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Schmetterlingsschatten

Schmetterlingsschatten

Titel: Schmetterlingsschatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronika Bicker
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konnte.
    Sie zogen sich in einem der leer stehenden Gebäude um. Elena war überhaupt nicht wohl dabei. Überall lagen Dreck und Glassplitter herum und rostige Eisenträger stachen durch die kahlen Betonwände, aber die anderen Mädchen schien das nicht zu stören, also sagte auch sie nichts. Malins Badeanzug war nur ein kleines bisschen zu groß, und als sie schließlich zusammen das düstere Gebäude verließen und auf den hitzeglühenden Hof hinaustraten, fühlte sie sich gleich viel besser.
    Patrick, Daniel und Lukas, alle drei bereits in Badehosen, hatten ihre Fahrräder den nächstgelegenen Kieshaufen hinaufgeschleppt und schoben sie nun in Richtung eines steil abfallenden Hanges.
    »Erster!«, schrie Patrick, schwang sich in den Sattel und trieb sein Rad den Hang hinunter. Elena schnappte entsetzt nach Luft. Kieslawinen lösten sich unter den Reifen des Fahrrads und ergossen sich auf den Hof. Patrick schwankte sichtlich und das Rad schlingerte, beinahe wäre es seitlich unter ihm weggerutscht. Es erschien Elena wie ein Wunder, dass Patrick heil den Hof erreichte. Als er bremste, spritzte Kies nach allen Seiten.
    Elena sah zu Tristan, erwartete fast, dass er Patrick zurechtweisen würde. Diese Aktion war lebensgefährlich gewesen. Aber der lachte nur und pfiff anerkennend. Einen Moment lang stieg Ärger in Elena auf. Tristan konnte das doch nicht einfach zulassen, schließlich war das wirklich gefährlich. Aber in diesem Moment nahmen Lukas und Daniel, anscheinend angespornt von Tristans Beifall, beinahe gleichzeitig den Hang in Angriff.
    Elena schloss die Augen. Das wollte sie nicht mit ansehen. Sie war sich sicher, dass dieses Mal etwas passieren würde. Aber sie konnte nicht verhindern, dass sie den Kies klirren und rutschen hörte und das Knirschen der Reifen. Jeden Augenblick erwartete sie den Schmerzensschrei eines der Jungen, doch dann setzte johlender Beifall ein und sagte ihr, dass die beiden ihre Aktion wohl unbeschadet überstanden hatten. Sie machte die Augen wieder auf, klatschte und pfiff mit den anderen und hoffte, dass niemand ihre Schwäche mitbekommen hatte. Immer noch hatte sie das Schreckensbild vor Augen, wie einer der Jungen vom Rad stürzte, in einer Kieslawine in den Hof rutschte und dort blutüberströmt liegen blieb. Elena schauderte. Aber unter ihren Ärger über Tristan mischte sich beinahe widerwillige Bewunderung für die Clique. Die trauten sich wirklich etwas. Sie wünschte sich, Vivienne hätte das sehen können.
    »Genug jetzt!«, rief Tristan, als die drei, angespornt von dem Beifall, ihre Räder wieder den Kies hinaufschieben wollten. »Wir wollten doch schwimmen gehen.«
    Sofort ließen die anderen die Räder fallen und begannen stattdessen ein Wettrennen in Richtung Wasser. Elena schlenderte mit den anderen Mädchen langsamer hinterher, bis sie bemerkte, dass Tristan stehen geblieben war und auf sie wartete.
    »Lassen wir sie laufen«, sagte er, als die Mädchen zu ihm aufgeschlossen hatten, legte Elena den Arm um die Hüfte und zog sie näher zu sich heran. »Ich habe etwas Besseres zu tun.«
    Malin grinste, zwinkerte Elena zu und wandte sich dann an die anderen Mädchen. »Los, zeigen wir den Männern mal, dass wir auch laufen können.« Und ehe Elena es sich versah, waren die drei losgerannt und sie alleine mit Tristan zurückgeblieben.
    »Alles in Ordnung mit dir? Gefällt’s dir hier?« Tristans Arm lag schwer und warm um Elenas Hüfte. Durch den dünnen Stoff des Badeanzugs konnte Elena die Berührung spüren, als wäre sie nackt. Ihr Herz schlug so schnell, dass sie Angst hatte, es könnte plötzlich aussetzen. Als sie Luft holte, um zu antworten, spürte sie, wie sie zitterte.
    »Es ist schön hier«, murmelte sie. Sie wagte nicht, ihren Blick vom Boden zu heben. Ihr Gesicht glühte dermaßen, dass es Tristan sicher aufgefallen wäre. Sie wusste auch nicht genau, was sie mit ihren Händen machen sollte. So ließ sie die Arme einfach herabhängen und schimpfte sich in Gedanken dafür. Tristan musste ja denken, dass sie überhaupt nichts für ihn übrig hatte.
    Sie stolperte, als Tristan plötzlich stehen blieb. Sanft drehte er sie zu sich hin, sodass sie gar nicht mehr anders konnte, als ihn anzusehen. Seine braunen Augen kamen ihr riesengroß vor, beinahe hypnotisierend, als er so auf sie heruntersah.
    »Hast du Angst?«, murmelte er.
    Elena wollte den Kopf schütteln, aber ihr Herz schlug inzwischen so heftig, dass sie sicher war, er müsse es auch hören. Auf

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