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Schmetterlingsschatten

Schmetterlingsschatten

Titel: Schmetterlingsschatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronika Bicker
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Mutter nur. Sie klang nicht wütend, nur unendlich erschöpft.
    Widerspruchslos folgte Elena ihr. Als sie die Treppe hinaufging, hörte sie, wie ihre Mutter den Schlüssel in der Haustür herumdrehte. Ein Klumpen der Wut stieg in ihrem Hals hoch. Ich werde niemals etwas dürfen. Ich sollte einfach abhauen. Weit fort.
    Sie erreichte Vivienne auf ihrem Handy. »Mama lässt mich hier nicht weg, ich kann nicht kommen.«
    »Was ist denn mit der los? Hast du ihr nicht gesagt, dass du zu mir willst?«
    »Das hat sie nicht geglaubt.«
    Vivienne seufzte. »Deine Mutter spinnt. Hör mal, soll ich alleine zu dem Treffen gehen? Ich kann ja sagen, dass du nicht kommen konntest. Zumindest kann ich mir den Typ mal ansehen und vielleicht einen neuen Termin mit ihm ausmachen.«
    Elena überlegte. Viviennes Vorschlag war vernünftig. Aber der Schreiber der Briefe hatte mit ihr reden wollen und irgendetwas in Elena sträubte sich dagegen, Vivienne den Vortritt zu lassen. »Ich weiß nicht, vielleicht ist es ja doch gefährlich, wer weiß. Ich möchte nicht, dass dir etwas passiert«, argumentierte sie, »lass uns lieber das nächste Mal zusammen hingehen. Er wird sich sicher noch einmal melden.«
    »Na, wenn du meinst. Soll ich vorbeikommen?«
    »Ist glaube ich keine gute Idee, meine Mama ist heute wirklich komisch.«
    »Okay. Bis morgen dann.«
    »Bis morgen.« So schnell, wie Vivienne das Gespräch beendet hatte, wusste Elena, dass sie immer noch etwas wütend sein musste. Das war schade, aber Elena musste ohnehin noch Tristan anrufen und ihm Bescheid geben. Schweren Herzens suchte sie aus dem Telefonbuch die Nummer seiner Tante heraus und griff erneut zum Hörer.
    Der Briefeschreiber meldete sich weder am Dienstag noch am Mittwoch. Jedes Mal, wenn Elena von der Schule nach Hause kam, erwartete sie, einen weiteren Brief vorzufinden, doch nichts geschah. Ob das ein gutes Zeichen war? Wenn Lauras Tod kein Unfall gewesen war, sondern Mord, und der Schreiber davon wusste, konnte ihm dann etwas zugestoßen sein?
    Andererseits hatte Elena von keinem merkwürdigen Vorfall im Dorf gehört, der dafür sprechen würde. Vielleicht war auch alles ein blöder Scherz gewesen, von Timo, der ihr unbedingt einreden wollte, dass sich hinter den Unfällen mehr verbarg. Elena beschloss, die Briefe zu vergessen. Es konnte sowieso nicht so wichtig sein, wenn der Schreiber sich nicht wieder meldete. Außerdem gingen ihr genug andere Dinge durch den Kopf. Tristan zum Beispiel.
    Sie hatte ihn in der Schule nicht mehr gesehen, seit sie ihm am Montagabend abgesagt hatte. Es überraschte sie, wie sehr sie ihn vermisste. Immer wieder hatte sie nach ihm Ausschau gehalten, aber er blieb verschwunden. Vielleicht hatte er ihr die Absage so übel genommen, dass er sie nun nicht mehr sehen wollte. Bei diesem Gedanken schnürte sich Elenas Magen zusammen.
    Am Mittwochnachmittag klingelte endlich das Telefon.
    »Hey«, sagte Tristans Stimme, als Elena den Hörer abnahm und sich meldete, »wir machen heute eine Tour, kommst du mit?«
    »Spinnst du?«, flüsterte Elena in den Hörer, »du kannst doch hier nicht anrufen. Was, wenn meine Mutter drangegangen wäre?«
    »Dann hätte ich gesagt, dass ich mich verwählt habe. Also, kommst du mit?«
    Sie musste nicht lange überlegen. Ihre Mutter hatte sich wieder ein bisschen beruhigt, nachdem Elena gestern klaglos zu Hause geblieben war und mit ihr ferngesehen hatte. »Okay«, erwiderte sie, »gib mir ein bisschen Zeit, zum Klubhaus zu kommen.«
    »Eine Stunde?«
    »Das schaffe ich.«
    Eine halbe Stunde später war sie auf dem Weg in den Wald. Dieses Mal hatte sie sich gar nicht erst die Mühe gemacht, die Eingangstür zu benutzen, sondern war gleich aus dem Fenster des unteren Badezimmers geklettert. Natürlich würde ihre Mutter früher oder später bemerken, dass sie weg war, aber das war Elena jetzt egal. Sie hatte keine Lust mehr, sich vorschreiben zu lassen, mit wem sie befreundet sein sollte. Ihr Herz hüpfte, als sie daran dachte, dass sie endlich Tristan wiedersehen würde. In ihrem Kopf sang eine Stimme immer wieder seinen Namen, wie eine Beschwörungsformel: Tristan, Tristan, Tristan…
    »Na, schöne Frau, Lust mitzufahren?« Ein meerblauer Motorroller bremste neben ihr und Tristan grinste sie an. »Hab dich grade bei mir zu Hause vorbeigehen sehen, da dachte ich, ich kann dich gleich mitnehmen.« Mit einer Hand hielt er ihr einen Helm hin, mit der anderen klopfte er einladend hinter sich auf den Sitz. Ohne auch

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