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Schmiede Gottes

Schmiede Gottes

Titel: Schmiede Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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Freunde: deine linke Hand und Christus. Die ganze Welt hat es auf dich abgesehen. Falls die Welt verschwinden und Gott die Tafel abwischen würde, dann würden wir vielleicht mit uns selbst ins reine kommen. Gott ist ein gerechter Gott. Er wird seine Engel auf die Erde schicken, um uns zu warnen. Das glauben wir, und es kommt in unserer Musik zum Ausdruck.

 
2
     
3. Oktober
     
    Harry Feinman stand hinten im Boot und rollte seine Angelschnur von der Spule ab. Arthur ließ das Boot mit dem langsam strömenden Wasser treiben. Er warf ein Dutzend Meter von der großen überhängenden Kiefer entfernt, die das tiefe Wasserloch markierte, wo dem Vernehmen zufolge Fischer in den letzten Jahren so viele große Fische herausgezogen hatten, den Anker aus. Marty spielte mit den Elritzen im Ködereimer und öffnete die Pappschachteln voller Schlamm und Würmer. Die Sonne strahlte stark durch dünne, hohe Wolken. Die Luft roch nach dem Fluß, frischem scharfen Grün und der Kühle des frühen Herbstes. In dem ruhigen toten Wasser des Lochs hatten sich orangefarbene und braune Blätter zu einem flachen, hin und her treibenden Klumpen zusammengeballt.
    »Muß ich mir den Köder auf meinen Angelhaken selbst aufspießen?« fragte Marty.
    »Das ist ein Teil des Spiels«, sagte Harry. Harry Feinman war stämmig und muskulös, fünfzehn Zentimeter kleiner als Arthur, mit früh ergrauendem Haar, das überall zurückging außer im Nacken, wo es einen steifen Flaum bildete, der bis unter den Kragen seiner schwarzen Lederjacke hinabreichte. Sein Gesicht war voll und freundlich, mit kleinen durchdringenden Augen und schweren dunklen Augenbrauen. Er spulte die lockere Nylonschnur energisch auf und steckte die Rute zwischen die Köderbüchse und einen Behälter für Angelgerät. »Du verdienst deinen Fisch nicht, ohne die ganze Arbeit zu leisten.«
    Arthur zwinkerte bei Martys unsicherem Blick.
    »Könnte den Würmern wehtun«, sagte Marty.
    »Ich weiß wirklich nicht, ob sie Schmerz empfinden oder nicht«, sagte Harry. »Vielleicht doch. Aber so ist der Lauf der Welt.«
    »Ist das wirklich der Lauf der Welt, Papa?« fragte Marty.
    »Ich denke, ja.« In der ganzen Zeit, die sie am Fluß gewohnt hatten, hatte Arthur Marty nie zum Angeln mitgenommen.
    »Dein Vater ist hier, um es dir leicht zu machen, Marty. Ich nicht. Fischen ist eine ernsthafte Sache. Es ist ein Ritual.«
    Marty hatte schon von Ritualen gehört. »Das heißt, man erwartet von uns, etwas auf eine bestimmte Art zu tun, damit wir uns nicht schuldig fühlen«, sagte er.
    »Du hast es erfaßt«, sagte Harry.
    Marty bekam die leere Miene, die anzeigte, daß er einer Idee auf der Spur war. »Peggy heiratet… Ist das ein Ritual, weil sie miteinander Sex machen werden? Und könnten sie schuldig sein?«
    Am nächsten Morgen wollten Francine und Martin nach Eugene fahren, um an der Hochzeit ihrer Nichte teilzunehmen. Arthur hätte sie begleitet, aber jetzt gab es viel wichtigere Dinge.
    Arthur zog gegenüber Harry die Augenbrauen hoch und sagte: »Bis jetzt hast du das große Wort geführt.«
    »Er ist dein Sohn, Freundchen.«
    »Heiraten ist eine Feierlichkeit. Es ist ein Ritual, aber kein Spaß. Durchaus nicht so, wie einen Wurm an den Haken stecken.«
    Harry grinste. »Künftig wird niemand mehr schuldig sein, wenn er Sex macht.«
    Marty nickte befriedigt und empfing von Arthur eine Schnur mit Haken. Arthur holte rasch einen Wurm aus der Schachtel und gab ihn seinem Sohn. »Dreh ihn zusammen und spieß ihn ein paarmal auf!«
    »Igitt!« sagte Martin, als er es so machte, wie man es ihm gesagt hatte. »Das Blut des Wurms ist gelb«, meinte er noch dazu. »Klebrig.«
    Sie fischten in dem Loch eine Stunde lang ohne Erfolg. Um halb zehn wollte Marty die Angelrute weglegen und ein Sandwich essen. »Nun gut. Wasch dir die Hände im Fluß!« sagte Arthur zu ihm. »Wurmsaft, denk daran!«
    »Igitt!« Marty beugte sich über das Schanzdeck, um seine Hände einzutauchen.
    Harry lehnte sich zurück, klemmte sich die Rute zwischen die Knie, faltete die Hände im Nacken und grinste breit. »Das haben wir seit Jahren nicht mehr gemacht.«
    »Ich vermisse das Fischen nicht sehr«, sagte Arthur.
    » Schlappschwanz!«
    »Papa ist kein Schlappschwanz«, behauptete Marty.
    »Mach ihm das klar!« ermutigte ihn Arthur.
    Marty sagte: »Fischen ist brutal.«
    »Wie der Vater, so der Sohn«, jammerte Harry.
    Harrys weiche Fischermütze beschattete seine Augen. Arthur erinnerte sich plötzlich an den

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