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Schmetterlingsschatten

Schmetterlingsschatten

Titel: Schmetterlingsschatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronika Bicker
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verprügeln.
    Dann waren sie vorbei und bald schon war das Polizeiauto hinter der Biegung verschwunden. Erleichtert lehnte sich Elena wieder an Tristan. Die Luft war noch immer warm, der Himmel noch immer klar, aber der Spaß an der Tour war ihr vergangen.
    Auch Tristan sagte nichts mehr. Schweigend brausten sie zum Dorf. Beim Spielplatz schließlich hielten sie an. Tristan schwang sich vom Roller und verabschiedete die anderen, die nach und nach zu ihren Eltern aufbrachen, doch Elena blieb im Sattel sitzen und starrte in die Dunkelheit. Die Grüße der anderen bekam sie nur am Rande mit. Du willst doch nicht so enden wie deine Schwester, ging ihr immer wieder durch den Kopf. Sie fragte sich, was Timos Vater damit gemeint hatte. Ihr Hals war eng und ihr Kopf schwirrte. Wusste Herr Grevenstein etwas? Vielleicht…sie sah zu Tristan und versuchte, sich vorzustellen, ob Laura vielleicht irgendetwas mit ihm zu tun gehabt hatte, bevor sie starb. Was konnte Timos Vater denn anderes gemeint haben? Unsinn . Laura war nicht in der Clique gewesen, das hätte sie gewusst. Sie passte gar nicht zu den anderen.
    Aber ein leiser kleiner Zweifel blieb ihr erhalten.
    Schließlich waren nur noch Tristan und sie übrig, der Spielplatz lag verlassen im Schein der Straßenlaternen. Tristan legte einen Arm um Elenas Schulter. »Soll ich dich heimbringen? Du siehst ein bisschen kaputt aus.« Elena nickte dankbar und sprang vom Sattel. Besser nicht mit solchen Gedanken alleine sein.
    Tristan wollte sich wieder auf den Roller schwingen, aber Elena wehrte ab. Falls ihre Mutter die Straße im Auge behalten sollte, wollte sie besser zu Fuß und alleine auftauchen. »Nur bis zur Straßenecke!«, wies sie Tristan deswegen an.
    Er runzelte die Stirn. »Ich möchte aber auch mal sehen, wie du so wohnst.« Mit einem leichten Lächeln beugte er sich zu ihr herunter und küsste ihre Wange. »Schließlich bist du meine Freundin.«
    Elenas Wange kribbelte und wieder erfüllte sie ein wildes Gefühl der Freude, aber trotzdem zuckte sie entschuldigend mit den Schultern. »Meine Ma würde das nicht gerne sehen.« Als sie sah, wie er die Augen verdrehte, sprach sie rasch weiter. »Gib ihr ein bisschen Zeit, ich rede noch mal mit ihr.«
    »Also gut.« Tristan streckte ihr einladend seine Hand entgegen.
    Hand in Hand schlenderten sie durch die ruhigen Straßen. Erst, als sie an der Straßenecke angekommen waren, wo sie sich trennen mussten, wagte es Elena zu fragen. »Hast du Laura eigentlich gut gekannt?«
    Tristan sah sie überrascht an. »Na ja, sie war in meiner Klasse. Wie man so jemanden halt kennt.«
    »Aber sie war nicht bei euch in der Clique, oder?«
    Er grinste. »Nein, natürlich nicht.« Dann ließ er ihre Hand los. »So, ich muss jetzt auch nach Hause. Schlaf schön.« Wieder küsste er sie. Wieder machte Elenas Herz einen schmerzhaften Sprung. Werde ich mich eigentlich nie daran gewöhnen?, fragte sie sich. Na ja, vielleicht will ich das auch gar nicht.
    »Gute Nacht«, damit wandte sie sich endgültig um und ging nach Hause.

Kapitel 6
    Montag, 29. Juli 2005
    Alles entgleitet mir. Ich glaube nicht, dass ich damit leben kann. Aber kann ich es jemandem erzählen? Soll ich es ans Licht bringen? Ich weiß es nicht. Ich sehe immer noch das ganze Blut vor mir. Irgendjemand muss davon erfahren, ich kann es nicht einfach so auf sich beruhen lassen, es lässt mich nicht schlafen. Ich habe einen Drohbrief bekommen. Mir war nicht bewusst, dass sie so weit gehen würden. Aber andererseits – was ändert das noch an unserer Situation? Eigentlich nichts. Ich habe Angst.
Ich glaube, ich weiß, wem ich davon erzählen kann.
    Natürlich hatte Elenas Mutter den Schlüssel im Schloss gehört und stand schon da, als Elena die Tür aufschob. Sie hatte Ringe unter den Augen.
    »Ich habe schon alle möglichen Leute angerufen«, flüsterte sie. »Ich habe mir solche Sorgen gemacht.«
    All der Mut, den Elena an diesem Nachmittag gespürt hatte, war auf einmal verschwunden. Plötzlich fühlte sie sich wieder klein und hilflos.
    »Tut mir leid, Mama«, war alles, was sie hervorbringen konnte. Sie hatte sich nicht einmal eine gute Ausrede einfallen lassen.
    »Du kannst mir doch sagen, wenn du mit Vivienne unterwegs bist. Ihre Mutter meinte, ihr wärt schwimmen. Warum bist du dann so spät dran? Morgen ist doch Schule.«
    Beinahe hätte Elena vor Erleichterung aufgejubelt. Offensichtlich hatte Viv sie gedeckt, ganz ohne dass sie darum gebeten hatte. Sie musste ihr

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