Schmiede Gottes
befand. »Es ist wichtig, was er tut«, sagte sie, ohne auf Martys Frage zu antworten. Sie hatte darauf keine Antwort.
»Er arbeitet jetzt nicht für den Präsidenten. Das hat er mir gesagt.«
»Stimmt«, sagte Francine.
»Ich wollte, er könnte zu Hause bleiben.«
»Ich auch.«
»Wird er mit uns irgendwo hingehen?«
»Ich verstehe deine Frage nicht, Marty.«
»Wird er uns hier zurücklassen, wenn die Erde explodiert?«
Arthur schloß die Augen. Das Tuch war in seiner Faust eine feste Kugel.
»Er verläßt uns auf keinen Fall. Er… er arbeitet bloß.«
»Warum arbeiten, wenn alles zu Ende geht?«
»Jeder muß arbeiten. Wir wissen nicht, ob alles aufhören wird. Außerdem arbeitet er so, daß es vielleicht nicht… aufhört.« Das Stocken ihrer Stimme veranlaßte ihn, den Kopf zu heben, damit ihm die Tränen nicht von der Wange liefen.
»Mr. Perkins sagt, es gibt nicht viel, was wir tun können.«
»Mr. Perkins soll bei seiner Arithmetik bleiben«, sagte Francine in scharfem Ton.
»Hat Papa Bammel?«
»Angst.«
»Na ja, aber hat er die?«
»Nicht mehr als ich«, sagte sie.
»Was kann er tun, um die Dinge aufzuhalten?«
»Es ist jetzt Zeit, dich zur Schule zu bringen. Wo ist dein Vater?«
»Maamaa! Kann er?«
»Er arbeitet mit… einigen Leuten. Die glauben, daß sie vielleicht etwas ausrichten können.«
»Ich werde es Mr. Perkins sagen.«
»Sag Mr. Perkins gar nichts, Marty, bitte!«
Arthur trat etwas zurück, um ein Geräusch zu machen, kam dann durch die Tür und warf das völlig durchnäßte Papiertuch unter die Spüle. Marty starrte ihn mit aufgerissenen Augen an, die Lippen zusammengepreßt und nach innen gezogen.
»Alles bereit?«
Sie nickten.
»Hast du geweint, Papa?« fragte Marty.
Arthur sagte nichts und starrte nur zwischen beiden hindurch.
»Wir sind ein Team, nicht wahr, Liebling?« sagte Francine. Sie drückte ihn und machte Marty ein Zeichen zu kommen. Der Junge war nicht in einem Alter, wo man körperliche Zuneigung sehr mag; aber er kam, und Arthur kniete sich hin – einen Arm um Francines Taille und einen um seinen Sohn geschlungen.
»Wir sind sicher«, sagte er.
Was er als Mitteilungen erhielt, war eine eigenartige Kurzschrift, anders als er sie je kennengelernt hatte. Der Strom der Information kam in bruchstückhaften visuellen Eindrücken, Teilen gesprochener Nachrichten (manchmal durch getrennte und identifizierbare Stimmen, manchmal monoton oder gar nicht hörbar) und sehr oft auch in Form von Erinnerungen. Er konnte sich nicht entsinnen, diese Erinnerungen empfangen zu haben; aber sie waren da und steuerten seine Pläne und Handlungen.
An diesem Abend, als er neben seiner Frau im Bett lag und noch mehr Regen sanft auf das Dach und an die Fenster tropfte, erfuhr er:
Lehrman, McClennan und Rotterjack hatten eine Abordnung gebildet, um den Präsidenten über die Vernichtung des Furnace-Monsters in Kenntnis zu setzen. (Lehrman gehörte zu den ›Besessenen‹.)
Der Präsident hatte die größtenteils von Rotterjack überbrachte Mitteilung zur Kenntnis genommen und nichts gesagt, sondern bloß den Kopf geschüttelt und sie mit einer Geste gebeten zu gehen.
Er sah:
Ein sowjetischer Urlaubsgast aus Samarkand (ob männlich oder weiblich, wußte Arthur nicht) sah zu, wie im Zerafshan-Gebirge ein Koniferenwald brannte und dichte weiße Rauchwände über die gezackten alpinen Bergketten stiegen.
Große Teile von New York (Queens und die Bronx), Chicago und New Orleans standen in Flammen, ohne daß es ein Anzeichen dafür gab, daß die Brände unter Kontrolle wären. Von Tokio war in der vergangenen Woche durch vier Großbrände viel eingeäschert worden. Die Hälfte von Beijing war nach einem anscheinend natürlichen Erdbeben von Feuer verzehrt worden.
Wach daliegend, ohne zu wissen, ob Francine schlief oder bloß ruhig lag, empfing Arthur diese Erinnerungen, die nicht die seinen waren, und traf Entscheidungen über die unmittelbare Zukunft seiner Familie.
Wo immer er hinging, würden sie mitkommen; ihre Einheit war viel wichtiger als irgendein Heim oder Sicherheit. In ungefähr einem Monat würden sie Marty von der Schule nehmen und dann zusammen losreisen.
Man würde ihn bald nach Seattle rufen. Von dort aus würde er die Pazifikküste bis nach San Francisco bereisen und unterwegs Pflichten zu erfüllen haben. Offenbar würde seine ganze Arbeit darin bestehen, Kulturdokumente zu sammeln – Urkunden, Musik, Filme. Alles, was auf seiner Liste stand, würde
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