Schmetterlingsgeschichten - Chronik III - One (German Edition)
weiterkämpfen.«
Schweigen.
Sowohl
Jens als auch Pharso wussten nicht, was sie sagen sollten.
Jens
wurde übel. Sein Herz fühlte sich leer an. Er starrte gegen die Wand.
Sebastian
stand auf und ging zu dem Tisch, auf dem sein Schwert Sismael lag. Sebastian
zögerte. Er schaute das Schwert an.
Sismael
gehörte zu ihm. Das hatte er mittlerweile akzeptiert. Trotzdem mochte er diese
Waffe nicht. Sie rief einen inneren Widerstand in ihm auf. Er wollte Sismael
nicht berühren, aber er musste.
Nicht
nur für sich, sondern um den anderen den wahren Grund zu erklären.
Als
er das kalte Metall anpackte, spürte er sofort das feurige, barbarische, wilde
Leben in der Klinge. Langsam erwachte Sismael wieder zum Leben und gelangte in
seinen Verstand. Warm und vertraut.
»Wir
müssen los. Morgendämmerung, mein Freund. Eile dich, wenn du diesen Kampf
gewinnen willst«, hauchte die Stimme.
»Erkläre
den anderen, was du mir gezeigt hast«, forderte Sebastian Sismael auf. Pharso
beobachtete mit Entsetzen, was dort gerade passierte.
Darüber
hatte er nichts gewusst. Niemand hatte etwas Genaueres über die Schwerter
gewusst - nur, dass sie halt einfache Schwerter waren. Ein Symbol. Mehr nicht.
Und jetzt hatte es den Anschein, dass Sebastian mit dem Schwert kommunizierte.
Eingehüllt
wie in ein religiöses Ritual sprach eine Stimme aus Sebastian, die einen Bann
erzeugte, dem sich die Anwesenden nicht widersetzen konnten.
Jens
wurde aus seiner Starre gerissen und ging auf Sebastian zu.
»Berührt
mich«, sagte die Stimme durch Sebastian. Auch Pharso ging jetzt auf Sebastian
zu und packte das Metall an.
»Ich
bin Sismael, Herr der Schwerter, der zu euch spricht.«
Alle
drei berührten die Klinge und schlossen automatisch ihre Augen. Diese Stimme
kam aus einer Zwischenwelt.
Als
sie plötzlich wieder die Augen aus einem Impuls heraus öffneten, den sie nicht
erklären konnten, befanden sich alle drei an einem anderen Ort. Nicht mehr in
dem Raum von Sebastian in der unterirdischen Verteidigungsbasis des Rosenordens
auf Sadasch.
Jetzt
standen sie an einem Ort, der von Nebel gefüllt war. Sie berührten nicht mehr
das Schwert, sondern standen frei da. Alle blickten sich um. War das ein Traum?
Sie waren barfuss, doch schienen sie überhaupt keinen Boden unter den Füßen zu
spüren. Schwebten sie?
»Kommt
hier rüber«, befahl eine Stimme.
Die
drei blickten sich um, doch sie wussten nicht, woher sie kam. Hier war Sebastian
auch noch nie gewesen. Zumindest nicht, dass er sich erinnern konnte. Und Samis
in ihm schwieg. Wie er es schon seit längerem tat.
Waren
sie tot? War eine Katastrophe eingetreten, während sie eine Besprechung auf dem
Planeten hielten? War der Tod so unerwartet schnell gekommen, dass es das schon
gewesen war? Einfach so? War vielleicht eine Bombe explodiert? Einfach aus dem
Nichts? So schnell, dass sie gar nicht mitbekommen hatten, wie sie gestorben
waren? Ohne Schmerzen? Einfach aus? So schnell? Einfach weggerissen aus der
Wirklichkeit und dann hier gelandet? Die Zwischenstation auf dem Weg zur Hölle
oder zum Himmel? Aber wer sprach dann da zu ihnen?
Keiner
konnte und wollte etwas sagen.
Die
Luft roch modrig feucht.
Sie
konnten riechen! Jens wurde nervös. Doch halt. Jens Gedanken fingen an, zu
rasen. Meine Sinne sind ja noch da!!
Wenn
im Himmel der Ort für Freude und die Hölle der Ort für Qualen waren, dann
musste diese Zwischenwelt ein Ort ohne jede Regungsmöglichkeit sein. Nur so
ließ sich der Tod erklären. Die Zwischenwelt als ein Nichts. Keine Sinne, kein
gar nichts. Erst wenn der Richter entschieden hatte, konnte man wieder fühlen.
Schmerzen oder Glück.
Aber
er konnte riechen, und jetzt merkte er auch, dass dort etwas unter seinen Füßen
war. Sie konnten zwar nicht sehen, was, aber da war definitiv etwas.
Das
konnte nur eines bedeuten: Sie waren nicht tot.
Aber
wo waren sie dann?
»Kommt
hierher«, forderte sie die Stimme wieder auf. Allerdings wusste keiner, aus
welcher Richtung die Stimme kam.
Jens
machte als erster einen Schritt. Und dann noch einen.
»Weiter«,
kam es wieder aus dem Nebel.
Dann
merkten sie, wie die Sicht besser wurde. Und dann waren sie da: Ein Ort für
Krieger. Ein Ort für tote Krieger.
Walhalla?
Jenem legendären Ort, den die Wikinger kannten?
Langsam
nahmen sie Geräusche wahr, die denen eines Festbankettes glichen. Vor ihnen
baute sich eine Königshalle auf. Besser, eine
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