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Schmierfinken - Politiker ueber Journalisten

Schmierfinken - Politiker ueber Journalisten

Titel: Schmierfinken - Politiker ueber Journalisten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maybrit Illner , Hajo Schumacher
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bei der Börsen-Zeitung , bei der Zeit und schließlich als Ressortleiter Wirtschaft bei der Frankfurter Rundschau gemehrt hat. Sein Vorteil ist auch und gerade, nicht in Berlin zu sitzen. So passiert ihm nicht so schnell, was ihm an Politikern ein bisschen suspekt ist, für das er aber wiederum grundsätzlich Verständnis hat - wie er sich, differenziert wie immer, zu sagen beeilt: dass wir Politikerinnen und Politiker immer im Kontext des politisch Machbaren denken. Da hält er sich fein heraus, der Makrookönom, der als gegeben nimmt, was ist, dies dann aber unbefangen analysiert und seziert. Recht so: Wir brauchen Medien, Journalistinnen und Journalisten, die das Raumschiff Berlin von der Erde aus betrachten. Mit beiden Beinen auf stabilem fachlichem wie sprachlichem Fundament.
     
    Wir kennen das aus Berlin: dass Journalistinnen und Journalisten sich aufspielen und gemein werden. Die kritische Distanz vergessen. Sich ihrer Rolle nicht mehr bewusst sind. Ich nenne es das Beifahrersyndrom: nicht am Steuer sitzen, aber ins Lenkrad greifen. Auf die Geschwindigkeitsbegrenzung hinweisen, aber den Temporausch genießen. Die Grenzen verwischen. Verständlich, aber bedauerlich. Und in Frankfurt? Bemerkenswert, dass Robert von Heusinger in diesem Raumschiff nicht das zu widerfahren scheint, was vielen Kolleginnen und Kollegen passiert. Er hält Distanz. Folgt seinem eigenen Kompass. Überzeugt mit profunder Kenntnis der Finanzmärkte. Ist verbindlich, aber nicht kumpelhaft. Und er zählt zu denen, die nicht erst am Vormittag ein Dutzend Leute anrufen müssen, um zu verstehen, worüber sie am Nachmittag ihre
Leitartikel schreiben. Die nicht nach Zitaten und geheimen Informationen heischen, sondern die in der Lage sind, Informationen einzuordnen und zu interpretieren. Die sich nicht selbst genügen, sondern ihren Leserinnen und Lesern dienen.
     
     
    DER AUTOR
    Dr. Gerhard Schick (geb. 1972 in Hechingen) ist finanzpolitischer Sprecher der Bundestagsfraktion und Mitglied des Parteirates von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN. Der promovierte Volkswirt lebt in Berlin und Mannheim.

DANIEL BAHR
    Dompteur in der Manege - Frank Plasberg
    Die ehemalige DGB-Vizevorsitzende Ursula Engelen-Kefer und ich stritten äußerst lebhaft. Wir hatten uns verbal ineinander verkeilt. Wir überhörten beide die Worte des Moderators. Keiner wollte nachgeben, keiner gönnte dem anderen in diesem Disput das letzte Wort. »Dies ist ein typischer Fall, wo ein Moderator vor Ort gebraucht wird«, sagte er, durchquerte das Fernsehstudio und stellte sich demonstrativ vor unseren Tisch, genau zwischen Frau Engelen-Kefer und mich, um uns zu verdeutlichen, dass wir nun nichts mehr zu sagen hätten. Er ging mit der Hand dazwischen. »Jetzt ist Schluss.« Pause. »Können wir weitermachen?«, fragte der Moderator. Frank Plasberg. Irgendwo zwischen korrekt und locker. Jackett, oberster Hemdknopf geöffnet, keine Krawatte.
     
    Dieser Art des Unterbrechens einer politischen Auseinandersetzung durch körperliche Präsenz bedient sich Frank Plasberg nicht oft - wenn er es macht, dann aber ist es wirkungsvoll.
    Plasberg lässt sich in seinen Hart aber fair -Sendungen das Heft nicht aus der Hand nehmen und stellt regelmäßig klar, wer eigentlich durch die Sendung führt.
     
    Sätze wie: »Hören Sie doch mal zu!«, »Einen Augenblick Ruhe bitte« oder »Kommen wir auf das Thema zurück …«
fallen oft während seiner Talkshows. So strukturiert Frank Plasberg die Sendungen, lässt Abschweifungen ins Uferlose nicht zu und möchte erreichen, dass jeder Gast seine Chancen auf Meinungsäußerung erhält.
    Manchmal erinnern diese Studiosituationen an eine Zirkusmanege: Frank Plasberg ist der Dompteur, und die Gäste sind die Löwen, die auf ihren Hockern sitzen. Wer mit seinen Antworten nicht zufriedenstellt, dem knallt ein bedächtiges »Sie haben meine Frage gar nicht beantwortet« entgegen. Seine Gäste lässt er mit banalen Floskeln oder Ausreden nicht entwischen. Dabei reagiert er nie verärgert, barsch oder zickig, sondern gelassen und besonnen, aber immer mit der gewissen Portion Hartnäckigkeit und Entschlossenheit. Es ist eben seine Manege. Und da tritt er besänftigend, aber allzeit unnachgiebig auf.
     
    Besänftigend und unnachgiebig: Für Frank Plasberg ist das kein Widerspruch. Für ihn ist das typisch. Er bedient sich gern der Widersprüche, Gegensätze und Klischees. In seiner Sendung wie in seinem Leben. Er fragt seine Gäste nach ihren Autos, schwärmt selbst

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