Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schmiede Gottes

Schmiede Gottes

Titel: Schmiede Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
Vom Netzwerk:
lebendig geworden, sie wurde ein organisches Ganzes, eine einzige Kreatur seit jetzt mehr als zwei Milliarden fahren. Wir können keine vollständigen Analogien zwischen Gaia und menschlichen Wesen aufstellen, oder Hunden oder Katzen oder Vögeln, weil wir bis vor kurzem nie wirklich unabhängige Organismen studiert haben. Hunde und Katzen und Vögel – und Menschen – sind nicht unabhängig. Wir sind Stücke und Teile von Gaia. Das gleiche gilt für jedes andere Lebewesen auf der Erde. Stell dir vor, daß eine einzelne Zelle Analogien zwischen ihrem Cytoplasma und ihren Organellen zu finden sucht und der Rolle, die sie in einem menschlichen Körper spielt; sie wird in die Irre geführt, wenn sie zu starre Vergleiche anstellt.
    Somit ist Gaia, die Erde, der erste unabhängige Organismus, den wir studiert haben. Ich werde dafür das Wort ›Planetismus‹ benutzen. Ein Planetismus besteht aus Pflanzen und Tieren und Mikroorganismen; und diese bestehen aus Zellen oder sind selbst Zellen. Zellen bestehen aus Cytoplasma, Organellen und so weiter. Ein Organismus reguliert sich selbst mit Hormonen, Neurotransmittern und arbeitet und erhält seine Ernährung mit Enzymen und anderen Substanzen… alle organisiert, nach Plan, synergistisch. Selbstkontrolliert.
    Gaia leistet ihre Arbeit mit Ökosystemen. Wie ein jeder Organismus hat ein Planetismus einem Zeitplan und bestimmten Zielen zu genügen. Er wächst und entwickelt sich, geht durch verschiedene Stufen in seinem Leben. Manchmal erfährt er radikale Verschiebungen, die ganze Ökosysteme zerstören. Vielleicht experimentiert er auf eine Weise, zu der kleinere Organismen nicht fähig sind. Er erreicht einen toten Punkt, wischt einen Teil der Tafel ab und beginnt von neuem. Ich weiß nicht. Aber letztlich muß er das tun, was alle Lebewesen machen müssen: reifen und sich vermehren.
    Wie kann ein Planetismus andere seinesgleichen herstellen? Er ist – wahrscheinlich – ohne Einwirkung von außen entstanden; obwohl es sein könnte, daß er der Sproß eines anderen Planetismus wäre. Vielleicht wurde das Leben hier vor sehr, sehr langer Zeit ausgesät. Offengestanden, denke ich nicht so. Ich glaube, daß die meisten Planetismen keine Eltern haben, zumindest nicht gerade jetzt. Daher sind sie frei, sich nach eigenem Plan zu entwickeln. Dies erfordert eine sehr lange Zeit; aber schließlich findet sich doch ein Weg zur Vermehrung. Er entwickelt eine Reproduktionsstrategie.
    Der Planetismus hat Wege gefunden, um mehr und mehr seiner Rohstoffe und Oberfläche zu verwenden. Er hat die Ozeane unter seine Herrschaft gebracht, dann Pflanzen und Tiere verbreitet, um die unfruchtbaren Kontinente zu erobern. Diese Pflanzen und Tiere haben sich irgendwie dem Leben auf dem trockenen Land besonders angepaßt. Ich vermute, daß dabei mehr als eine Zufallschance mitgespielt hat, aber ich bin zu schwach, um darüber jetzt zu argumentieren. Für mein Schema ist es irrelevant.
    Jetzt, nach Äonen, sind hier Menschen, und wir machen uns gar nicht so übel. Wir haben ein Organ bekommen, das ebenso wichtig ist wie die Beine für ein Amphibium – ein hoch entwickeltes Gehirn. Plötzlich ist sich Gaia ihrer selbst bewußt geworden und richtet den Blick nach draußen. Sie entwickelt Augen, die weit in den Weltraum blicken können und das Milieu zu verstehen beginnen, das sie erobern muß. Sie erreicht die Pubertät. Bald wird sie beginnen, sich zu vermehren.
    Ich weiß, daß du mir jetzt irgendwie voraus bist. Du sagst: ›Das bedeutet, menschliche Wesen sind die Gonaden der Erde.‹ Und ich sage das auch: aber die Analogie ist bestenfalls schwach. Im Laufe der Zeit würde Gaia wahrscheinlich alles auf Erden – alle ihre Ökosysteme – geopfert haben, um Menschenwesen zu erzeugen. Denn wir sind mehr als Gonaden. Wir stellen Sporen und Samen her, wir sind es, die verstehen, was Gaia ist; und bald werden wir wissen, wie man andere Welten lebendig machen kann. Wir werden Gaias biologische Information in den Weltraum hinaustragen, auf Raumschiffen.
    Du weißt, diese Idee läßt eine Menge von Problemen auftauchen. Gaia hat uns genährt, aber sie hat uns auch angestachelt und mitunter gequält. Sie hat alle ihre Hilfsmittel benutzt, um sicherzustellen, daß wir uns nicht allzu komfortabel fühlen. Krankheiten, die dazu dienten, Ökosysteme zu regulieren, sind plötzlich zu Stimulantien geworden. Wir arbeiten hart, um alle Krankheiten zu verstehen, die uns Leid zufügen; und dabei lernen wir, das

Weitere Kostenlose Bücher