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Schmidts Bewährung

Schmidts Bewährung

Titel: Schmidts Bewährung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Louis Begley
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mich umzustimmen. Es kommt nicht in Frage.
    Schmidt sagt diesen letzten Satz ganz langsam, so als versuche er, Bryan schläfrig zu machen. Dann fährt er fort: Ich muß jetzt Schluß machen. Du kannst anrufen, wenn du hier bist.
    Kannst du Carrie ans Telefon holen?
    Auf Wiedersehen.
    Klick. Umgehend bedauerte Schmidt, daß er aufgelegt hatte. Hätte er diesen Punk doch ausreden lassen. Wenn Bryan erst einmal in Bridgehampton war, würde man ihn nicht so leicht wieder loswerden. Vielleicht hätte es eine Möglichkeit gegeben, ihn vom Kommen abzuhalten. Aber welche? Er zuckte die schmerzenden Schultern. Ihm auf der Stelle Geld anbieten? Oder gut zureden, ungefähr so: Du hattest einen guten Job dort, du hast gut gearbeitet, ich will nicht, daß du so schnell aufgibst, ich schicke tausend Dollar für dich, c/o Krankenhaus, und wenn du das Geldwillst, geh sofort zurück nach Palm Beach. Ich helfe dir, den Job wiederzubekommen. Aber vielleicht war er ja gar nicht rausgeflogen. Dann mußte man anders mit ihm reden, etwa so: Du mußt es ernsthaft versuchen, Junge, streng dich an, streng dich ehrlich an, du weißt doch, wie das geht. Unsinn, das hätte nicht funktioniert, und wenn es wie durch ein Wunder doch gewirkt hätte, dann sicher nicht lange. Bald würde wieder ein R-Gespräch kommen. Also, Schmidtie, keine Ausflüchte, bringen wir’s lieber hinter uns. Wie hätte er ahnen können, daß Carries Abwesenheit ein glücklicher Zufall, ein wahres Wunder war. Jetzt mußte er sogar hoffen, daß dieses Wunder noch ein paar Tage anhielt, so lange, wie er brauchte, um dafür zu sorgen, daß das alte Dreieck nie wieder zustande kam.
    Er ging ins Haus und fand in seinem Schreibtisch den Aktenordner, in dem er seine Korrespondenz mit dem Krankenhaus abgeheftet hatte, und in dem Aktenordner die Durchwahlnummer des Direktors. Büro geschlossen. Natürlich, wer wird denn auch nach sechs Uhr abends noch arbeiten. Aber so schnell wird man Herrn Albert Schmidt nicht los. Die Privatnummer hatte er auch notiert. Da haben wir ihn. Ah, welche Freude, von Mr. Schmidt zu hören. Der wohltätige Mr. Schmidt versagte sich die Bemerkung: Die Freude werde ich Ihnen gleich verderben, Sie werden nie wieder einen Peso oder Dollar von mir sehen. Statt dessen fragte er in süßen Tönen nach dem jungen Mann, den er für die Stelle eines Faktotums im neuen Konferenzzentrum empfohlen habe. Machte er sich gut? Hörbare Bestürzung. Wie sollte der Direktor in seiner äußerst peinlichen Lage passende Worte finden? Es habe ein bestimmtes Problem gegeben, vielleicht könne Mr. Schmidt am nächsten Morgen wieder anrufen und mit der Personalabteilung sprechen, der Direktor sei sich nicht sicher, ob er die Einzelheiten zur Hand habe oder sie garpreisgeben dürfe. Nein, nicht einmal an Mr. Schmidt. Ah, Schmidt merkte, wie der arme Mann sich wünschte, er hätte das Telefon klingeln lassen und das verdammte Ding nicht angerührt. Die Polizei? Ja, die sei auch irgendwie beteiligt gewesen. Wie das Problem gelöst worden sei, wisse er nicht genau.
    Durch eine Kaution, und die hat er verspielt, so ist es gewesen, flüsterte Mr. Schmidt dem Mr. Schmidt ins Ohr. Ja, das Personalbüro konnte er anrufen. Auch die Polizei, aber das brauchte der Direktor nicht zu wissen. Die Polizei! Schutzwall der bürgerlichen Gesellschaft! Der Rechtund-Ordnungsjurist in Schmidt freute sich. Aber hatten die Ordnungshüter genug Interesse, um sich ihren guten kleinen Bryan von Bridgehampton zurückzuholen? Würden sie dafür so weit reisen? Schon recht. Er würde ihnen anbieten, die Kosten für den Flug zu übernehmen. Und wenn sie kamen und ihn holten, wie lange würden sie ihn festsetzen? Gerade lange genug, daß dieser sehr praktische Bursche sich überlegen konnte, wie er mit seinem Freund abrechnen würde, sobald man ihn laufenließe. Ihn zusammenschlagen, aber gründlich. Vielleicht holte er sich auch ein paar von seinen Bonaker-Kumpels zur Hilfe!
    Das Telefon klingelte wieder. Konnte das Bryan sein? Falls ja, würde er ruhig und besonnen mit ihm reden. Der Jähzorn: diese unbeherrschten Wutausbrüche zur falschen Zeit. Sie sind die bösen Vorzeichen seines Ruins. Natürlich! Das mußte Carrie sein; sie rief an, um zu erklären. Sie würde alles wieder zurechtrücken. So wie er jedesmal, wenn er an ihrer Seite aus einem Angsttraum hochschreckte, sofort danach über seine Angst lachen konnte. Nur, es war Charlottes Stimme und nicht die seiner blassen Zauberfee.
    Dad, ich habe so

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