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Schmetterlingstod: Kriminalroman (German Edition)

Schmetterlingstod: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Schmetterlingstod: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Becker
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»Laura, willst du
mir denn nicht wenigstens …?«
    »Nein, will
ich nicht«, unterbrach sie ihn. Zumindest das beherrschte sie nach wie vor bestens.
    »Wo bist
du jetzt eigentlich?«, erkundigte John sich vorsichtig, während er weiterhin völlig
unentschlossen war, wie viel von dem, was sich inzwischen getan hatte, er ihr mitteilen
sollte. »Im Hotel? Irgendwo in der Stadt?« Im Hintergrund nichts als Stille. Also
nicht die Innenstadt.
    Keine Antwort.
    »Laura,
es tut mir wirklich irrsinnig leid, aber …«
    »Du hast
mich nicht zurückgerufen«, fiel sie ihm mit leiser, schneidender Stimme ins Wort.
    Also doch:
Wut. Mächtige Wut.
    »Ja, das
habe ich nicht und es tut mir aufrichtig leid. Aber wie gesagt, es kam die ganze
Zeit was dazwischen, und dann war auch noch der verdammte Akku leer.« Warum ist
dir das nicht früher eingefallen?, ärgerte er sich – das hätte sich besser angehört.
Du kannst dir ja nicht mal mehr anständige Ausreden einfallen lassen. »Ehrlich,
Laura, glaube mir, ich …«
    »Dein Akku?«,
bremste sie ihn. »Dein blöder Akku? Das hast du dir doch in dieser Sekunde ausgedacht.«
    »Nein, Laura,
du musst mir einfach …«
    Erneut kam
er nicht zum Ende des Satzes. Diesmal jedoch nicht von ihrer Stimme gestoppt, sondern
von einem unmissverständlichen Piepen – Laura Winter hatte die Verbindung unterbrochen.
Er starrte auf sein Mobiltelefon. »Frauen«, murmelte er. »Schlimmer: Frauen, die
sauer sind. Noch schlimmer: Frauen, die zu Recht sauer sind.«
    Mit stapfenden
Schritten setzte John sich in Bewegung. Der Wind umfing ihn mit einer Böe, aber
er nahm ihn gar nicht wahr. Was war passiert? Was war ihr zugestoßen? Diese Frau
war nicht gerade leicht zu durchschauen, konnte innerhalb eines Herzschlages von
nachdenklich auf bissig umschalten, von warm auf kalt, von liebenswürdig auf hochnäsig.
Wären sie sich nach all den Jahren zufällig unter ganz gewöhnlichen Umständen wiederbegegnet,
hätten sie ganz sicher keine zwei Worte miteinander gewechselt. Ja, diese Frau machte
es ihm schwer, verdammt schwer. Und zu allem Überfluss bekam er einfach dieses eine
bestimmte Bild nicht aus seinem Schädel: Laura Winter mit endlos langen, nackten
Beinen und vom Schlaf zerwühltem Haar in seinem Badezimmer.
    Die Stufen,
die vom Schlossberg nach unten in die Fußgängerzone führten, hatte er im Laufschritt
überwunden. Weiterhin in hohem Tempo drängelte er sich zwischen Passanten hindurch.
Er überlegte, ob er sein Fahrrad, das im Treppenhaus unter seinem Büro stand, holen
sollte. Oder ob er zu Fuß zum Hotel in der Eisenbahnstraße eilen sollte. Lauras
Hotel – das war schließlich der einzige Anhaltspunkt. Wo konnte sie sonst sein?
Bei einer ihrer Freundinnen, die sie kürzlich in der Bar getroffen hatte? Wohl kaum,
zu denen schien der Kontakt eher lose zu sein. Idiot!, stoppte er sich. Erneut griff
er zu seinem Handy, mitten im Gewimmel der Kaiser-Joseph-Straße stehend. Über die
Auskunft ließ er sich mit dem Hotel verbinden. »Ich möchte Laura Winter sprechen«,
erklärte er ohne Umschweife der Rezeptionistin, die seinen Anruf entgegennahm. »Sie
ist Gast Ihres Hauses. Könnten Sie mich mit Ihrem Zimmer verbinden?«
    »Wen darf
ich melden?«
    »Melden?
Ich bin, äh, ein Freund.«
    »Ihren Namen,
bitte?«
    »Ach so,
klar. John Dietz.« Wenn sie da ist, wird sie sowieso gleich auflegen, mutmaßte er,
während er weiterging, schnell und zielstrebig in Richtung Eisenbahnstraße.
    »Einen Moment,
bitte«, sagte die Rezeptionistin, bevor Warteschleifengesäusel ertönte.
    Wäre Laura
allerdings tatsächlich nicht im Hotel … Was dann?
    Es kam ihm
vor wie eine Ewigkeit, bis die Musik endlich erstarb. »Herr Dietz?« Die Stimme der
Hotelangestellten.
    »Ja?«
    »Frau Winter
ist nicht auf ihrem Zimmer.«
    »Wirklich
nicht?«
    »Jedenfalls
nimmt sie nicht ab.«
    »Haben Sie
sie heute schon gesehen?«
    »Ich nicht,
Herr Dietz. Aber ich kann meine Kollegin fragen, wir haben zu zweit Dienst.«
    »Das wäre
nett«, meinte John und beeilte sich noch mehr.
    »Ach, halt
mal.« Ein leises Auflachen. »Das habe ich ganz vergessen. Ja, die Frau Winter. Klar.«
    »Bitte?«
Mensch, red schon, sagte er in Gedanken zu der Unbekannten.
    »Frau Winter
hat heute Morgen ausgecheckt. Bei meiner Kollegin. Ich kümmerte mich gerade um andere
Gäste und bekam es nur am Rande mit.«
    »Ach!«,
entfuhr es ihm enttäuscht. »Wohin?«
    »Bitte?«
    »Wohin ist
sie …? Sie wissen natürlich nicht … Hatte sie ihre

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