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Schmidts Bewährung

Schmidts Bewährung

Titel: Schmidts Bewährung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Louis Begley
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wollte, konnte er dieNummer von der Auskunft bekommen – schließlich gab es wohl kaum so viele Gorchucks in Brooklyn. Eine Nachricht von Gil Blackman: Bitte, ruf mich an. Und eine schlichte von Bryan: ich versuch’s später noch mal. Schmidt wählte die Blackman-Nummer.
    Wie geht’s dir?
    Könnte schlimmer sein.
    Besser nicht? Hast du ein bißchen Zeit für Lunch, einen Drink oder Dinner? Wie wär’s mit heute abend? Könnt ihr heute abend herüberkommen, du und Carrie? Elaine ist mit der lieben Lilly in der Stadt, sie bleiben über Nacht.
    Carrie auch. Sie ist bei ihrer Familie.
    Dann komm um acht rüber. Keine Sorge, heute gibt’s weder Chow-mein noch geblatene Nudeln.
    Mr. Blackman wurde es nie leid, den Akzent seiner chinesischen Köchin nachzuahmen oder sich über die blauen Filzpantoffeln zu mokieren, die sie beim Servieren trug. Er fuhr fort: Ich besorge eine gebratene Ente. »Filzpantoffel« wird sie servieren. Wir betrinken uns.
    Bis acht Uhr war noch viel Zeit. Ein Maker’s-MarkBourbon und dann noch einer, den er etwas langsamer trank, draußen auf der hinteren Veranda. Bogards Gartenarbeiter war fertig und winkte zum Abschied. Schmidt winkte zurück. Nein, er brauchte ihm keinen Drink anzubieten. Schlafen kam nicht in Frage. Seine Haut war eiskalt und juckte. Ein Strandspaziergang kam auch nicht in Frage. Dann würde er vielleicht Bryan verpassen. Im Vorratsraum war ein schnurloses Telefon, das Charlotte ihm zum Vatertag geschenkt hatte, als Mary im Sterben lag. Seitdem hatte er es kaum mehr benutzt, aber es schien noch zu funktionieren, das Amtszeichen war da. Die Auskunft, die er anrief, nicht um Gorchucks Nummer herauszufinden, sondern um sich noch einmal zu versichern, daß diese Antiquität noch benutzbar war, gab Antwort. Soforthängte er auf. Das machte nichts, da die Dame am anderen Ende keine Dame war, sondern nur ein netter, alles verzeihender Computer.
    Niemand würde jetzt einfach hereinschneien. Er zog sich in der Küche aus, ließ die Kleider in einem Knäuel auf einer Arbeitsfläche liegen und ging zum Schwimmbecken, die Flasche Bourbon und das Glas in der einen, das Telefon in der anderen Hand. Der Liegestuhl war so heiß, daß seine Haut brannte, als er sich hineinlegte. Um so besser, irgendwie mußte er wieder warm werden.

V
    Endlich, als er immer noch Bahnen schwamm, um den Schlaf, der ihn übermannt hatte, ganz und gar loszuwerden, klingelte das Telefon. Sechs Uhr dreißig! Er stieg aus dem Wasser. Die verbrannte Haut schmerzte. Wenn er Kleider anzog, würde es noch schlimmer werden. Ein RGespräch. Bryan, unverkennbar, die säuselnde Stimme, die Diktion eines Mannes, der es nicht geschafft hatte, erwachsen zu werden, und der wie ein gräßlicher Zwölfjähriger redete, alles ganz wie immer.
    Mensch, Albert, vielen Dank, daß du den Anruf annimmst.
    Schmidt schweigt.
    Albert, bist du noch da? Hast du eine Minute Zeit?
    Höchstens.
    Albert, bist du sauer auf mich, oder wie? Was habe ich denn getan? Hey, tut mir leid, wenn ich dich geärgert habe. Komm, sag doch, daß du nicht sauer bist.
    Schweigen.
    Albert, ich rufe vom Flughafen Miami an. Ich hab einen voll billigen Flug erwischt. Ich bin heute abend in New York. Meinst du, ich kann morgen rüberkommen und dich besuchen?
    Wozu?
    Mensch, du bist sauer. Tut mir leid. Ich möchte dich echt gern sehen. Und Carrie möchte ich auch sehen. Läßt du mich im Haus wohnen, bis ich was geklärt habe? Nur ein paar Nächte?
    Ganz grundsätzlich möchte ich dich daran erinnern, daß ich dich gebeten habe, mir zu schreiben, wenn du etwas mitzuteilen hast – außer in Notfällen. Was willst du klären?
    Ihm war kalt, er fing an zu zittern, holte ein Handtuch aus der Umkleidekabine und legte es sich um die Schultern.
    Mann, das war, als ich das Haus in Schuß gebracht habe und dein Okay für die Arbeiten brauchte. Dies jetzt ist was anderes. Ich muß irgendwo wohnen können, bis ich Fuß gefaßt habe. Du weißt doch, wie gern ich zurückkommen möchte. Dieses Krankenhaus ist heavy, Albert, echt heavy. Du glaubst es nicht. Voll deprimierend.
    Das heißt, du hast den Job verloren, den ich dir verschafft habe, du bist rausgeflogen, oder?
    Albert, ich wußte, du wirst sauer. Ich mußte gehen. Tut mir leid. Es war der Wahnsinn. Das muß ich dir erzählen. So ein Scheiß, das kannst du nicht glauben.
    Also hast du dich rauswerfen lassen. Das war nicht sehr gescheit. Jedenfalls merk dir: In diesem Haus kannst du nicht wohnen. Versuch gar nicht erst,

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