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Schmiede Gottes

Schmiede Gottes

Titel: Schmiede Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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sichtlich erschüttert. Mit leicht offenem Munde warf er Harry und Arthur einen Blick zu und verließ den Raum mit zitternden Beinen. McClennan, Rotterjack und General Fulton folgten ihm.
    »Was meinst du damit?« fragte Harry, nachdem sich die Tür geschlossen hatte. »Bitte, erkläre uns, was du eben gesagt hast.«
    »Das Detail ist unwichtig«, sagte der Gast. »Der Tod einer Welt ist das Urteil über ihre Unangemessenheit. Der Tod entfernt das Unnötige und Falsche. Keine weiteren Gespräche jetzt. Ruhe.«

 
11
     
    Schlimme Nachrichten. Schlimme Nachrichten.
    Edward erwachte aus seinem Halbschlaf und blinzelte zu der mattweißen Decke empor. Er hatte das Gefühl, als ob jemand gestorben wäre, der ihm sehr wichtig gewesen war. Er brauchte einen Moment, um sich wieder in der Realität zurecht zu finden.
    Der Offizier vom Dienst hatte ihnen vor einer Stunde gemeldet, daß niemand krank war und daß keine biologischen Dinge in ihrem Blut oder sonstwo entdeckt worden seien. Nicht einmal bei dem Gast, der so sauber schien wie frisch gefallener Schnee. Seltsam – so etwas.
    In jeder Ökologie, von der Edward Shaw gehört hatte (damit war jede irdische Ökologie gemeint), waren Lebewesen immer von parasitischen oder symbiotischen Organismen begleitet. Auf der Haut, in den Eingeweiden, im Blutstrom. Vielleicht waren die Ökologien auf anderen Welten anders. Vielleicht war das Volk des Gastes, woher immer es auch kommen mochte, bis zum Punkte der Reinheit vorgedrungen: Nur die Primaten, diese raffinierten Kerle, waren am Leben gelassen worden; keine kleinen mutierenden Biester mehr, die Krankheit verursachten.
    Edward richtete sich auf und zapfte sich ein Glas Wasser aus der Laboratoriumsspüle. Während er daran nippte, wanderten seine Augen zum Fenster und dem Vorhang dahinter. Langsam aber sicher verlor er den alten Edward Shaw und fand einen neuen: einen doppeldeutigen Burschen, ärgerlich, aber dies nicht nach außen hin, ängstlich, ohne seine Angst zu zeigen, tief pessimistisch.
    Und dann fiel ihm sein Traum wieder ein.
    Er war bei seinem eigenen Begräbnis gewesen. Der Sarg war offen gewesen, und jemand hatte einen Fehler begangen; denn darin befand sich der Gast. Der Geistliche, in einer purpurnen Robe mit einem großen Medaillon auf der Brust, hatte Edward an der Schulter berührt und ihm ins Ohr geflüstert: »Das ist doch eine schlechte Nachricht, nicht wahr?«
    Er hatte früher nie solche Träume gehabt.
    Die Sprechanlage meldete sich, und er schrie: »Nein! Hau ab! Ich bin nicht krank. Ich liege nicht im Sterben.«
    »Schon recht, Mr. Shaw.« Es war Eunice, die schlanke Offizierin vom Dienst, die Edward so sehr sympathisch gefunden hatte. »Nur zu, lassen Sie es raus, wenn Sie wollen. Ich kann die Tonbänder nicht ausschalten, aber ich werde meinen Lautsprecher für einige Zeit herunterdrehen, wenn Sie es wünschen.«
    Edward wurde sofort wieder nüchtern. »Ich bin schon in Ordnung, Eunice. Wirklich. Ich möchte wissen, wann wir hier herauskommen.«
    »Das weiß ich selbst nicht, Mr. Shaw.«
    »Stimmt. Ich mache Ihnen auch keinen Vorwurf.«
    Und das tat er wirklich nicht. Nicht Eunice, nicht den anderen diensttuenden Offizieren und auch nicht den Ärzten oder Wissenschaftlern, die mit ihm gesprochen hatten. Nicht einmal Harry Feinman oder Arthur Gordon. Seine Tränen wurden zu einem Gelächter, das er kaum unterdrücken konnte.
    »Sind Sie immer noch in Ordnung, Mr. Shaw?« fragte Eunice.
    »›Ich bin ein Opfer der Verhältnisse‹«, zitierte Edward Curly, den plumpen und glatzköpfigen Partner der Drei Witzbolde. Er drückte auf den Sprechknopf zu Minellis Zimmer. Als der sich meldete, machte Edward wieder Curly nach, und Minelli ließ ein perfektes »Wup hup up« hören. Reslaw fiel ein, und Stella lachte, bis sie sich anhörten wie ein Labor voller Schimpansen. Und das waren sie auch geworden – schnatternd und quietschend und den Boden stampfend. »He, ich kratze mich unter den Achselhöhlen«, sagte Minelli. »Das mache ich wirklich. Eunice wird es bezeugen. Vielleicht können wir die Sympathie der ›Freunde der Tiere‹ oder so etwas erringen.«
    »Freunde der Geologen«, sagte Reslaw.
    »Freunde Liberaler Geschäftsfrauen«, ergänzte Stella.
     
    Um acht Uhr abends betrachtete Edward sein Gesicht im Rasierspiegel über der Spüle. »Hier kommt der Präsident«, murmelte er. »Ich würde nicht für den Mann stimmen, aber ich ziere mich wie ein Schulmädchen.« Sie würden keinen Händedruck

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