Schmierfinken - Politiker ueber Journalisten
Gäste macht es dieses Konzept nicht gerade leichter, aber deutlich spannender, wie ich finde. Hart aber fair ist wahrscheinlich die härteste Sendung für einen Politiker,
und das nicht nur wegen der unbequemen Barhocker, auf denen man eigentlich nicht sitzen kann und spätestens ab der zweiten Frage ohnehin lieber an einer Theke stehen würde.
Ich musste einer Rentnerin einmal direkt ins Gesicht sagen, dass sie keine üppige Rente erwarten kann, wenn sie nur 25 Jahre Beiträge gezahlt hat. Natürlich ist das nicht leicht. Doch genau das ist Plasbergs »Wenn Politik auf Wirklichkeit trifft.«
Frank Plasberg wahrt die Distanz zu seinen Gästen, verbal durch Konfrontation und Hartnäckigkeit, räumlich durch sein Pult, das abgerückt von der Runde platziert ist. Trotzdem lässt er sich persönliche Bemerkungen nicht entgehen. »Ich habe mir gerade überlegt, wenn ich Arzt wäre, und Sie kämen rein, ob ich dann Angst kriegen würde«, sagte Plasberg etwas flapsig einem unempfindlichen Gast, der stets mit gewaltigem Nachdruck seine Meinung vertrat.
Dabei legte Plasberg lässig den ausgestreckten Zeigefinger an den Mundwinkel und verschränkte den rechten Arm - eingehakt im linken Ellenbogen - vor der Brust, um somit die Schärfe aus seiner durchaus ernst gemeinten Überlegung zu nehmen. Zumal der Gast eine Betroffene und kein Politiker war. In solchen Situationen scheint ihm die Provokation offenbar nicht so wichtig zu sein.
Einen gewissen Abstand hält Frank Plasberg auch hinter den Kulissen. So habe ich ihn beispielsweise selten auf Politik- oder Medien-Events gesehen. Er selbst hat einmal gesagt, dass es ganz gut sei, die Sendungen abwechselnd in Berlin und Köln zu produzieren, da man in Köln wieder eine andere Sicht auf die Bundeshauptstadt habe, wenngleich er auch gesagt hat, dass er sich vorstellen könne, in Berlin zu leben.
Ein Widerspruch? Für Plasberg nicht. In seinem Buch heißt es: »Als wir 2001 mit Hart aber fair auf Sendung gingen, gab mir ein Kollege mit auf den Weg: ›Bald gehörst du auch dazu.‹ Das war durchaus anerkennend gemeint. Für mich klang es wie eine Drohung. Seither achte ich noch genauer darauf, dass mein Abstand groß genug bleibt. Hintergrundgespräche führe ich noch immer lieber mit denen, die von Politik betroffen sind, als mit denen, die sie machen.«
Daran scheint er sich zu halten. Ich habe Frank Plasberg einige Male getroffen, aber immer nur in seinen Sendungen. Mit einer Ausnahme: Eigentlich hatte ich meine Teilnahme an einer seiner Sendungen abgesagt, da ich meiner Frau einen Kurztrip versprochen hatte. Er rief mich an und überredete mich, doch zu kommen. Ich sagte: »Also gut, ich werde zu Ihnen kommen, aber nur, wenn Sie auch einmal mit mir in Münster eine Veranstaltung machen.«
Frank Plasberg kam zum Forum Liberal nach Münster, zu dem ich in unregelmäßigen Abständen immer prominente Gastredner einlade. Wir diskutieren vor einem ausgewählten Publikum. Plasberg bestand darauf, dass wir die Rollen wechselten. Ich sollte ihn interviewen. Das würde ihm mehr Spaß machen. Mir jedenfalls gefiel der Rollentausch, ich durfte Dompteur spielen.
Hart aber fair ist unterhaltsam und anspruchsvoll zugleich. Frank Plasberg ist frech, hartnäckig und bürgernah. Er ist jemand, der Widersprüche provoziert, mit ihnen spielt und sie gleichzeitig bedient. Er kann arrogant wirken und steht dazu. Er ist als Moderator immer gut vorbereitet und hat immer den obersten Knopf seines meist rosafarbenen Hemdes geöffnet. Der Mann hat Mut.
DER AUTOR
Daniel Bahr (geb. 1976 in Lahnstein) wurde 2002 erstmals in den Bundestag gewählt und gehört seit 2001 dem Bundesvorstand an. Seit 2005 ist er gesundheitspolitischer Sprecher der FDP-Fraktion. Nach einer Ausbildung zum Bankkaufmann in Schwerin und Hamburg studierte er Volkswirtschaftslehre und Business Management (MBA) an der Universität Münster.
JENS SPAHN
»… ob du Huhn bist oder Hahn!« - Porträt einer Sonderkarpfin - Tissy Bruns
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