Schmiede Gottes
(Faltet die Hände um den Pfeifenkopf und schüttelt sie; dann zieht er sie auf Armeslänge zurück) und groß sein. Schwer und klein, das ist etwas anderes. Keine große Energieübertragung in den Ozean oder Meeresboden. Kein großes Einsturzgebiet. Also können wir einige logische Schlüsse ziehen. Zunächst ist jedes Objekt sehr dicht. Man sagt, sie bestünden aus Neutronium. Damit stimmt die Rechnung. Wir brauchen keine Schwarzen Löcher. Neutronium ist eine Materie, die so weit komprimiert ist, daß Elektronen und Protonen zu Neutronen zusammengequetscht werden. Nichts als Neutronen. Ganz gleich, woher die Aliens dieses Neutronium bekommen könnten. Fragen Sie mich nicht! Ich weiß es nicht sicher. Ich weiß auch nicht, wie sie einen Klumpen Neutronium zusammengedrückt halten. Das zweite Objekt sprüht eine Menge Funken und bewirkt Strahlungsschäden.
Manche Leute sagen, daß es den meisten Lärm macht, da drinnen. (Deutet mit der Pfeife auf den Fußboden). Das besagt für mich etwas. Zwei Objekte. Nehmen wir an, das eine besteht aus Neutronium; dann könnte das andere aus Antineutronen bestehen, aus Antineutronium.
Kearney: Neutronen sind, soweit ich weiß, neutrale Partikel. Wie kann es da Antineutronen geben, wenn sie neutral sind?
(Musik erklingt)
Van Cott (stöhnt): Das zu erklären, würde einige Zeit dauern. Warum nicht mit einer Werbesendung unterbrechen? Danach werde ich es Ihnen erzählen. (Unterbrechung)
Van Cott: Neutronen sind elektrisch neutral, aber das heißt nicht, daß es keine Antipartikel für sie geben kann. Wenn zwei Antiteilchen zusammentreffen, vernichten sie einander vollständig. Und jetzt haben wir also zwei Objekte, die durch die Erde fallen. Neutronium ist im Vergleich mit Gestein sehr dicht. Die Objekte – nennen wir sie Geschosse – würden innerhalb der Erde orbitale Bahnen beschreiben und sich durch den Kern bewegen, als wäre es dünne Luft. Sie würden sehr kalt sein. Neutronium würde wegen seiner Dichte sehr viel Wärme absorbieren. Sie würden während eines jeden Umlaufs nicht wesentlich langsamer werden.
Das Antineutroniumgeschoß würde mit der Materie der Erde in Wechselwirkung treten und etwas erzeugen, das man Anti-Plasma nennt. Dadurch würde verhindert werden, daß das Antineutronium alles auf einmal explodiert. Dieses Geschoß würde viel rascher abgebremst werden. Daher kommt es schließlich im Zentrum der Erde zur Ruhe, wobei es sich spaltet und strahlt und gewaltigen Lärm entwickelt. Wenn das anderes Geschoß langsam genug geworden ist, kommt es auch zur Ruhe. Die beiden treffen zusammen… und ich bin nicht sicher, was danach passieren würde.
Kearney: Vielleicht würde dieses Anti- – oder wie auch immer – Plasma sie getrennt halten.
Van Cott (nickt): Ein kluger Gedanke. Vielleicht – aber auch vielleicht nicht. Vielleicht würde der Druck im Erdkern sie lange genug beisammenhalten, daß sie verschmelzen können.
Kearney: Was würde dann geschehen?
Van Cott: Vollständige oder fast vollständige Annihilation von ein- oder zweihundert Millionen Tonnen Materie. (Er hält seine Finger zu einer doppelten Faust geballt und bewegt sie dann langsam auseinander) Man kann sich das als eine Art Zeitzünderbombe vorstellen, wobei der Zünder durch Schwerkraft kontrolliert wird.
Kearney (beträchtlich ernüchtert): Das… Mr. Van Cott, ist ein sehr beunruhigender Gedanke. Haben Sie darüber mit jemand anderem gesprochen?
Van Cott: Nein; und es wird mir wahrscheinlich leid tun, daß ich es hier getan habe. Es ist meine private Spekulation. Ich glaube, daß sie jetzt nicht mehr privat ist.
43
23. Dezember
Walt Samshow und David Sand waren erst seit einer Stunde an Bord der Glomar Discoverer, als sie einen dringenden Anruf von Jeremy Kemp erhielten. Der Verteidigungsminister Otto Lehrman hatte gerade an diesem Morgen Bilder von drei Kingfisher-Beobachtungssatelliten der Marine freigegeben. Der Grund dafür wurde nicht genannt. Kemp nahm an, daß es Teil eines Machtkampfes zwischen dem Präsidenten sowie seinem dezimierten Kabinett und dem Militär war. Sand schloß rasch einen Computerschirm an das Telephon, und Kemp übertrug die Bilder aus Kalifornien. Es waren mehr als hundert.
Eine Stunde später durchmusterte Samshow noch die Bilder auf dem Schirm, während Sand Kemp nach den Details fragte.
Alle Bilder waren von Tiefseegebieten und mit Satelliten zur U-Boot-Verfolgung aus tieffliegenden Satelliten aufgenommen, welche mit
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