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Schmiede Gottes

Schmiede Gottes

Titel: Schmiede Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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Seattle ist, und dann die Küste hinunter. Sie sagen, er wäre recht schwach. Das ist überraschend. Man denkt, daß’ ein jeder sich verdrücken möchte, ins Disneyland oder die Nationalparks.«
    »Günstig für uns«, sagte Arthur von der Garage her. Er räumte die enggestapelten Schachteln hinten im Wagen um. Marty saß auf dem Zement und hantierte mißmutig mit seinen Spielsachen.
    »Das ist hart«, sagte er.
    »Meinst du, du hast Probleme, Bursche?« sagte Arthur. »Wie steht es da mit meinen Büchern?«
    »Werden wir jetzt abschließen?« fragte Francine. Sie stand in der Tür zwischen Garage und Haus und trug einen Karton voller Disketten und Papiere – den Notizen, die sie sich für ihr Buch gemacht hatte.
    »Geradeso, als ob wir Urlaub machten«, sagte Arthur. »Wir tanzen aus der Reihe.«
    »Ist es nicht seltsam, daß alle Leute zu Hause bleiben, gerade jetzt?« Sie quetschte die Schachtel in eine freie Ecke des Station Wagons.
    »Wie vielen Leuten ist klar, was geschieht?« fragte er.
    »Das ist es wohl.«
    »Die Kinder in der Schule wissen Bescheid«, sagte Marty. »Sie wissen, daß die Welt untergeht.«
    »Vielleicht«, sagte Arthur. Und wieder traf es ihn schmerzlich, wenn er versuchte, ihnen Mut zu machen. Die Welt geht ihrem Ende entgegen. Du weißt es, und sie wissen es auch.
    »Das brauchen wir doch nicht?« fragte Marty und schob einen Haufen nicht erwünschter Roboter und Raumschiffe aus Metall und Kunststoff beiseite.
    »Wir brauchen nur einander, das ist alles«, stimmte Arthur ihm zu.
    Im Arbeitszimmer griff er oben im Schrank nach hinten und nahm die Holzkiste mit den Spinnen heraus. Sie fühlte sich merkwürdig leicht an. Er machte auf. Sie war leer. Einen Augenblick lang stand er mit dem Behälter in der Hand da. Aus einem ihm unerfindlichen Grund mußte er lächeln. Sie hatten noch mehr zu tun. Er blickte auf seine Uhr. Mittwoch, zehn Uhr früh.
    Zeit, sich auf den Weg zu machen.
    »Ist alles gepackt?« fragte er.
    Marty musterte den Haufen verworfener Spielsachen und hielt nur eine Zigarrenkiste ›White Owl‹ fest, in der sich das befand, was er ausgesucht hatte. Diese Zigarrenkiste stammte noch von Arthurs Vater, der sie von dessen Vater geerbt hatte. Sie war angesplittert und mit Klebeband verstärkt. Sie war ein Symbol für Kontinuität. Marty schätzte die Kiste um ihrer selbst willen sehr.
    »Fertig«, sagte der Junge und kletterte auf den Rücksitz. »Werden wir in einer Menge Motels schlafen?«
    »Du hast es erfaßt«, sagte Arthur.
    »Kann ich da, wo wir hinkommen, einige Spielsachen kaufen?«
    »Ich wüßte nicht, warum nicht.«
    »Und einige hübsche Steine? Ich meine, wenn ich sie finde.«
    »Nichts über eine Tonne«, sagte Francine.
    »Der Stein, der dem Buick das Kreuz gebrochen hat«, sagte Arthur und ging zu einer letzten Kontrolle ins Haus.
    Lebwohl, Schlafzimmer, lebwohl, Arbeitszimmer, lebwohl, Küche. Kühlschrank noch voller Speisen. Lebwohl, Täfelung aus Zedernholz, Veranda, Hof und wilder Pflaumenbaum. Lebwohl, glatter, singender Fluß. Er kam an Gauges Schlafkörbchen in der Gerätelaube vorbei und spürte einen Kloß in der Kehle.
    »Lebt wohl, Bücher!« flüsterte er und blickte auf die Regale im Wohnzimmer. Er schloß die Vordertür ab, legte aber nicht den Sicherungsriegel um.

 
52
     
24. Februar
     
    Trevor Hicks hatte, nachdem er in Washington, D.C., mit seiner Arbeit fertig geworden war, einen Zug nach Boston genommen, mit nur einem Koffer und dem Computer als Handgepäck. Im Bahnhof hatte er eine braunhaarige, konfus wirkende Frau mittleren Alters getroffen, die einen schwarzen Wollrock und eine alte geblümte Bluse trug. Sie hatte ihn mit einer alten, klapprigen Toyota-Limousine zu ihrer Wohnung in Quincy gefahren.
    Dort hatte er sich zwei Tage lang ausgeruht, wobei ihn der fünfjährige Sohn und die sieben Jahre alte Tochter der Frau mit Eulenaugen beobachteten. Die Frau war seit drei Jahren ohne Mann, und das alte Fachwerkhaus war sehr verfallen – undichte Rohre, vergammelte Tapeten, gebrochene Treppen. Die Kinder schienen überrascht, daß er nicht ihr Schlafzimmer teilte, woraus er den Schluß zog, daß es ihr nicht an männlicher Gesellschaft gemangelt haben dürfte. All dies machte Hicks wenig aus, der auch vor seiner Besessenheit nie philiströs gewesen war. Er hatte viel Zeit verbracht, indem er auf der zusammengebrochenen Couch im Wohnzimmer saß und nachdachte oder mit dem Netz in Kontakt stand. Er half einem Dutzend anderer Leute im

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