schmieden neue Plaene
Neue war genau das Gegenteil der anderen. Sie war klein und hatte ungebändigte, schwarze Locken und dunkelblaue, strahlende Augen. Ihre Eltern begleiteten sie.
„Ihr Vater muss ein Künstler oder Musiker oder so etwas Ähnliches sein, er hat so langes Haar!“, sagte Hanni.
„Ich weiß, wer er ist“, sagte Hilda Wentworth, die neben ihnen stand. „Er ist Max Oriell, der berühmte Maler. Er hat vor kurzem ein Porträt von meiner Tante gemacht. Er ist ein fantastischer Maler.“
„Einsteigen, bitte!“, rief Frau Roberts laut. „Der Zug geht in drei Minuten. Verabschiedet euch!“
Die Mädchen umarmten ein letztes Mal ihre Eltern und drängten sich in die Abteile. Ein Pfiff ertönte. Taschentücher flatterten. Langsam fuhr der Zug aus der Halle. Die Ferien waren zu Ende. Jetzt fing die Schule wieder an!
Die erste Zeit
Die ersten beiden Tage verliefen wie immer ziemlich unruhig. Es gab keinen richtigen Stundenplan. Außerdem mussten sich alle erst wieder eingewöhnen.
Die meisten Mädchen hatten ein bisschen Heimweh. Aber zum Grübeln blieb wenig Zeit.
„Oh, diese schönen neuen Hefte!“, sagte Mademoiselle, die Französischlehrerin, die von jedermann im Internat einfach „Mamsell“ genannt wurde, als sie strahlend die Klasse betrat. „Die müssen mit schönen französischen Aufsätzen gefüllt werden! Hast du eben gestöhnt, Doris? Du willst doch nicht, dass ich deinetwegen wieder graue Haare bekomme! Siehst du diese weiße Strähne? Die geht auf dein Konto!“
Mamsell zerrte ein wenig an ihrem Knoten und machte ein verschmitztes Gesicht. Alle lachten.
„Ich will mich diesmal sehr anstrengen“, beteuerte Doris. „Aber das französische ‚R’ werde ich nie richtig aussprechen können, niemals!“
„R-r-r-r!“, sagte Mamsell und rollte das „R“ in ihrer Kehle. Es klang, als ob ein Hund knurrte. Alle lachten.
Frau Roberts, die Klassenlehrerin, nahm sich die Zwillinge besonders vor. „Nun, Hanni und Nanni“, sagte sie, „ihr seht aus, als wolltet ihr euch diesmal ganz besonders viel Mühe geben! Wie wäre es, wenn ihr die Besten der Klasse würdet?“
„Das möchten wir schon.“ Hanni war Feuer und Flamme. „In unserer alten Schule gehörten wir immer zu den Besten. Inzwischen haben wir uns in Lindenhof eingewöhnt. Jetzt wird uns bestimmt manches leichter fallen.“
Wie immer zu Schulbeginn saß die Hausmutter in ihrem riesigen Zimmer und gab die Wäsche aus. „Geht sorgsam mit euren Sachen um“, ermahnte sie die Mädchen, „denkt daran, dass ihr alle Knöpfe wieder annähen und jeden Riss flicken müsst.“
„Aber ich kann doch gar nicht nähen und flicken!“, sagte Elli verzweifelt.
„Vielleicht hat dich deine Mutter gerade deshalb hergeschickt, damit du es endlich lernst“, meinte die Hausmutter mit breitem Lächeln. „Wie willst du mal eines Tages einen eigenen Haushalt führen, wenn du von nichts eine Ahnung hast!“
Schließlich mussten sich alle Schülerinnen bei Frau Theobald, der Direktorin, melden. Elli ging zusammen mit Hanni und Nanni zu ihr. Sie war sehr aufgeregt. „Was soll ich denn nur sagen?“, flüsterte sie, als sie vor der Tür warteten. „Ist sie sehr streng?“
Die Tür öffnete sich und Jenny und Hilda kamen heraus. „Ihr sollt reingehen“, sagte Hilda. Frau Theobald empfing sie mit einem freundlichen Lächeln.
„Nun, Hanni und Nanni“, begann sie, „ich freue mich, dass ihr wieder da seid. Heute seht ihr auch viel fröhlicher aus als das letzte Mal. Damals habt ihr ganz finstere Gesichter gemacht und kaum den Mund aufgemacht! Wollt ihr euch diesmal mehr anstrengen?“
„Ganz sicher, Frau Theobald“, sagten die Zwillinge mit strahlenden Gesichtern.
Dann wandte sich die Direktorin an Elli: „Da ist also noch ein Mitglied der Familie Sullivan! Na, wenn gleich drei Sullivans in derselben Klasse fleißig mitmachen, dann muss sich Frau Roberts ja freuen. Du hast Glück, Elli, dass dir gleich zwei Cousinen über den manchmal etwas schwierigen Anfang hinweghelfen.“
„Ja, Frau Theobald“, stotterte Elli, die immer noch sehr aufgeregt war.
„Ihr könnt gehen“, entließ sie die Direktorin. „Und denkt daran, dass ich hier bin, um euch zu helfen. Ihr könnt jederzeit zu mir kommen, wenn ihr etwas auf dem Herzen habt.“
Die drei Mädchen gingen anschließend zum Gemeinschaftsraum, den Elli noch nicht gesehen hatte.
„Haben wir kein Arbeitszimmer für uns allein?“, fragte Elli enttäuscht, als sie den großen Saal sah, der
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