Schmiede Gottes
überschwenglich dafür, daß er einen solchen Wirbel gemacht hatte. Seine Hand berührte einen Klumpen von der Größe eines Eies in der Jackentasche. »Da war ein junger Mann mit mir zusammen. Haben Sie gesehen, wohin er gegangen ist?« Er schaute nervös auf den Fußboden und den Sitz in der Nische und suchte die Spinne. Dann fiel ihm ein: Sie befindet sich ja in meiner Tasche.
»Jetzt geht gerade jemand«, sagte die Kellnerin und zeigte wohin.
In dem Türbogen zur Cafeteria schaute Reuben über die Schulter auf Hicks und lächelte.
Der Junge ging flott in die Lobby, drehte sich um und verschwand. Da kein Bedürfnis bestand, ihm zu folgen, nahm Hicks die Rechnung und zahlte bei der Kellnerin. Er schüttelte sich am ganzen Körper, wußte aber nicht, ob es britische Zurückhaltung oder die ihn durchflutenden Anweisungen waren, die ihn aufrecht erhielten.
Fühlt sich wirklich gar nicht schlecht an. Natürlich stehe ich nicht unter Kontrolle…
Er ging wieder in sein Zimmer, legte sich im Bett auf den Rücken und schloß die Augen. Sein Zittern hörte auf, und der Atem wurde gleichmäßig. Er rollte sich auf eine Seite. Die Spinne kletterte aus seiner Tasche und setzte sich unten an seinem Hals fest.
Was Reuben zu erklären versucht hatte, entfaltete sich jetzt vor ihm in größerem Detail. Eine Stunde später wunderte er sich darüber, daß er überhaupt an Widerstand gedacht hatte.
Irgendwann am Abend gab die Spinne seinen Hals frei, kroch über das Bett und ließ sich dann auf den Boden fallen. Er sah ziemlich genau zu. Es strömte immer noch Information in ihn ein; und wenn auch noch manches davon unverständlich war, so würde der Strom sich binnen weniger Minuten ändern, und er könnte mehr verstehen.
Die Spinne kletterte die Fernsehkonsole empor und bohrte sich rasch, mit erstaunlich wenig Geräusch in deren Sockel. Eine Stunde lang kamen aus dem Apparat Schneidgeräusche, vereinzelte Lichtstrahlen und Wolken von Rauch und Staub. Eine weitere Stunde war dann alles ruhig. Dann fielen zwei Spinnen aus dem Loch. Beide krochen Hicks in die Tasche.
»Zum Teufel!« sagte Hicks.
PERSPEKTIVE
The Andrew Kearney Show (Syndicated Home Info Systems Net), 19. Dezember 1996; Gastauftritt des Science Fiction-Autors Lawrence Van Cott:
Kearney: Mr. Van Cott, Sie haben einundsechzig Romane und sieben Werke der Nonfiction geschrieben, oder, wie es hier heißt, spekulativer Nonfiction. Was ist das?
Van Cott: Science Fiction ohne Personen. Non-fact-Artikel.
Kearney: Wir haben in den letzten Monaten von den Mitteln gehört, mit denen die Aliens des Präsidenten die Erde zerstören wollen. Wir haben gehört, daß bei den Philippinen und im Atlantik Dinge herunterfielen und in das Erdinnere eindrangen. Bis jetzt sind zwei solche Objekte gesichtet worden. Gestern abend habe ich Jeremy Kemp selbst interviewt. Er sagt, wir hätten Anzeichen dafür, daß diese Objekte im Innern der Erde unter der Kruste ein Tohuwabohu erzeugen.
Van Cott: Nach dem, was ich gehört habe, sollten Sie Walter Samshow und David Sand interviewen. Sie haben das eine Objekt als erste gesehen.
Kearney: Die sind offenbar nicht erreichbar.
(Van Cott zuckt die Achseln)
Kearney (beugt sich vor): Was können diese Objekte sein? Sie sind ein Science Fiction-Autor; vielleicht können Sie auf eine Weise spekulieren, die Wissenschaftler nicht wollen oder nicht können.
Van Cott: Das ist ein ernstes Thema. Ich glaube nicht, daß uns jetzt mit Spekulation gedient ist. Ich würde es vorziehen zu warten und zu sehen, was die Experten denken.
Kearney: Ja, aber Sie haben akademische Grade in Physik, Mathematik… (schaut in seine Notizen) Ich möchte sagen, daß Sie ein ebenso guter Experte sind wie jemand sonst, sofern wir annehmen können, daß Sie sich hinsichtlich der Meldungen auf dem laufenden gehalten haben. Haben Sie das?
Van Cott: Ich habe alles gelesen oder gehört, was veröffentlicht wurde.
Kearney: Aus professionellem Interesse?
Van Cott: Ich bin immer interessiert, wenn die Wirklichkeit mich einholt.
Kearney: Sie haben doch sicher einige Theorien.
Van Cott (schweigt einen Moment, stochert mit dem Finger in seiner Pfeife und blickt zu den Deckenlampen auf): All right. (Lehnt sich zurück, hält den Kopf seiner Pfeife ausgestreckt) Wenn diese Objekte so schwer sind, wie wir denken, dann sollten sie sehr groß sein. Aber wenn sie auf den Ozean treffen, machen sie keinen großen Spritzer. Also können sie nicht zugleich schwer…
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