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Schmidts Bewährung

Schmidts Bewährung

Titel: Schmidts Bewährung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Louis Begley
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eine Erfolgsgarantie. Eure Familienverhältnisse kann ich wohl nicht in Ordnung bringen, aber ich kann dafür sorgen, daß du kein Geld verlierst!
    Es wird ihr Geld sein, aber trotzdem: danke. Ich werde Charlotte vorschlagen, daß sie anruft und einen Termin verabredet. Aber du darfst dich nicht wundern, wenn du nichts von ihr hörst.
    Wovon redest du denn? Ich versuche nur zu helfen.
    Charlotte will Geld, Hilfe will sie nicht, jedenfalls nicht von mir. Wenn ich ihr vorschlage, sie solle dich anrufen, wird sie meinen, ich mische mich ein, und sie will um jeden Preis vermeiden, daß ich ihren Projekten zu nahe komme. So war es schon vor ihrer Heirat. Vielleicht schon seit dem Tod ihrer Mutter.
    Dann bist du Carrie begegnet und hast dich bald mit ihr zusammengetan. Dadurch wurde es noch schlimmer.
    Ja, sie hat sich sehr unfreundlich dabei verhalten, aber der Ärger begann und wurde schlimm, bevor sie das mit Carrie herausfand. Carrie war übrigens wunderbar mit Charlotte, als sie im letzten Monat zu Besuch kam.
    So, und jetzt hast du also ein Problem mit deiner Tochter und dazu eins mit Carrie. Que c’est bête. Was willst du wegen Carrie unternehmen?
    Der Assistent servierte eine Limettentorte, deren Herkunft Schmidt kannte: Sie kam aus der Bäckerei, in der er seine täglichen Croissants holte. Sie schmeckte ausgezeichnet. Schmidt wollte sich den Genuß nicht durch Mansours Fragen verderben lassen. Er zeigte auf sein Weinglas. Wein wurde nachgeschenkt. Ein Gutes hatte Mansour: Er trank Rotwein zu Fleisch und Fisch und sparte weder an der Qualität noch an der Quantität. Aber neben dieser Angewohnheit hatte er auch andere, weniger attraktive Eigenarten im Umgang mit Geld, die nicht ohne Auswirkungen auf Schmidts Zweifel an der Großzügigkeit des Mannes blieben. Waren seine Geschenke gratis, oder erkaufte er sich damit Ansehen und nützliche Verbündete? Schmidt betrachtete seinen Gastgeber durch das schöne, kostbare Getränk hindurch. Dieser Filter verbesserte das Gesicht. Vielleicht gab es eine einfache Erklärung: Mr. Mansour war ein stark beschäftigter Mann, hatte viel um die Ohren und mußte zahllose Ansprüche an seine Aufmerksamkeit erfüllen. Daß er feine Unterschiede machte, zum Beispiel einen Verbündeten nicht mit einem Parasiten verwechselte, durfte man nicht erwarten.
    Nach diesen Erwägungen zündete Schmidt sich ein Zigarillo an und fragte, ob sein Gastgeber die ganze Woche in Water Mill bliebe. Der aufmerksame Manuel trat auf und brachte einen Aschenbecher. Schmidt mutmaßte, daß dieser Tugendbold zu einem harten Urteil gekommen war: Wie kann ein Gast sich erlauben, bei Tisch zu rauchen, obwohl kein Aschenbecher dasteht? Dumm gelaufen.
    Heute nachmittag habe ich in der Stadt zu tun, aber am Sonntag bin ich wieder hier. Komm doch zum Lunch. Nein, lieber zum Dinner. Hillel soll vor dem Essen spielen.
    Du wirst schon sehen, wir bringen interessante Leute zusammen. Gefällt dir die Idee?
    Michael hatte sich angewöhnt, Hillel mit seinem Jet quer durchs Land und bis nach Kanada fliegen zu lassen, in alle Städte, in denen der große Cellist Engagements hatte; oft schickte er den Leibwächter Jason mit, der eine natürliche Begabung für Shiatsu-Massage hatte. Manchmal reiste er auch selbst mit dem Künstler. Er erklärte: Ich helfe ihm beim Entspannen. Wir besprechen seinen Zeitplan. Meistens reden wir gar nicht, oder wenn, reden wir über seine Investitionen. Die machen ihm einiges Kopfzerbrechen. Bei mir kann er alle Sorgen abladen. Ich berate ihn auch bei seinen Engagements. Manche Städte sind ein Muß, andere kann er sofort vergessen. Danach, wenn ich ins Konzert gehe und ihm zuhöre, ist alles ganz anders.
    Die Idee ist phantastisch, antwortete Schmidt. Natürlich kommen wir.
    Entschuldige. Noch einmal zu Carrie. Die Frage ist: Was willst du tun, um sie zu halten? Hast du einen Plan?
    Nachdem der Kaffee serviert war, fühlte sich Schmidt gestärkt und bereit, energischer aufzutreten. Brauche ich denn einen Plan? fragte er. Wozu?
    Du nimmst mich auf den Arm. Du bildest dir ein, du kannst einfach so weitermachen.
    Natürlich. Wir sind glücklich miteinander. Das reicht doch. Da gibt es nichts zu planen oder zu reden.
    Wie lange noch? Das ist die Frage.
    Solange wir glücklich sind. Was denn sonst? Was stellst du dir denn vor?
    Na, viel Glück! Die Kleine wird bald ausrasten vor Langeweile! Das ist kein Problem für mich. Ich kann es vom Anfang bis zum Ende sehen. Gut, im Moment bin ich fast immer

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