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Schmetterlingsschatten

Schmetterlingsschatten

Titel: Schmetterlingsschatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronika Bicker
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Schüler kicherten, irgendjemand rief ein »lieber Direktor« zur Bühne hinauf, aber die meisten blieben ruhig. Elena konnte sehen, dass sie genauso beunruhigt waren wie sie.
    »Gestern Abend ist etwas Schreckliches passiert. Etwas, das ich auf keinen Fall verschweigen möchte.« Der Direktor machte eine kurze Pause. Es wäre nicht nötig gewesen. Er hatte die Aufmerksamkeit jedes einzelnen Schülers im Saal. »Mark Lehman, ein Schüler der Oberstufe, ist gestern auf dem Weg nach Hause überfallen und zusammengeschlagen worden. Er wurde so übel zugerichtet, dass man ihn in die Stadt ins Krankenhaus bringen musste. Aber das ist noch nicht alles. Es besteht der Verdacht, dass die Täter von unserer Schule stammen. Ein Passant hat zwei Jugendliche vom Tatort wegrennen sehen.« Wieder machte der Direktor eine Pause und trank einen Schluck aus seinem Wasserglas.
    Elena wandte sich rasch zu Vivienne. »Mark. Der ist mit meiner Schwester in die Klasse gegangen. Er ist immer…« Doch der Direktor sprach weiter und Elena brach ab. Sie wollte auf keinen Fall etwas verpassen.
    »Ich habe euch hier zusammengerufen, um euch klipp und klar zu sagen, dass ich ein solches Verhalten an unserer Schule nicht dulden werde. Wir sind hier nicht in der Großstadt. Bei uns kommt man mit so etwas nicht durch.« Elena versuchte, Tristan in der Menge ausfindig zu machen, aber sie konnte ihn nicht sehen. Dafür bemerkte sie, dass sie nicht die Einzige war, die ihren Hals reckte. Mehrere andere Schüler blickten sich ebenfalls um. Allen schien klar zu sein, dass der Direktor sich auf Tristan bezog.
    Am liebsten wäre Elena aufgesprungen und hätte dem Direktor ins Gesicht gerufen, dass das grober Unsinn war. Was glaubte er eigentlich, wo er lebte? Welche heile Welt hatte er sich da zusammengeträumt? Als könnten hier keine Verbrechen geschehen.
    Tristan tut so etwas nicht, ging ihr durch den Kopf, doch gleich darauf musste sie an Malin denken. Hatte sie nicht erzählt, dass sich die Clique manchmal auch mit anderen schlug? Aber das waren Skins gewesen, etwas völlig anderes also. Außerdem war sie gestern die ganze Zeit mit Tristan zusammen gewesen, wann hätte er denn Mark zusammenschlagen sollen? Und vor allem, warum?
    Sie wischte den Zweifel beiseite. Wenn sie solche Gedanken zuließ, war sie auch nicht besser als alle anderen im Dorf. Und die hielten jeden Neuzugezogenen automatisch für einen Verbrecher.
    »Die Polizei wird sich in den nächsten Stunden, vielleicht auch in den nächsten Tagen hier an der Schule aufhalten und Ermittlungen zu diesem Fall anstellen. Ich rate allen, mit ihnen zusammenzuarbeiten, besonders aber den Tätern selbst. Wer auch immer das getan hat: Noch ist es nicht zu spät. Ich würde euch gerne die Erfahrung ersparen, vor ein Jugendgericht treten zu müssen.«
    Wieder hielt er inne und der Blick, mit dem er jetzt die versammelten Schüler musterte, kam Elena bösartig vor. Unwillkürlich machte sie sich so klein es ging. Wäre sie für den Überfall verantwortlich gewesen, hätte sie sich auf der Stelle gemeldet. Doch bis auf ein allgegenwärtiges Murmeln blieben die Schüler erstaunlich still.
    »Überlegt es euch gut!«, mahnte der Direktor, »Überlegt, was für euch auf dem Spiel steht! Hier geht es um schwere Körperverletzung. Wenn irgendjemand von euch etwas weiß oder eine Vermutung hat, wer das gewesen sein könnte, kann er jederzeit zu mir kommen und mir Meldung erstatten. Und jetzt geht bitte in eure Klassen!« Er trat vom Rednerpult zurück und verließ das Podium überraschend hastig.
    Sobald er nicht mehr zu sehen war, brachen die Diskussionen los. Jeder Schüler glaubte, seine Meinung zu dem Geschehen möglichst lautstark kundtun zu müssen. Einige gingen tatsächlich zum Ausgang der Aula, aber die meisten blieben einfach, wo sie waren, und redeten. Vergeblich versuchten die Lehrer, für Ordnung zu sorgen und die Schüler dazu zu bewegen, zum Unterricht zu gehen.
    »Lass uns hier verschwinden!«, flüsterte Vivienne und zog Elena am Ärmel zu einer Seitentür, über der ein Notausgangsschild leuchtete. Mühevoll zog sie die schwere Metalltür auf und schlüpfte dann nach draußen. Elena folgte ihr.
    »Endlich frische Luft«, war das Erste, was Vivienne sagte, bevor sie zu der Schulhofmauer hinüberschlenderte und sich hinaufschwang. »Und, was hältst du davon?«, wollte sie wissen, nachdem Elena zu ihr heraufgekommen war.
    Elena überlegte. Ein Überfall. Das war kein Mord und Mark war auch im

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