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Schmiede Gottes

Schmiede Gottes

Titel: Schmiede Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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die australische Regierung unter Premierminister Stanley Miller zum Zentrum einer Weltregierung zu machen, was ich natürlich beklage.« Caldecotts Kreuzzug hat in der Öffentlichkeit einen Rückschlag erlitten, als man herausfand, daß er mit drei Frauen verheiratet war. Die Church of New Australia hat Bigamie zu einem religiösen Prinzip erklärt und damit prompt einen Wirrwarr in der Gesetzgebung aufgerührt, der noch nicht beigelegt worden ist.

 
     
     
Agnus Dei

 
16
     
8. Oktober, 12.15 Uhr
     
    Colonel Tuan Anh Phan stand in einem weißen Anzug mit einem Helm, der ein autarkes Atemgerät enthielt, neben zwei ähnlich ausgerüsteten Assistenten in der Isolierkammer, die einst den Gast beherbergt hatte, und jetzt seinen Leichnam. Harry Feinman kam in seiner Zivilkleidung in den Raum und ging etwas unbeholfen um die anderen herum. Mit vier Personen in der Kammer und der für die Autopsie hergeholten Geräteausstattung gab es nur wenig Spielraum für Bewegungen. Arthur saß im Labor hinter dem Glasfenster und schaute zu.
    Der Gast lag rücklings auf dem Zentraltisch, der jetzt ein Meter über den Fußboden angehoben war. Sein langer Kopf war in voller Länge ausgestreckt, wobei sich das ›Kinn‹ parallel zur Tischoberfläche befand. Die vier Gliedmaßen waren nach außen gespreizt und wurden durch elastische Bänder gehalten, um nicht von selbst zurückzurutschen.
    Phan wies mit einer gleitenden Bewegung seiner in Plastikhandschuhen steckenden Hand auf die drei Videokameras hinter ihren Schutzscheiben aus Kunststoff. »Anfang um zwölf Uhr siebzehn vormittags am achten Oktober 1966. Ich bin Colonel Tuan Anh Phan und beginne mit der Autopsie eines extraterrestrischen biologischen Wesens, das nahe Death Valley in Kalifornien gefunden wurde. Das Wesen, auch als ›Gast‹ bezeichnet, ist um acht Uhr achtundfünfzig nachmittags am siebten Oktober im Isolationsraum drei des Notbergungslabors Vandenberg gestorben, Shuttle Launch Centre Six, Vandenberg Air Force Base, California.« Er machte eine kurze Pause, dann fuhr er fort:
    »Es gibt keine Hinweise auf physische Schäden noch irgendein deutliches Anzeichen eines internen Traumas.« Phan nahm von einer Platte, die ihm ein Assistent reichte, ein Skalpell. »Ich habe schon äußere Kulturproben von dem Gast gesammelt, als er noch lebte. Ich werde jetzt Proben entnehmen von Stellen entlang den Gliedmaßen und aus seinem Rumpf und Kopf, um zu sehen, ob terrestrische Organismen sich auf seinen äußeren Geweben vermehrt haben.« Hierfür schabte er mit Hilfe des Skalpells Haut ab und nahm mit Tupfern die Proben auf. Jeder Tupfer kam in ein Reagenzglas, das dann verschlossen wurde. »Wie Sie sehen können, weist der Körper keine Anzeichen von Blässe oder überhaupt irgendeiner Veränderung oder von Verfall auf, weder äußerlich noch innerlich.« Phan hob ein Vorderglied hoch. »Es gibt etwas Widerstand, aber keine Starre. Das einzige sichtbare Zeichen für den Tod ist das Fehlen von Bewegung und keine Reaktion auf Reize.
    Es gibt kein Zeichen elektrischer Aktivität im Schädel des Gastes noch sonstwo in seinem Körper. Da eine solche Aktivität vorher existierte, können wir nur annehmen, daß auch dies ein Anzeichen für den Tod ist. Der Gast hat sich zehn Stunden und einunddreißig Minuten lang nicht bewegt. Dr. Feinman, stimmen Sie mit mir überein, daß der Gast tot ist – nach allen Messungen, die wir ausführen können?«
    Harry sagte: »Ich bin der gleichen Meinung. Es gibt keine Reflexe. Der Körper des Gastes hat früher eine lebendige Spannung aufgewiesen, wenn er berührt wurde. In seinem gegenwärtigen Zustand ist keine lebendige Spannung zu erkennen.«
    »Offensichtlich ist dies mehr eine der Erforschung dienende Sektion als eine eigentliche Autopsie«, fuhr Phan mit müder Stimme fort. »Wir haben schon eine gründliche Untersuchung des Gastes mit äußerlichen Mitteln durchgeführt, einschließlich Röntgenstrahlen, Ultraschall und Kernspintomograph. Wir haben in dem Gast einige Formen lokalisiert, die Organe sein könnten, ein paar kleine Höhlungen, teils mit Flüssigkeit gefüllt und teils offenbar leer. Unter Verwendung dieser Ausdrucke als Karten…« – er wies mit dem Skalpell auf einige Blätter Papier, die an der Außenseite der Beobachtungsfenster hingen – »werde ich das Innere des Gastes direkter untersuchen.«
    »Die Skelettstruktur des Brustkorbs unterscheidet sich wesentlich von der unseren. Der Thorax scheint aus einer Reihe

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