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Schmetterlingstod: Kriminalroman (German Edition)

Schmetterlingstod: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Schmetterlingstod: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Becker
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überhören. Stets mit demselben Resultat: gar keinem. Niemand hatte versucht,
ihn zu erreichen.
    Er kam gerade
bei dem Gebäude an, in dem sein Büro untergebracht war, als endlich die ersehnte
Melodie ertönte. Abrupt blieb er stehen, um das Handy ans Ohr zu drücken. »Laura?«,
rief er.
    Die Antwort
war ein lautes Lachen, das entfernt an Propellerlärm erinnerte.
    »Tante Ju.
Du bist’s.«
    »Könntest
ja wenigstens so tun, als wärst du nicht gar so enttäuscht darüber.« Sie lachte
erneut. »Na ja, wäre ich du, hätte ich es auch lieber, von einer hübschen Blondine
angerufen zu werden.«
    »Gibt’s
was Neues?« Jetzt war John mit den Gedanken natürlich erst recht wieder bei Laura.
    »Du hast
dich doch nach einem gewissen Mojtovian erkundigt?«
    »Und?« John
öffnete die Eingangstür des Hauses mit der freien Hand. Um den Empfang nicht zu
verlieren, entschied er sich gegen den Aufzug. Das brachte allerdings nichts – ein
Rauschen, und von Tante Ju war nichts mehr zu hören. »Ich rufe gleich zurück«, sagte
er noch rasch in die entstandene Stille.
    Mit schnellen
Schritten überwand er die Stufen bis zum dritten Stock und kam dabei ein wenig außer
Puste. Jogging würde ihm nicht schaden. Er erinnerte sich daran, dass er sich bei
Eröffnung der Detektei vorgenommen hatte, im Training zu bleiben. Mit den Gedanken
noch bei seiner nachlassenden Kondition, den Schlüssel in der Hand, wollte John
die Tür zu seinem Büro gerade aufschließen, stellte jedoch verdutzt fest, dass sie
einen Spaltbreit offen stand. Abrupt hielt er inne. Er steckte den Schlüssel in
die Hosentasche und war einen langen Moment versucht, nach seiner Pistole zu greifen.
Mit der hast du heute schon genug Unheil angerichtet, Johnny.
    Vorsichtig
stieß er die Tür auf. Ebenso vorsichtig betrat er das Büro.
    Das Erste,
was er sah, waren Tropfen. Rote Tropfen, die langsam eintrockneten. Blut.
    Jetzt doch
der rasche Griff zu seiner Glock. Diesmal ohne nachzudenken. Sein Mund war trocken,
als er einen zweiten Schritt nach vorn wagte. »Heilige Runkelrübe«, flüsterte er
– nur um sich von der knisternden Ruhe nicht noch mehr einschüchtern zu lassen.
Ungläubig betrachtete er die Eisenstange, jenes eigentümliche Andenken an den mysteriösen
Mann mit dem Schnauzbart. Sie steckte im Bildschirm des Monitors. Die Tastatur war
damit ebenso zerstört worden wie der Computer selbst. Und sogar das Telefon und
das Regal, auf der John die Stange abgelegt hatte.
    »Scheiße«,
murmelte er und stieg über einige der Blutflecken hinweg. Von wem mochten sie stammen?
Laura, wo steckst du?, fragte sich John, und sein Inneres wurde von einer eisigen
Kälte erfasst.
    Er spähte
in das Nebenzimmer. Hier hatte die Eisenstange ebenfalls für Zerstörung gesorgt.
Johns erster wirrer Gedanke galt seiner Hausratsversicherung. Zahlten die so was?
Und endlich kam ihm Elvis in den Sinn.
    Der Käfig
war unbeschädigt – allerdings stand die Türklappe offen. Keine Spur von dem Papagei.
    Konsterniert
ließ John den Blick kreisen. Warum? Warum nur? Zu welchem Zweck? Von dieser Aktion
hatte doch niemand etwas, oder? Und er gab sich gleich die stumme Antwort: Das war
eine Warnung. Natürlich, eine Warnung. Wie der Überraschungsbesuch im Hotelzimmer,
bei dem Laura unter die Dusche gestellt worden war.
    Nur kurz
überprüfte John das winzige Bad, in dem sich offenbar nichts getan hatte. Anschließend
ging er zurück ins Büro und besah sich das Blut, als könne es ihm irgendwelche Hinweise
geben. »Elvis?«, fragte er laut in das Chaos seines Büros hinein. »Was haben die
mit dir gemacht?«
    »Are you
lonesome tonight?«, setzte altbekanntes Gekrächze ein – und nie war John erleichterter
gewesen, den verrückten Vogel zu hören. Er sah auf und entdeckte Elvis auf der Wanduhr
in Gitarrenform. Die kreisrunden Augen musterten ihn.
    »Are you
lonesome tonight?«
    John atmete
durch. »Na, alter Junge. Wollten die dir etwas Böses antun?« Er lächelte unsicher.
»Hast dich gewehrt, was? Hast hoffentlich richtig zugebissen.« Wenn man wusste,
welche Urkraft im Biss eines Papageienschnabels steckte, dann war es nicht einmal
viel Blut, das über den Boden verteilt war. John ließ die Pistole verschwinden und
streckte den Arm nach oben zur Uhr aus. Wie traumatisch der Zwischenfall im Büro
auch gewesen sein mag – der Papagei erwies sich John gegenüber als so zutraulich
wie zuvor. Ohne einen Krächzer ließ er sich auf Johns Handrücken nieder. »Alles
klar,

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