Schmetterlingsgeschichten - Chronik IV - Schmoon Lawa (German Edition)
die Augen vor Befriedigung geschlossen.
Jetzt versuchte der Vergewaltiger, sie gleichzeitig zu wenden und dabei seine
eigene Hose zu öffnen. Als er seine Gürtelschnalle löste, die Hose bereits fiel,
rutschte der Halfter seiner Plasma-Pistole so nah an ihre Hand, dass sie
zugreifen konnte. Ohne wirkliche Kontrolle über ihre Handlungen, zog sie in
Panik an der Waffe. Noch ehe der Mann sich dessen bewusst war, was gerade
geschah, drückte sie ab. Der Schuss durchbohrte den Vergewaltiger, riss ein
faustgroßes Loch in seinen Bauch und… erwischte auch den anderen Nila!!
Mit
vor Schreck erstarrten Augen tropfte dem toten Nila über ihr noch der Lustspeichel
aus dem Mund auf ihr Brustbein.
Dann
folgte das Klatschen des zweiten tot zusammengebrochenen Nilas.
»Iiiihiih«,
schrie die Studentin angeekelt. Die Waffe hatte sie bereits fallen gelassen.
Jetzt
stemmte sie panisch den Leichnam mit beiden Händen zur Seite. Wie ein toter
Sack plumpste der Mann auf den Boden. Sie waren beide tot.
»Du
bist nicht alleine«, hallte es wieder in ihrem Kopf.
»Lauf!!
Jetzt lauf!«
Sie
halluzinierte einen Schmetterling, der ihr den Weg wies. Noch im Aufstehen
griff sie sich die Waffe, ging schnell zu der Wasserflasche und rannte barfuss
los.
»Lauf!!
Lauf!! Dein Leben wird wieder einen Sinn haben! Und es wird dir gehören! Dir
alleine! Du wirst bestimmen, was du daraus machst«, feuerte sie die Schmetterlingsstimme
an.
******
16.
E r war schon einmal in einem Fußballstadion gewesen. Der
Lärm vor ihm übertraf dies um ein Vielfaches. Er kam fast dem Krach innerhalb eines
Crox-Berges gleich - aber nicht ganz: Das war lauter.
Und
er war nervös.
»Ich
hab dabei irgendwie kein gutes Gefühl«, zweifelte Sebastian Feuerstiel. Auf
seiner Schulter saß Lukas, die Brust stolz aufgeplustert. Ein kleiner
verliebter Lichtpunkt kreiste nicht weit weg von ihm, und passte schön auf ihn
auf.
Sie
waren in der riesigen Ruhmeshalle von Sadasch, deren Spiegelbild nur die
Unendlichkeit sein konnte. Weißer Marmor mit golden eingelassenen Bildern
musste von Künstlern verarbeitet worden sein. Zwanzig Säulen zu jeder Seite
stützten das Dach - fünfzig oder sechzig Meter hoch - wenn nicht höher. Nach
hinten und an der Seite war die Halle geschlossen. In der Mitte stand die
Gruppe um den obersten Ritter des Rosenordens.
»Wie
viele?«, wollte Lukas noch einmal wissen.
Darfo
wackelte vor Nervosität wild umher und merkte gar nicht, dass er am Daumen lutschte.
Kurz vor der Hyperventilation.
Pharso,
Cassandra Taksch, Abgeordnete Fu Ling Shu, Chester und Darfo waren zur Linken
von Sebastian. Sie hatten die festlichste Garderobe an, die es auf Sadasch gab.
»Wir
tippen: über sechs Millionen«, grinste General Konstantin Montgomery. Es machte
ihm eine wahre Freude, die Schmetterlinge mit dieser unvorstellbaren Zahl zu
konfrontieren.
General
Butch McCormick, Flottenadmiral Chess von Hugenei, Vize-Admiral Jessrow
Troustan und General Cäsar Augustus genossen sichtlich diese Situation. Sie
hatten die Schmetterlinge noch nie so durcheinander gesehen.
»Aber
wahrscheinlich noch viel, viel mehr«, kommentierte Vize- Admiral Jessrow
Troustan die Antwort, und tat so, als wäre es total unbedeutend.
Während
Darfo den Daumen aus dem Mund nahm und an seinen Fingern die Zahl sechs
abzählte, klopfte Pharso Sebastian stolz auf die Schulter – Lukas musste
schnell aufspringen, brachte aber vor Aufregung zitternd kein einziges Wort
über die Lippen - und ging wortlos in seinem weißen Galaanzug in Richtung Ausgang
der Halle. Es dauerte fast zwei Minuten, bis er zwanzig Meter vor der wartenden
Masse war. Die Lebewesen in den ersten Reihen konnten noch sehen, wie sich der
Hüter der Ritter in die Jackett-Innentasche griff und einen Zettel
herausfischte: die Rede.
Auch
Sebastian sollte eine halten… wie es sich für einen Politiker der Superlative
gehörte.
Noch
bevor Pharso die Festhalle verlassen hatte und sich den genau 201 Stufen
näherte, die runter auf den Platz der Commundia Sadaschia führten, machten sich
auch Cassandra Taksch und Abgeordnete Fu Ling Shu auf den Weg nach vorne. Mit
einem warmen Lächeln, das von leichten Tränen untermalt wurde, drehten sie ihre
Blicke nach vorne.
»Wie
viele?«, brabbelte Darfo noch einmal, bevor Chester Sebastian ein weiteres »Wird
schon« auf den Weg gab.
»Sechs
Millionen«, schnellte es Butch McCormick noch einmal raus. Darfo
Weitere Kostenlose Bücher