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Schmidts Einsicht

Schmidts Einsicht

Titel: Schmidts Einsicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Louis Begley
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verlieren wir mit den Fahrten zwischen diesem Ort und ihrem Haus in Sagaponack manchmal fast eine Stunde! Deshalb habe ich das Häuschen gekauft. Sie überquert die Straße 27, fährt einen knappen Kilometer, und ich bin schon da und warte auf sie. Et voilà! Die Haushälterin kommt morgens und sieht sie also nie. Niemand sieht sie. Pas de problème! Außer wem? Rate mal.
    Mr. Mansour tippte sich mehrmals mit dem Zeigefinger auf die Brust.
    Und wenn ich in der Stadt bin, erzählte er weiter, sagt sie manchmal, sie geht in die Oper oder sieht sich ein Ballett an. Ihm ist es egal, ob sie allein geht.
    Mr. Mansour lachte noch etwas mehr und fuhr dann fort: Er ist so ein Schlemihl, daß er nicht ein einziges Mal gesagt hat, ich komme mit, nicht ein Mal, seit sie zusammen sind. Also, was meinst du dazu?
    Liebe am Nachmittag hoch zwei! Du hast viel Glück, meine ich.
    Danke!
    Und wie geht’s weiter?
    Schmidt brauchte nicht zu fragen, warum Caroline ihren Ehemann mit dem Finanzmagnaten betrog. Mikes Prahlerei mit seinem einzigartigen Gerät und seiner Potenz hatte er noch lebhaft in Erinnerung, und vielleicht prahlte er gar nicht, sondern sagte die reine Wahrheit. Zwei zusätzliche Gründe fielen ihm noch ein: Canning war eine Schlaftablette. Mike konnte auf bizarre Weise amüsant sein und besaß die Omnipotenz, die vor dem Zeitalter der Milliardäre nur Monarchen von Gottes Gnaden oder gar Zeus allein zu eigen gewesen war. Goldregen waren für Könige Pflicht und von einem Gott einfallsreich zu nutzen, aber es gab noch so viele andere Tricks. War er als Schwan zu ihr gekommen? Sperrte er sie in eine Kuh ein, die er als Stier bestieg? Zuzutrauen war’s ihm. Aber langweilig und vertrottelt war Canning schon gewesen, als sie ihn heiratete, eine neue Entwicklung war das nicht. Irgend etwas mußte sie anziehend gefunden haben – Gott weiß was, wahrscheinlich sein Talent, das noch nicht erkannt war. Dieses Talent war unvermindert vorhanden, wenn man – anders als Schmidt – den Kritikern der NYT glauben wollte. Aber, pas de problème , wie der Mann mit dem goldenen Schwanz sagen würde. Er schläft am Nachmittag mit ihr, und nachts macht sie ihre Beine für Canning breit oder wie immer sie es treiben. Hübsch!
    Und wie es weitergeht? wiederholte Mr. Mansour und ließ die Betperlen klappern. Was soll passieren?
    Ich meine, du bist ohne Anhang – geschieden –, sie ist eine sehr ernsthafte Frau, sehr begabt, hochgeachtet. Wollt ihr euch weiter nachmittags in deinem neuen Häuschen treffen und so fort, oder irgendwo in der Stadt?
    Wenn sie bloß den Schlemihl verließe, würde ich sie gleich morgen heiraten, antwortete Mr. Mansour. Ichhabe ihr gesagt, ich gebe ihm Geld, haufenweise, damit er weiterzieht. Aus unserem Leben verschwindet! Sie läßt mich nicht. Er braucht sie! Sagt sie. Er könne sonst nicht schreiben! Und wenn schon. Entre nous , groß wäre der Verlust nicht, wenn er kein Wort mehr schriebe. Weißt du, warum ich seinen dämlichen Roman finanziere? Erstens gefällt mir Gil und das, was er macht. Zweitens habe ich damit Kontrolle über den Schlemihl. Klappt immer! Joe, du wirst am Set in Brooklyn gebraucht oder irgendwo draußen im Mittleren Westen, wo das dämliche Buch am Anfang spielt. Joe, du mußt den Verleihern das Projekt vorstellen. Pas de problème . Caroline und ich tun, was wir können. Noch was, aber das muß unbedingt unter uns bleiben: Bei ihm ist alles mögliche im Argen, der Blutdruck, der Cholesterinspiegel himmelhoch, und so weiter und so weiter. Er könnte sich und mir einen großen Gefallen tun und einfach sterben. Das sage ich nur dir, behalte es für dich. In Ordnung?
    Damit bat Mr. Mansour ihn zum ersten Mal, etwas für sich zu behalten. So etwas wird er ab und zu verlangen, wenn er dabei ist, eine Aktiengesellschaft zu kaufen oder fallenzulassen, dachte er. Aber in einem privaten Gespräch war dies auf jeden Fall etwas Neues.
    Dann wollt ihr einfach munter so weitermachen und hoffen, daß Joe nichts merkt.
    Schmidtie, sagte Mr. Mansour, ich möchte sie immer um mich haben. Ich lade die beiden jedesmal ein, wenn ich Gäste zum Lunch oder Dinner habe, nur nicht, wenn du kommst oder Gil und ich nicht will, daß er alles vermiest, oder wenn Holbein da ist und wir über Geld reden. Weißt du, warum? Damit ich sie anschauen kann und ihr Lachen höre. Dinner zu dritt mit ihnen ohne einen anderen Gast, das halte ich nicht aus. Also warte ich. Also warte ich.
    Noch etwas ganz Neues: Zwei dicke

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