetzt mehrere Möglichkeiten, wo unser Objekt sich befinden
könnte«, eröffnete Luigi Pagliatore die Diskussion.
»Wenn
wir natürlich mehr Informationen hätten, würden wir viel konkretere Angaben
machen können und schneller an unserem Ziel angelangen. Also. Unser Objekt muss
sich zu der Zeit der beiden großen Künstler und Bauherren Gian Lorenzo Bernini
und Francesco Borromini in der Zeit um 1600 bis 1670 befinden. Die beiden waren
erbitterte Konkurrenten, so dass sich unser Objekt nur in die eine oder andere
Richtung bewegt haben kann. Nach euren Angaben hat der Mönch Francesco Filatore
sich das Buch im Januar 1642 nach dem Tod von Galileo Galilei angeeignet. Da in
der Zeit aber die Bauwerke von Borromini eher rar bis gar nicht vorhanden sind,
muss es sich um eines von Gian Lorenzo Berninis Kreationen handeln. Verstärkt
wird die Argumentation auch dadurch, dass er seit 1629 Chefarchitekt von St.
Peter wurde. Wenn der Mönch das Buch versteckt hat, muss er gewusst haben, was
sich in ihm befindet. Das heißt, dass er es selber gelesen haben muss und
erkannt hat, dass es sich dabei um etwas handelt, was geschützt werden musste.
Seine Beweggründe kennen wir aber nicht, oder?«, fragte er in die Runde -
verneinende Kopfschüttler.
»Da
er aber ja selber Aufgaben hatte, und es sich um ein Werk von mehreren tausend
Seiten in einer Sprache, die er vielleicht nicht direkt kannte, handelte,
könnte es möglich sein, dass er es für sich auch selber noch übersetzen musste.
Und zu dieser Zeit kann das Jahre gedauert haben.«
»Nicht
jeder Römer kann Latein«, sagte Kuhte.
»Wie
würdet ihr vorgehen, wenn ihr ein Buch übersetzen wolltet, bei dem ihr den
Inhalt dem Übersetzer nicht vollständig anvertrauen könnt?« Alle schauten den
Doktor an.
»Ich
würde für die verschiedenen Passagen mehrere Übersetzer nehmen und sie keinen
Augenblick allein mit dem Buch lassen. So würde ich es dann
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