Schmetterlingsgeschichten - Chronik III - One (German Edition)
sprenkelten und ihn zum Lieblingsenkel seiner Großmutter gemacht
hatten.
Jeder
der ihn sah, hielt ihn zwangsläufig für ein Kinder-Model: reine Haut,
wunderschöne Konturen.
Das
war allen klar… und den Mädels auch. Und genau hier lag seine Aufgabe.
Diesen
Kleinen konnte man noch zu einem richtigen Mann formen, bevor der weibische
Einfluss auf ihn zu groß wurde und er am Ende noch ein Puddingteilchen wurde.
Auch
jetzt begrüßten die beiden Mädchen ihn mit strahlenden Augen. Sie hatten sich
besonders hübsch gemacht und sich das Parfum ihrer Mütter stibitzt.
Wenn
die Mädels so weitermachten und ihn so umgarnten, dann würde er, wenn er älter
wurde, so ein feinfühliger, tighter Gentleman werden, der mehr Zeit vor dem
Spiegel verbrachte, als bei der Arbeit.
Wahrscheinlich
würde er nachts weinen, wenn ihn eine Mücke stach, weil die Schmerzen nicht in
dem großen göttlichen Plan vorgesehen waren, der ihn mit dieser atemberaubenden
Schönheit ausgestattet hatte.
Die
Welt wäre andauernd nur ungerecht zu ihm… und unfair.
Er
war eindeutig von der Natur begünstigt worden, und niedere Arbeiten würden für
ihn niemals in Frage kommen.
Die
Menschen waren nicht gleich, sondern wurden von Geburt an mit Privilegien
ausgestattet. Für ihn würde das nur Liebe mit möglichst vielen schönen Frauen,
geschenktem Geld und absoluter Anerkennung für sein Wesen bedeuten.
Aber
er konnte das verhindern.
Er
war in der Lage, ihm zu erklären, dass Treue zu einer Frau mehr Anerkennung in
der Gesellschaft fand als Untreue - auch wenn sie nicht zur Aussprache kam.
Auch
dass man für sein Geld arbeiten musste. Und dass richtige Mädels mehr darauf
standen, dass er in ihnen einen Menschen sah, und nicht nur das Ding, mit dem
man sich abends unter den anderen präsentierte… und den Spaß danach.
Johnny
war froh, dass er seinen Beitrag hier in Rom leisten konnte.
»Also!
Stillgestanden!«, brüllte er die beiden Mädchen und Mario an.
»…Wer opfert sich als erster?«
»Ich,
Sir. Jawoll, Sir.« Prima, der Bengel hatte sich das gemerkt.
Johnny
flog leicht gebückt vor den dreien auf und ab, hatte dabei eine Hand an der
Brust und eine Hand auf dem Rücken.
»Was machen die Jungs?«
»Sich
opfern, schützen und retten. Auch wenns weh tut.«
»Prima!«, lobte ihn Johnny.
»Was
machen Jungs nicht?«
»Sir!
WWF! Sir! Wegrennen, weinen und flanieren! Sir«, strahlte ihn Mario jetzt an.
»Sir?«, fragte Mario.
»Ja,
was gibt es, mein Sohn«, sagte Johnny jetzt mit milder, warmer Stimme.
»Ich bin heute nicht um den Fußballplatz herumgegangen, aus Angst, dass meine
Sachen dreckig werden könnten. Ich hab mich in die Pfütze vors Tor geworfen und
mich hin- und hergewälzt. Genau, wie du es gesagt hast!«, verkündete der Junge
stolz und streckte seine Beine nach vorne.
Er
hatte eine kurze beige Hose an. Seine freien Beine und seine Hose waren
ordentlich mit Dreck überzogen.
»So ist es gut, mein Junge.«
»So…
und nun zu euch Mädels!«, brüllte Johnny wieder los.
Die
Mädchen mussten jetzt kichern. Das waren sie, die Mädels. Hihi.
Johnny
verdrehte die Augen.
Bei
den beiden klappte das nicht so, wie bei Mario.
»Wie
lautet die oberste Devise für Mädchen?«
»Zu jeder starken Frau gehört auch ein starker Mann«, strahlten die beiden ihn
im Duett an. Oh, Mann. Römerinnen.
»Andersrum, Mädels. Andersrum.«
Die
zwei Kleinen waren vier und sechs, wenn er das richtig in Erinnerung hatte.
Und
schon so früh war bei ihnen Hopfen und Malz verloren.
Frauen
hatten wohl ein Unbiegsamkeits-Gen tief in ihrer DNS verwurzelt, was sie zu den
eigentlichen Chefs machte.
Zwangsläufig
musste er jetzt an seinen Ritter Jack denken.
Grausam.
Absolut grausam.
Er
war seit der Sache in London lammfromm, wenn Evelynn um die Ecke kam.
Gelegentlich bekam er völlig unkontrolliert einen knallroten Kopf, wenn der
Name »Evelynn« in der Runde fiel, in der er sich aufhielt.
Johnny
wusste, dass Jack das eigentlich nicht wollte, aber so bald sie um die Ecke
geschneit kam, waren alle guten männlichen Ansichten verworfen… und er schmolz
wie Butter.
Aber
das konnte er an dem Kleinen ja vielleicht ändern. Oder zumindest solange
rauszögern, dass er noch genug von ihm hatte, bevor sich eins dieser
Liebeslassos um sein unabhängiges Herz geworfen hatte… und ihn nicht mehr ihn
selbst sein ließ.
»Okay.
Habt ihr Troopers gesehen?«
»Sir!
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