Schmetterlingsgeschichten - Chronik III - One (German Edition)
dem er nicht trauen konnte.
Er
war höflich, voll auf die Union fixiert, skrupellos und ohne Herz.
Eigenschaften, die jeder Nila mitbringen musste.
Aber
irgendwas war da, das sagte ihm sein Gefühl.
Wenn
er Glück hatte und sich anstrengte, würde er nach seiner Abreise entweder noch
einen Rang steigen, oder man bot ihm an, dass er mit den hier stationierten
Troopers bei deren Abreise, nach der Ankunft der Gesellschaftsarmeen, mit flog.
Die
Männer, die für ihn arbeiteten, sollten wissen, dass sie etwas Besseres waren.
Um
dieses Gefühl zu verstärken, hatte er dafür gesorgt, dass sie Quartiere in den
Schiffen im Orbit bekamen. Er wusste, so was hatten sie noch nie gemacht. Und
alleine jeden Tag mit einem Transporter zu fliegen oder gelegentlich mit einem
Richtstrahl hin und her befördert zu werden, war schon eine Sache, die ihnen
das Gefühl gab, privilegiert zu sein. Durch das Fliegen über den Köpfen der
Menschen ergab sich automatisch das Gefühl, sie würden über den anderen Erdenbewohnern
stehen - höher.
Zumindest
hatten sie mehr Rechte und Freiheiten als andere Menschen auf der Erde. Für ihn
war das allerdings eine alltägliche Sache, die viel zu stressig war. Deswegen
hatte er sich auch direkt hier in Spanien eingenistet.
Die
meisten Troopers, die auf der Erde waren, wollten auch hier unten wohnen, da
ihnen das ewige Hin und Her viel zu anstrengend war.
»Sir,
ich habe alles aus den Tagesausgaben der letzten vier Wochen bereits zusammen.
Nur die letzten sechs Tage fehlen noch. Wenn sie mir freundlicherweise bitte
ihre News von heute ebenfalls geben würden, dann kann ich den Rest auch
eintragen. Wenn sie noch warten wollen, bis ich fertig bin? Sie können auch
jetzt schon mal einen Blick drauf werfen…«, unterbrach ihn der Adjutant. »…Ich
muss nur schnell noch was holen.«
Langsam
drehte er sich um und schaute auf den Tisch.
Die
Karte des Planeten lag dort ausgebreitet. Er hatte dem Adjutant aufgetragen,
die Artikel durchzugehen und überall ein kleines Fähnchen reinzupieken, wo es
kleinere Widerstände, Vermisstenmeldungen von Troopern oder Unfällen gab. Und
das, was er da sah, verursachte ein ungutes Gefühl bei ihm.
Bin ich der Einzige, der das sieht? Oder auf die Idee gekommen ist?
Da
kam sein Adjutant wieder zurück.
Sein
Plastik-Kästchen mit Fähnchen war leer gegangen. Er hatte ein neues geholt,
öffnete es und stellte dies neben die leere Schachtel.
Dann
machte er weiter.
Der
Adjutant nahm eine Zeitung und ging die Artikel und Meldungen nacheinander
durch. Dabei fuhr er mit dem Zeigefinger über das Blatt.
Wenn
er etwas nach seinen Suchkriterien fand, dann griff er nach einem Fähnchen und
stach es in die Karte.
Sullivan
Blue schaute ihm zu und wusste bereits jetzt, dass das eine Entdeckung war, die
er unbedingt dem Lordprotektor zeigen musste.
Es
war seine Pflicht. Denn er hatte das Gefühl, er schaute auf einen siedenden
Wassertopf und nicht auf einen ruhigen Planeten, der der Union unterstand.
Überall
auf der Erde waren Unruhen, so nannte er das jetzt einfach, weil er durch die
Fähnchen nicht wusste, aus welchem Anlass - ob es vielleicht einfach nur ein
harmloser Unfall oder ein Attentat war - sie in die Karte gestochen waren.
Aber
eines war klar: Für einen ruhigen Planeten waren das eindeutig zu viele.
Wie
kleine Pilze saßen die Fähnchen auf den Kontinenten.
Sein
Blick galt Europa, weil er hier schließlich war.
Ballungszentren
hatten automatisch mehr Fähnchen. Wo mehr Menschen waren, konnte auch mehr passieren.
Am
häufigsten piekste der Adjutant in die Städte London, Berlin, München und Rom.
Dort
waren mindestens zehn oder auch mehr von den Teilen.
Hatte
er nicht letztens erst gelesen, dass der Premierminister von Großbritannien
vermisst wurde?
Ein
irdischer, politischer Vertreter, der dabei helfen sollte, seine Bevölkerung zu
beruhigen? Hatte er sie reingelegt?
Dabei
wusste er doch, dass es Staatensysteme nicht mehr gab, sondern die Menschen und
die Erde als »Eins« betrachtet wurden.
Ein »Ganzes«.
Sie
machten keine Unterschiede. Bei gar nichts.
Reichtum,
den sich Menschen angesammelt hatten, war für die Union nutzlos.
Im
Unionssystem konnte man sich mit einer Million Euro vielleicht das Mitleid
eines Händlers besorgen, aber nicht seine Waren.
Sie
hatten die Menschen alle auf einen Level gesetzt, und nur die wenigen früheren
politischen
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