Schmetterlingsgeschichten - Chronik IV - Schmoon Lawa (German Edition)
hinunter, und die beiden Schmetterlinge auch. Dann blickten ihn beide
an. Alle drei hatten denselben Gedanken, es schien aber so, dass Jack sie um
ihre Meinung fragte.
Beide
lächelten und nickten.
Okay
- dann los: Jack ließ den Gefangenen kopfüber die Treppe herunterpurzeln.
Dumpfe Schläge auf kaltem Granit. Er war ein Schwein, und wenn er sich dabei
das Genick brach, war es auch nicht schlimm.
Sie
konnten schon die Schreie der Männer hinter sich hören, als Jack bereits die
Platte wieder auf ihre Position zog und sie sanft in die Fugen fallen ließ. Von
oben konnte niemand mehr etwas erkennen.
Danach
ging er noch bis zu dem Ende der Treppe, drückte einen nur für ihn sichtbaren
Schalter, und eine Panzerplatte versiegelte wieder den Ausgang. Jetzt konnten
sie weitermachen.
Sie
hatten zwei ranghohe Offiziere der Union. Die Befreiungsarmee der Erde war im Besitz
zweier Nilas.
Als
die Gruppe unten angekommen war, hatten sie sich zwei Arrestzellen für die
Nilas gesucht, die so weit voneinander entfernt waren, dass sie sich unmöglich
miteinander verständigen konnten. Hinter einer Wand von gleißendem Licht waren
sie nun in einem Raum von drei mal drei Metern arretiert. Bis auf den Flur war
das Gebrüll des einen Mannes zu hören, der die Rache des ganzen Universums verkündete:
Der machtlose Nila prophezeite den Untergang der gesamten Menschheit.
Der
andere war vollkommen merkwürdig.
Das
fanden Sonja und Johnny jetzt auch. Sie hatten ihre Ritter begleitet, bis sie
fortgegangen waren, blieben dann allerdings noch bei dem Eigenartigen.
Eigentlich wollten sie beide nach der Mission wieder etwas Zeit für sich haben,
um etwas zu »knutschen«, doch irgendwas stimmte mit dem da nicht. So sehr, dass
sie ihre private Zeit nach hinten verschoben. Ihre Neugierde war so stark geweckt
worden, dass sie herausfinden wollten, was hinter dem Wesen steckte.
Aber
was? Und wo sollten sie anfangen?
Der
Mann in seiner roten Uniform ging kurz auf und ab. Hinsetzen konnte er sich nur
in der Mitte des Raums, an die Wände konnte er sich nicht lehnen, da er sonst
einen Energieschlag bekommen hätte.
»Bist
du krank?«, wollte Johnny unverblümt wissen.
Sonja
verpasste ihrem Freund einen Ellenbogenstoß. So konnte man doch nicht anfangen.
»Was
denn? Bekloppt ist er bestimmt nicht«, verteidigte sich der Mini-Macho.
»Oder
bist du es doch?«
Wieder
ein Stoß in die Seite. Tssss. Frauen. Jetzt würde er gerne eine Zigarre
rauchen, aber auch das hatte ihm Sonja bereits nach einem Tag ihrer Liaison
verboten. Tssss. Bier war auch für Schmetterlinge tabu. Tssss. Frauen.
Wenn
Beziehungen immer so kompliziert waren, dann wollte er sich das nochmal überlegen.
Aber
jetzt erstmal wieder zu dem Gefangenen. Sie mussten sich schließlich beeilen,
denn wenn Jack und Sarah nachher kamen und ihn ausquetschten, dann würden sie
alles erfahren, und die beiden Schmetterlinge vielleicht nicht. Jens führte
Verhöre nicht durch. Irgendwie glaubte hier jeder, er würde das nicht hinbekommen.
Für
Johnny war er schon ein leichtes Weichei.
Aber
wieder zu dem Nila.
»Bist
du jetzt ein Arsch oder nicht? Was ist? Haben sie dir die Zunge
rausgeschnitten? Oder was?«
Bei
den Worten flog Sonja hoch und schwebte genau vor dem Ge- sicht des Gefangenen.
Keine Reaktion.
»Ihr
seid in der Lage, Millionen von Menschen zu töten und zu quälen…aber nicht
selber zu sprechen?«
Bei
dem Satz zuckte es im Gesicht des Nilas, und Sonja, die immer noch an Ort und
Stelle schwebte, konnte in seinen Augen auf einmal eine schwarze Leere erkennen,
so, als wäre eine ganze Welt untergegangen.
Die
Apokalypse hatte diese Seele bereits verschlungen.
Schnell
drehte sie sich zu ihrem auf dem Tisch sitzenden und plärrenden Freund Johnny
um, der nun locker mit den Füßchen baumelte. Mit ihren Händen machte sie
kreisrunde Bewegungen, er solle weitermachen. Freudig nahm Johnny das Angebot
an.
Wann
erlaubte es schon mal eine Freundin, alles zu einem Menschen zu sagen, was man
wollte? Vollgas!!
»Du
bist nur ein mieser Menschenschlächter ohne jede Form des Gewissens. Deine
Seele wird in der Hölle schmoren wegen der Verbrechen, die du zu verantworten
hast. Du dreckiger Penner. Wenn ich könnte, würde ich dir jetzt gerne die Eier
abschneiden.«
Als
wäre in diesen Worten eine magische Formel gewesen, bewegte sich der Mann jetzt.
Sonja
flog erschrocken zurück, und schaute Johnny ratlos an.
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