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Schmiede Gottes

Schmiede Gottes

Titel: Schmiede Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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Wissenschaftsjournalisten der Welt. Obwohl er zwölf Jahre in den Vereinigten Staaten verbracht hatte, hatte er seinen englischen Akzent nicht verloren. Kurzum – im Funk und Fernsehen gehörte er einfach dazu. Shelley hatte dies ausgenutzt, um ihn für eine allgemeine ›Blitztournee‹ durch siebzehn Städte in vier Wochen zu buchen.
    Diese Woche war er in San Diego. Er war seit 1954 nicht mehr dort gewesen, als er über die Versuchsflüge des ersten Düsenkampfflugzeugs, der Sea Dart, in der Bucht von San Diego berichtet hatte. Seit damals hatte sich die Stadt sehr verändert und war nicht mehr ein verschlafener Ort am Meer. Er war in dem neuen schicken Hotel Intercontinental am Hafen einquartiert worden und konnte aus seinem Fenster im zehnten Stock die ganze Bucht überblicken.
    In jenen Jahren war er Telegraphiereporter bei Reuter gewesen und hatte sich auf naturwissenschaftliche Themen konzentriert, wo immer es möglich war. Indessen schien die Welt in den fünfziger Jahren in einen tiefen und unruhigen Schlaf zu fallen. Von seinen wissenschaftlichen Stories hatten nur wenige viel Beachtung gefunden. Wissenschaft wurde gleichgesetzt mit H-Bomben; Politik war als Thema der Zeit mehr sexy und leichter zu erfassen. Dann war er nach Moskau geflogen, um über einen Ackerbaukongreß zu berichten, als Teil für den Hintergrund eines geplanten Buches über den russischen Biologen Lysenko und den stalinistischen Kult des Lysenkoismus. Das war Ende September gewesen.
    Der Kongreß hatte sich über fünf quälend langweilige Tage hingezogen, ohne Substanz für sein Buch und – noch schlimmer – ohne Stories, um Reuter zu überzeugen, daß seine Teilnahme überhaupt sinnvoll war. Am letzten Tage der Konferenz war die Nachricht vom Start des ersten künstlichen Mondes der Erde, einer schimmernden Metallkugel von 83,6 Kilogramm, genannt Sputnik, gerade noch rechtzeitig gekommen, um seine Karriere zu retten. Der Sputnik hatte die Naturwissenschaft in die vorderste Front des Weltjournalismus gerückt. Trevor Hicks hatte mit einem Male sein zentrales Interessengebiet gefunden: den Weltraum. Er hatte sein Buch über Lysenko begraben und stürmte vorwärts, ohne einen Blick zurück zu werfen.
    Er hatte 1965 seine Frau abgeschüttelt – man konnte es wirklich nicht freundlicher ausdrücken – und seither mit drei Frauen gelebt und gebrochen. Gegenwärtig war er überzeugter Junggeselle, obwohl er die Reporterin vom National Geographic angehimmelt hatte, die er im vergangenen Jahr in Pasadena anläßlich der Feier zum Vorbeiflug der Galileo- Sonde kennengelernt hatte. Sie hatte diese Neigung aber nicht erwidert.
    Trevor Hicks hatte keinen größeren Bestand an historischen Erinnerungen angesammelt. Er wurde alt. Sein Haar war ganz grau. Er hielt sich in Form, so gut er konnte, aber…
    Er zog die Gardinen vor die Bucht und die glitzernde, disneylandartige Ansammlung von Läden und Gaststätten, die sich Seaport Village nannte.
    Sein tragbarer Computer stand stumm auf dem Ahornfurnier des Schreibtisches in seinem Zimmer. Der offene Bildschirm war voll von schwarzen Buchstaben auf cremefarbenem Hintergrund. Er sah einem eingerahmten Blatt maschinenbeschriebenen Papiers erstaunlich ähnlich. Hicks saß auf dem Stuhl und knabberte an einer Schwiele des ersten Gelenks seines Mittelfingers. Wie er sich beiläufig erinnerte, hatte er diese Schwiele durch Tausende von Stunden bekommen, in denen er mit dem Bleistift in der Hand Notizen gemacht hatte, die er jetzt ebenso gut dem Computer eintippen konnte, welcher auf seinen Schoß paßte. Die jüngeren Reporter hatten keine Schwielen am Mittelfinger.
    »Das ist es«, sagte er, stellte das Gerät ab und schob den Stuhl zurück. »Nichts dafür. Weg damit!« Er schloß den Bildschirm und zog seine Schuhe an. Am Abend zuvor hatte er ein altes Segelschiff gesehen und ein Meeresmuseum bei der Werft, nur eine kurze Strecke zu Fuß entfernt.
    Pfeifend schloß er sein Hotelzimmer ab und ging auf kräftigen kurzen Beinen durchs Foyer.
     
    »Was erwarten Sie, daß die Menschheit im Weltraum finden wird, Mr. Hicks?« fragte der Nachrichtenmanager – ein junger Mann mit buschigem Haar gegen Ende zwanzig. Das hingestreckte Mikrophon mit Halteschlaufe wurde ihm dicht unter die Nase gestoßen, so daß er das Kinn etwas anheben mußte, um reden zu können. Hicks traute sich nicht, es zurechtzurücken; es war live. Das Interview wurde mit einem alten, schwarzgrauen Spulengerät hinter dem

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