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Schmetterlingsschatten

Schmetterlingsschatten

Titel: Schmetterlingsschatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronika Bicker
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verrückt, aber der Gedanke, dass sie nicht mehr zurückkonnte, half ein klein wenig. Noch immer sah sie nicht zum Wasser hinunter, denn dann würde sie das letzte bisschen Mut sicher verlassen.
    »Los!«, rief Malin hinter ihr und beinahe gleichzeitig ließ Elena den Metallträger über ihrem Kopf los und stieß sich kräftig ab.
    Sie fiel. Noch während des Sturzes machte sie ihren Körper reflexartig kerzengerade und steif. Wind rauschte in ihren Ohren. Die Landschaft raste an ihr vorbei und doch schien ihr Sturz kein Ende nehmen zu wollen. Furchtbar lange fiel sie der Wasseroberfläche entgegen. Kurz bevor sie aufschlug, machte sie die Augen zu.
    Der Aufprall erschütterte ihren ganzen Körper. Ihre Fußsohlen brannten und Wasser drang in ihre Nase. Harte Kälte schlug über ihr zusammen, umhüllte sie, bremste ihren Fall und trug sie schließlich ganz sanft hinab. Elena öffnete die Augen, entdeckte den Lichtschimmer über sich und begann, ihm mit kräftigen Stößen entgegenzuschwimmen. Ein unglaubliches Hochgefühl erfüllte sie. Ich hab es getan. Ich habe mich getraut. Noch nie in ihrem Leben hatte sie sich so frei und glücklich gefühlt. Eine leise Stimme in ihrem Inneren sagte ihr, dass das Ganze ziemlich leichtsinnig war und alles Mögliche hätte passieren können, aber darüber wollte sie jetzt nicht nachdenken.
    Sie durchbrach die Wasseroberfläche und sog tief die warme Sommerluft ein. Das Wasser kam ihr überhaupt nicht mehr kalt vor, eher angenehm kühl und samtig auf ihrer Haut. Erst nach einigen Augenblicken nahm sie die Stimmen der anderen wahr, die am Ufer standen und jubelten. Sie trat Wasser, drehte sich zu ihnen und winkte. Sie hatte kein Bedürfnis, zu ihnen zu schwimmen. Jetzt war sie schon einmal im Wasser, sollten die anderen doch zu ihr kommen. Entspannt drehte sie sich auf den Rücken und ließ sich vom Wasser tragen. Über ihr glitten kleine watteartige Wolkenfetzen durch den strahlend blauen Himmel. Gedämpft drangen die Stimmen der anderen zu ihr vor, aber sie achtete nicht darauf.
    »Das war ziemlich mutig«, sagte eine Stimme direkt neben ihrem Ohr. Elena fuhr leicht zusammen und drehte sich wieder auf den Bauch. Neben ihr schwamm Tristan und lächelte sie an. Sie konnte sich des Gefühls nicht erwehren, dass er stolz auf sie war. Sie überlegte noch, ob sie eigentlich wütend auf ihn sein sollte, da schwamm er schon näher an sie heran und küsste sie rasch auf die Wange.
    »Tut mir leid, dass ich nicht bei dir sein konnte. Ich hatte richtig Angst um dich.« Ihr Ärger verflog vor seinem Lächeln.
    »Brauchst dir keine Sorgen um mich zu machen. Ich schaffe das schon.«
    »Das hab ich gesehen. Du bist wirklich ganz schön tapfer. Ich hätte mich das in deinem Alter nicht getraut, ganz ehrlich.« Er hob eine Hand aus dem Wasser und strich ihr mit dem Zeigefinger über die Wange. Sie konnte die Tröpfchen spüren, die seiner Bewegung folgten. Ein Kribbeln durchlief ihren Körper und sie konnte schwören, dass sie feuerrot wurde. Irgendwie war er ihr schon wieder so nahe gekommen und die anderen konnten sie doch sehen. Was, wenn er sie jetzt vor allen Augen noch mal küsste? Sie war sich nicht sicher, ob sie das wollte.
    Kurz entschlossen schnellte sie auf ihn zu und tunkte ihn unter. Dann schwamm sie hastig ein paar Züge von ihm weg.
    Prustend tauchte Tristan wieder auf. »Na warte!«, rief er zu ihr herüber und begann, auf sie zuzukraulen. Lachend flüchtete Elena in Richtung der anderen.
    »Hey, ihr da!« Die Stimme trug weit über die Wasseroberfläche. Verwundert wandte Elena ihren Kopf zum Ufer und zuckte zusammen. Vanessa, Kevin und noch drei andere hatten sich auf dem Kiesstrand versammelt und winkten herausfordernd zu ihnen hinüber.
    »Die schon wieder!«, stöhnte Daniel.
    »Lass uns sehen, dass wir zum Ufer kommen, bevor sie noch was anstellen!«, knurrte Tristan, doch es war schon zu spät. Einer der Typen hatte Lukas’ Rad aufgehoben und betrachtete es mit einem gespielten Ausdruck von Interesse.
    »Ihr solltet eure Sachen nicht einfach so herumliegen lassen!«, rief er. Heimliches Vergnügen lag in seiner Stimme.
    »Lass bloß deine dreckigen Pfoten davon!«, schrie Lukas zurück und begann, auf die kleine Gruppe zuzukraulen.
    »Schon gut!«, erwiderte der Typ gelangweilt und ließ das Rad wieder fallen – direkt in den See. »Oh, sorry!«, fügte er noch hinzu, als Lukas’ Wutschrei über den See hallte. Vanessa kicherte und schmiegte sich an ihn.
    »Los, denen

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