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Schmetterlingstod: Kriminalroman (German Edition)

Schmetterlingstod: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Schmetterlingstod: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Becker
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Ju?«
    Diesmal
beließ sie es bei einem leisen Gekicher, um dann zu erwidern: »Vertrau auf deinen
Riecher.«
    Als sie
das Gespräch beendeten, wurde John sofort wieder mit großer Eindringlichkeit von
der Ruhe umfangen. Aus dem Nebenzimmer drang kein Geräusch mehr zu ihm. Offenbar
hatte Laura sich hingelegt. Langsam stand er auf. Die Tür hatte sie angelehnt –
dahinter war alles dunkel. Im Büro selbst waberten bloß Fetzen des Laternen- und
Neonlichtes, das von der Kaiser-Joseph-Straße hereinflackerte. Er zog die Schuhe
aus und überprüfte, ob er die Tür zum Treppenhaus abgeschlossen hatte, obwohl er
sicher war, es getan zu haben, um sich dann abermals ans Fenster zu stellen. Selbst
die Kajo war um diese Uhrzeit wie leer gefegt. Zwar vermochte er nicht, unter die
Arkaden zu sehen, doch zum ersten Mal, seit er in Zähringen so hastig in den Fiesta
gesprungen war, hatte er nicht das Gefühl, verfolgt oder beschattet zu werden.
    Wie zuvor
machte er es sich im Schreibtischstuhl bequem, die Beine hochgelegt. Die Müdigkeit
kam ganz plötzlich über ihn, als hätte sie sich unbemerkt angeschlichen. John gähnte
und widerstand dem Drang, die Augen zu schließen. Seine Gedanken gingen wieder einmal
spazieren, ohne dass er sie aufzuhalten vermochte. Er stellte sich Felicitas Winter
vor, an jenem Abend, an dem Rainer Metzler ihr begegnet war, als sie mit dem Herrn
mit der hohen Stirn verschwand. Es hatte keinen Sinn, das weiter vor sich herzuschieben.
Er würde mit Laura darüber sprechen müssen. Egal, was der morgige Tag bringen mochte
– er würde ihr endlich reinen Wein einschenken, das stand fest. Davor konnte er
sich ebenso wenig drücken wie vor dem Besuch in der Villa in Herdern zuvor. Schon
verrückt, das alles. Da wartete er wochenlang auf einen Fall, ohne die geringste
Kleinigkeit zu tun – und plötzlich stand er mitten in dieser verrückten Geschichte.
Seine Gedanken hüpften weiter, er hatte Mühe hinterherzukommen. Wortfetzen aus unterschiedlichen
Gesprächen drangen auf ihn ein, Bilder vermischten sich. Und mit einem Mal war alles
anders. Völlige Finsternis.
    John riss
die Augen auf – doch es blieb stockdunkel. Kein Licht mehr von der Kajo, weshalb
auch immer. Er erstarrte. Da war jemand! Im Büro! Er sah niemanden, hörte niemanden
– aber er spürte die Anwesenheit einer anderen Person ganz deutlich. Kraftlos nahm
er seine Beine, auf einmal schwer wie Blei, von der Tischplatte. Er dachte an Schnappmesser,
an Männer in dunklen Anzügen, an seine Pistole, die in der Lederjacke sein musste
– nur, wo hatte er die Jacke hingeworfen? Mühsam erhob er sich von dem Stuhl.
    Eine Stimme
ertönte: »John.«
    Langsam
stülpte sich eine Hand über seine Schulter. »John, ganz ruhig. Ich bin es nur.«
    Endlich
war er wach, endlich Herr seiner Sinne, endlich erkannte er, dass weiterhin Licht
von der Straße hineinfloss – und endlich wurde ihm bewusst, wer außer ihm noch im
Büro war.
    »John, ich
wollte dich nicht wecken.«
    »Meine Güte,
Laura. Du hast mich erschreckt«, japste er.
    »Sorry,
aber …«
    Blinzelnd
tastete sich sein Blick an ihr nach unten, an ihren nackten Schultern, dem hautengen
Oberteil, dem Slip, den nackten Beinen. Und erst jetzt merkte er, dass ihre Hand
nach wie vor auf seiner Schulter ruhte – und ihn mit leichtem Druck zurück auf den
Stuhl beförderte.
    »Ich hab
geschlafen«, murmelte er überflüssigerweise, drückte sein Hinterteil wieder ins
Polster und starrte hinauf in ihr Gesicht, das im Schatten lag.
    »Ehrlich
gesagt«, wisperte sie fast unhörbar leise, »wollte ich dich doch wecken.«
    »Warum?«
Er schluckte. »Hast du was gehört? Ist was passiert?«
    »Ja. Sozusagen.«
    »Was denn,
herrjemine?«
    »Mit mir
ist etwas passiert.« Ihr Gesicht befand sich nach wie vor im Dunkel, umrahmt von
ihrem Haar, dessen Blond das künstliche Licht von außen zurückstrahlte.
    »Und was?«
    »Ich wachte
auf, und ich war …« Ihre Stimme wurde eine Nuance rauer. »Und ich war einfach nur
so verdammt allein. So allein wie nie zuvor in meinem Leben.« Sie sank auf seinen
Schoß, und er zuckte unwillkürlich zusammen. »John …?«, fragte sie.
    »Ja?«, fragte
er atemlos zurück.
    »Wann –
um Himmels willen – willst du mich endlich in den Arm nehmen? Und wann, verflucht
noch mal, willst du mich endlich küssen?«
    »Laura.
Äh.«
    Ihre Lippen
waren auf seinen, und endlich, endlich fiel alles von ihm ab, all die Fragen, die
Sorgen, die Ungewissheiten. Es gab nur noch diese

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