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Schmiede Gottes

Schmiede Gottes

Titel: Schmiede Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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Sie wickelte eine Haarlocke von ihm um einen Finger und betrachtete ihn mit jener weiblichen Ruhe, die er so oft bewundert hatte. An diesem Morgen war es in ihrem Bett leidenschaftlich, sogar besessen, zugegangen; aber jetzt war sie so friedlich wie eine Madonna aus Ton.
    Es konnte ihr von der Spinne erzählen. Nichts würde ihn daran hindern. Er hob den Kopf und wollte reden, hielt dann aber inne. Wer hat nun hier zu sagen? Bin ich das, zögernd, oder jemand anders? Es war er. Sie hatte genug zu bedenken, ohne zu erfahren, daß ihr Gatte besessen war. Dies Wort amüsierte und reizte ihn. Es beschrieb nicht das, was vorging.
    Warum nehmen sie nicht auch sie? Ergreifen von ihr Besitz?
    Weil sie sie nicht brauchten und ihre Mittel begrenzt waren. Plötzlich kribbelte es in seinem Rückgrat, und der Hals versteifte sich. Nur ein- oder zweitausend… Wie, wenn niemand aus seiner Familie der erwählten Gruppe angehörte? Niemand seiner Freunde, Kollegen und Bekannten? Wie, wenn er nicht dabei war?
    »Stimmt etwas nicht, Art?« fragte sie und streichelte ihm die Stirn.
    Er schüttelte den Kopf und liebkoste ihre Brustwarze.
    Sie sagte: »Du hast mich fühlen lassen, als ob ich etwas anderes wäre als eine Mutter und Mitglied des Elternbeirates. Du solltest dich schämen.«
    »Ja, das tue ich«, sagte er, »ganz und gar.«
    Der Regen prasselte gegen die Fenster, und ein kalter Wind heulte unter der Dachrinne. Ominös, deutlich ominös; aber es vermittelte ihm ein Gefühl von Sicherheit und Wärme. Er konnte nackt in einem warmen, geschlossenen Schlafzimmer bei seiner Frau liegen und sich als Herr eines unermeßlichen Raumes fühlen. Sein Körper hatte noch nicht begriffen.
    Ein Netzwerk war im Entstehen begriffen. Plötzlich fiel ihm ein, daß in New York, Washington D.C., und anderswo in Bibliotheken eingebrochen wurde. Was war ihr Plan? Wollten sie die Sixtinische Kapelle buchstäblich herausreißen und Schallplatten von Bach und Angkor Wat und den Parthenon in ihrer Gesamtheit in den Weltraum emporheben, zusammen mit den Genies der Erde? Das schien irgendwie naheliegend und sehr naiv.
    Er hatte sich oft Harrys ›Essay‹ auf Band angehört. Von Anfang an hatte er darüber gegrübelt und Harrys Ideen mit dem verglichen, was das Netz ihn wissen ließ.
    In seinem Kopf – ein Konzept, mehr als ein Wort: Grammatik.
    An dieses Konzept war ein Labyrinth von Begriffen gebunden: Die Grammatik des Ökosystems eines Planeten, von genetischem Material an, und wie die Spezies sich zusammenfügten wie ›Wörter‹ in einem ›Buch‹, und die Struktur sich entwickelnder Pläne und die Konsequenzen einer Entscheidung…
    Grammatik einer Gesellschaft, wie menschliche Gruppen als Teil des universellen Ökosystems wechselwirken…
    Früchte, Gonaden, das Reproduktionssystem eines Planeten, ein fruchtbares Pseudopodium, das von der Oberfläche in den Raum hinauflangt und Jesus Jesus lernen muß.
    Um etwas zu erfahren über tiefes Vakuum und Gravitation und den Wind zwischen Welten, muß das Ökosystem der Erde ein ›Organ‹, einen Arm entwickeln, der mit Auffassungsvermögen und Logik ausgestattet ist, so wie sich das Leben einst dem Lande angepaßt hat durch Entwicklung bestimmter Arten von Augen und Gliedmaßen und neurologischen Strukturen. Sätze im Buch der Erde, die die Syntax von Gehen auf dem Lande, Gehen im Weltraum benutzen, alles durch die ursprüngliche Grammatik des Ökosystems vorgegeben, alles inhärent. Wie auf Tausenden anderen Welten mit ähnlichen lebenden Grammatiken. Die Menschen waren das Organ der Erde, um sich zwischen Welten und Sternen zu bewegen.
    Sie verkünden Leben. Sie wissen, was zu tun ist, um die Essenz, das Grundwissen des intakten Planeten zu bewahren.
    Das war es, was man ihm mitteilte. Harry hatte auf dem Band gesagt:
    »Ich habe zwanzig Jahre meines Lebens als Biologe verbracht. Du, Arthur, hast mich über andere Disziplinen auf dem laufenden gehalten. Du hast meinen Geist vor fünfzehn fahren beschäftigt, als du mir Lovelocks Buch über ›Gaia‹ gegeben hast. Neuere Ereignisse haben mich veranlaßt, einige meiner alten Theorien und Spekulationen auszugraben, die ich nach der Lektüre von Lovelock und Margulis angestellt habe. Wir haben darüber gesprochen, immer und immer wieder; aber ich war mir nie so sicher, daß ich sie zu Papier gebracht hätte. Aber jetzt bin ich recht sicher. Nur bin ich zu schwach, um sie zu Papier zu bringen, daher… dieses.
    Gaia ist die gesamte Erde; und sie ist

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