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Schmiede Gottes

Schmiede Gottes

Titel: Schmiede Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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ihm portionsweise eingegeben werden. Die Entscheidungen, wohin er zu gehen hätte, trafen andere im Netzwerk. Und wer trifft die Auswahl?
    Er hatte wieder den alptraumhaften Gedanken:
    Die Besessenen werden einfach benutzt. Sie sind keine Retter. Es sind nur Plünderer, und sie benutzen uns als Sklaven, um die Erde von allem zu entleeren, was sie wegschleppen können.
    Wie viele Besessene gab es inzwischen?
    Zehntausend.
    Eine runde Zahl, die jeden Tag noch zunahm.
    Und Platz in den Archen für nur zweitausend.
    Er entschied sich, daß er dableiben würde, falls Marty und Francine nicht dabei sein sollten: Er würde es ablehnen. Wirklich? Und das war das Bedrückendste von allem. Arthur konnte nicht sicher sein, daß er, wenn ihm zum gegebenen Zeitpunkt die Gelegenheit geboten, sie aber seiner Frau und seinem Sohn verweigert würde, sie nicht doch verlassen würde.
    Ich kann bleiben. Ich werde bleiben.
    »Sprechen sie zu dir?« Francine rollte sich im Dunkeln herüber und sah ihn an. Er lächelte ihr zu und zog sie an sich.
    »Nein«, sagte er. »Im Moment gerade nicht.«
    »Wo sind die Spinnen?«
    »In ihrer Kiste.« Er hatte eine hölzerne Schachtel genommen und den Spinnen oben auf dem Schrank im Büro ein Heim bereitet. Seit Tagen hatte sich keine von ihnen bewegt.
    »Was für Leute brauchen sie?«
    »Ich habe keine Ahnung«, antwortete Arthur.
    »Erinnerst du dich an jene Nacht, als Grant und Danielle und Becky zu Besuch waren, und Chris Riley anrief… Um dir das von Europa mitzuteilen?«
    Er nickte.
    »Ich bekam damals richtig Angst. Ich weiß nicht, warum. Ich wußte, daß es weit entfernt war.«
    Arthur sah Europa kochen. Große Eisschollen schossen geradlinig als Dampf empor, andere Stücke hoben ab; und unter alledem eine sich ausbreitende, vollkommen glatte Kugel aus Licht, so perlweiß wie Fallschirmseide und so hell wie die Sonne. Sie stieß das Eis und den Dampf in den Weltraum…
    »Was ist nun wirklich mit Europa geschehen?« fragte sie.
    »Ich denke, unsere Freunde… unsere… äh… Freunde haben den Jupitermond verzehrt«, sagte er. »Daraus für sich noch mehr Raumschiffe hergestellt.« Und die riesigen Eisklumpen, die einwärts zu Mars und Venus geschickt wurden? Keine Vorstellungen oder Erinnerungen erklärten sie.
    »Dann hätte ich keine Angst haben sollen.«
    »O doch«, sagte Arthur. »Du hattest recht, dich zu fürchten. Du wußtest es eher als ich.«
    Sie nickte zustimmend. »Also doch, nicht wahr? Was bin ich dann also? Psychopathisch?«
    Sie redete nur, um etwas zu sagen. Er wußte das, und es machte ihm nichts aus. Ihre Stimme beruhigte ihn.
    »Eine Frau«, sagte er.
    »Wie komisch.«
    Er lächelte in ihr Haar und küßte sie.
    »Es ist drollig, aber bei diesem allen denke ich an dich und Marty und… mein Buch. Die Hunnen und Mongolen und Skythen und Indo-Europäer… Alle diese Völker und mein Buch. Ich werde es nie beenden.«
    »Sei nicht so sicher!« sagte er, aber es schmerzte ihn, dies auszusprechen.
    »Glaubst du, daß diese Sonden wie die Horden sind? Wandernd, plündernd, angetrieben durch Hungersnot oder Übervölkerung?«
    »Nein«, sagte er. »Die Galaxis ist sehr groß. Wir sehen nichts dergleichen.« Aber wußten wir, wohin und wie wir Ausschau halten müßten?
    »Warum tun sie es dann?« fragte sie.
    »Du hast doch Harrys Band gehört.«
    »Ich bin nicht sicher, ob ich es verstanden habe.«
    »Du verstehst es so gut wie ich«, sagte Arthur und drückte ihre Schultern.
    Eine lange, dunkle Gestalt, eine einzige Nadel, die auf Europas Herz zielt. Der Gesteinskern. Große Sammelfelder um das Eis und den Dampf. Kompression. Trennung der Wasserstoffatome von denen des Sauerstoffs. Deren Verschmelzung. Durchbrechen des Kerns…
    Und wieder – nichts weiter.
    »Hast du dich schon entschieden?« fragte Francine leise.
    »Wozu?«
    »Marty hat heute morgen gefragt…«
    »Ich dachte, ich hätte das klar gemacht.«
    »Ich muß es noch einmal hören.«
    »Ja. Wir bleiben beisammen. Ich nehme euch beide mit, wohin ich auch gehe.«
    »Gut!« sagte sie.
    Schließlich schlief Francine, aber nicht Arthur. Er wurde verfolgt von seiner ›Erinnerung‹ – die in Wirklichkeit eine von Lehrman war – an den Ausdruck auf dem Gesicht des Präsidenten.
    Glaubst du an Gott?
    Ich glaube an Strafe.

 
PERSPEKTIVE
     
    The Los Angeles Electronic Times, unsigned editorial in the Opinion Track, 10. Januar 1997:
    Die Nachricht von der Vernichtung der Anomalie im Death Valley hat sich wie eine

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