Schmetterlingsgeschichten - Chronik III - One (German Edition)
sie mitbekommen, wie ihre
Kleine, als sie alleine mit ihr unterwegs war, zu weinen angefangen hatte, wenn
sie jemanden traf, dessen Aura alles andere als gut war.
Öfters
hatte sie die Personen auch gekannt, weshalb sie wusste, dass nicht immer alles
mit ihnen koscher war.
Ihre
Kleine konnte gute von schlechten Crox voneinander unterscheiden, nur in dem
sie sie ein Mal anguckte.
Der
mitfühlende Blick der Mutter verwandelte sich in einen auffordernden.
Sie
hatte ihre Pflicht getan, als sie das Schwert erkannt und es dem Wächter
gebracht hatte. Vielleicht war es jetzt die Zeit ihrer jüngsten Tochter, ihre
Pflicht zu tun?
»Wenn du an Sebastian glaubst, dann geh zu ihm und sag, dass er Samis ist«,
verrieten die Augen der Mutter der Kleinen.
Niemand
bekam es mit.
Alle
Aufmerksamkeit ruhte auf dem anklagenden Alten und dem vermeintlichen Dieb,
Sebastian.
»Hier ist niemand, der vortreten und deine Behauptungen stärken würde. Siehst
du?«
Sebastian
hatte sich wieder zu ihm umgedreht.
Panik
durchkribbelte seinen ganzen Körper.
Er
war so nackt gegen diese Behauptungen. Er konnte ja nichts beweisen.
Er
schaute auf Sismael und dachte: »Du Arsch«. Schleppt ihn auf diesen Planeten,
was er ja seelenruhig mit sich hatte machen lassen, lässt ihn beinahe sterben,
wenn da nicht der Panther gewesen wäre, der ihn auch in die Hände dieser Crox
geführt und gelenkt hatte, und lässt ihn jetzt hängen, wo er seine Hilfe
wirklich hätte brauchen können.
Ohne
seine Fähigkeiten, ohne Sismael, ohne Pharso und ohne Jens wusste er einfach
nicht, was er jetzt noch machen konnte, ohne dass sie ihn vielleicht am Ende
noch an einem Galgen aufhängen würden, wegen dieses Hochverrats oder
Verbrechens an »was-weiß-ich-was«.
Da
spürte er wieder diese kleine Hand.
Sebastian
war so konzentriert gewesen, dass er nicht mitbekommen hatte, wie sie unter
einem theatralischen, erwachsenen Schnaufen hinter den Beinen ihres Vaters
hervor gekrochen war und sich neben ihn gestellt hatte.
Überrascht
schauten sie alle an, während der Mutter ein sanftes Lächeln im Gesicht wuchs.
Sebastian schaute zu ihr runter. Sie blickte ihn entschlossen an.
»Ich glaube nicht, dass er lügt«, stellte sie sich auf seine Seite.
Der
Alte reagierte sofort. Jeder hatte das Wort zu sprechen, auch Kinder.
»Du sagst also, dass er Samis der Ritter ist, der, der hier auf dem Bild
gezeichnet wurde?«, konterte er und hielt ihr die Buchseite hin.
Aufmerksam
schaute sie sich das Bild an. Der Mann da war garantiert nicht Sebastian.
»Nein, das da ist er bestimmt nicht. Er sieht ja ganz anders aus. Aber ich
glaube, was er da von dem Schlafen und dem Erwachen in seinem Körper gesagt
hat, das stimmt!«
Sebastian
konnte nur zuschauen, wie hier über ihn und seine Zukunft geredet wurde. Noch
nicht mal Lukas war hier, so ein Mist!
»Ich glaube nicht, dass er lügt, sondern die Wahrheit sagt«, fuhr sie fort und
drückte dabei leicht die Hand von ihm, was nur er wahrnahm.
Jetzt
traten zwei ältere Brüder von ihr nach vorne. Niemand hatte sie angeschaut, als
sie sich stumm absprachen, dass auch sie nicht glauben konnten, ihr Freund
Sebastian sollte ein gemeiner Dieb sein.
»Wir glauben auch nicht, dass er lügt!«, stimmten sie zu und gingen zu ihrer
Schwester.
Wie
ein Ruck durchfuhr es jetzt den Rest der Geschwister und sie stellten sich alle
stumm um Sebastian herum.
Vater
und Mutter schauten sich an, während der Alte jetzt nicht wusste, was er machen
sollte. Samis war seit Jahrhunderten nicht mehr hier gewesen, um mit ihnen
Schwerter zu schmieden. Es gab keinen Lebenden mehr, der seine Aussagen
bestätigen könnte.
Was, wenn der Junge recht hatte? Was, wenn er dann folglich gerade Samis
beleidigte, weil er ihn nicht erkannte?
Skeptisch
schaute er ihn an. Und dann waren da die Kinder, sie waren Crox, und sie
vertrauten ihm, obwohl ihre Mutter schon längst erzählt hatte, wie sie ihn
gefunden hatten. Der Alte schaute sich in den Reihen um.
Waren
vorher noch alle überzeugt gewesen, Sebastian musste ein Dieb sein - es gab
keine andere Möglichkeit - so waren es jetzt nur noch wenige, die bei ihrem
Standpunkt, den er selber verursacht hatte, blieben.
In
den anderen Gesichtern konnte er lesen, dass sie auch geneigt waren, dem Jungen
jetzt zu glauben.
Einige
waren mittlerweile so weit, dass sie ihn, den Wächter, schuldig ansahen. Und
nun?
»Aber du bist nicht der,
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