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Schmetterlingstod: Kriminalroman (German Edition)

Schmetterlingstod: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Schmetterlingstod: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Becker
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später saßen sie bereits
in einem winzigen Café eingangs der Kartäuserstraße. John kannte diesen Freiburger
Geheimtipp von früher, und es hatte sich nicht viel verändert. Apfelkuchen und Cappuccino
hatten einen besonders guten Ruf, aber er und Laura begnügten sich jeweils mit einer
Tasse schwarzen Kaffees. Irgendwie hatte sich Johns Appetit verflüchtigt. Sein Blick
ruhte geduldig auf der blonden Frau. Gleich würde sie zu sprechen beginnen, er spürte
es.
    Im Café
befanden sich keine weiteren Gäste. Ein Lokalsender dudelte aus dem Radio. Die einzige
Bedienung kauerte hinter der kleinen Theke und las lustlos in der Badischen Zeitung.
Laura hatte zielstrebig den einzigen Fenstertisch ausgewählt und ihren Stuhl dann
so verschoben, dass man sie von draußen kaum erspähen konnte. Jetzt führte sie ihre
Tasse zum Mund und nahm einen tiefen Schluck. »Scheint beinahe so, als wärst du
zu meinem persönlichen Kummerkasten geworden, stimmt’s, John?«
    »Wie meinst
du das?«
    »Du weißt
doch, weshalb ich dich eingeladen habe, oder etwa nicht?«
    Er lächelte
sie kurz an. »Selbstverständlich allein wegen meiner bezaubernden Gesellschaft.«
    »Selbstverständlich«,
wiederholte sie ironisch. Dann beugte sich Laura ein wenig vor, um ernsthafter hinzuzufügen:
»Und weil ich dir mal wieder mein Leid klagen will.«
    »Nur zu,
ich bin ein guter Zuhörer.«
    »O ja, das
bist du. Und das sage ich ausnahmsweise ohne Ironie.« Sie räusperte sich. »Übrigens,
John. Damals, bei unserem ersten Gespräch in deinem Büro, da erwähntest du, dass
du Erfahrungen im Personenschutz gesammelt hast. Entspricht das der Wahrheit?« Ihre
Augen wurden eine Spur stechender. »Oder war das … Nennen wir es mal: ein wenig
geflunkert?«
    »Ich würde
niemals flunkern.«
    Als sie
das mit einem Lachen beantwortete, bei dem ihr Gesicht zum ersten Mal an diesem
Tag entspannt wirkte, fragte er sanft: »Warum erkundigst du dich nach Personenschutz,
Laura?« Es war ihm nicht entgangen, dass sie zuvor, als sie die Kartäuserstraße
entlanggegangen waren, ein- oder zweimal rasch über ihre Schultern geblickt hatte.
    Sie ließ
einen langen Moment verstreichen. »Bevor ich dir das erkläre, möchte ich dir von
meinem gestrigen Tag berichten. Ich war nämlich mal wieder bei der Polizei. Da kennt
man mich mittlerweile bestens, und vielleicht habe ich ja Chancen auf eine Auszeichnung.
Der ›Kunde des Monats‹, oder etwas in der Art.«
    »Warum warst
du diesmal dort?«, wollte er wissen, ohne auf ihren Scherz einzugehen.
    »Nicht so
ungeduldig, John. Das erfährst du noch, keine Sorge.«
    »Wie beim
letzten Mal, was? Das Beste kommt zum Schluss?«
    »Genau.«
    Abwartend
betrachtete John sie. Nach wie vor vermochte er ihre Gemütslage nicht einzuschätzen.
    »Also. Ich
ging dorthin«, begann sie, »und verlangte diesen Hauptkommissar Hauschild zu sprechen.
Die waren natürlich alles andere als begeistert, aber das war mir völlig egal. Ich
bestand auf meiner Forderung, und ein anderer Kommissar erschien. Schnickler. Schon
mal gehört den Namen?«
    »Nein.«
    »Er führte
mich in ein Büro und bot mir eine Tasse Kaffee an. Ich war versucht zu sagen, wo
er sich die hinstecken konnte, aber natürlich bin ich dafür viel zu gut erzogen.
Schnickler erklärte mir, Hauschild sei nicht da, er werde meine Aussage jedoch gern
entgegennehmen.«
    »Was denn
überhaupt für eine Aussage?«, hakte John nach.
    »Nur Geduld«,
wiederholte sie. »Ich beschrieb diesem Herrn, was sich kurz zuvor zugetragen hatte,
und er staunte nicht schlecht.«
    »Was hat
sich denn zugetragen, um Himmels willen?«
    Laura lächelte
beinahe maliziös. »Du weißt doch: Das Beste kommt zum Schluss.« Und noch einen Schluck
Kaffee. »Also erstattete ich Anzeige und Schnickler hörte interessiert zu. Oder
auch nicht, wer weiß.«
    »Anzeige?
Gegen wen?«
    »Gegen Unbekannt.«
    »Aus welchem
Anlass?«
    »Wart’s
ab, John«, meinte sie. »Ich sprach gerade mit Schnickler, da tauchte Hauschild doch
auf. Er sagte, er nehme sich des Falles an, und Schnickler zog ziemlich belämmert
ab. Dann erzählte ich alles ein weiteres Mal Hauschild. Er sah mich irgendwie merkwürdig
an, und mir ist immer noch nicht klar, weshalb. Entweder ärgerte es ihn, dass er
mich bisher nicht ernst genug genommen hatte. Oder er glaubte mir selbst da kein
Wort. Immerhin bestimmte er zwei seiner Beamten, die mich zurück ins Hotel fuhren.«
    John lehnte
sich auf dem Stuhl zurück und betrachtete sie eine Weile. »Ich

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