Schmierfinken - Politiker ueber Journalisten
von seinem Audi A6 mit 242 PS. Er greift das Thema Nebenjobs von Abgeordneten auf, nimmt selbst Aufträge als Moderator an. Er diskutiert die »Gesundheit zweiter Klasse« und ist selbst privat versichert. Frank Plasberg geht offen damit um und kokettiert gleichzeitig charmant mit seiner Offenheit. »Die Zahlen habe ich auch in der Süddeutschen Zeitung gelesen. Fand ich interessant. Übrigens mit der Überschrift: ›Harte Fragen, fairer Preis.‹ So seh’ ich das auch«, sagte Plasberg dem Magazin Focus . Der Reporter fragte nach angeblichen 17 000 Euro Honorar pro Sendung.
Beharrliches Nachfragen, souveräner Auftritt, gelegentliche Arroganz, zu der er nach eigener Aussage steht. Das scheint charakteristisch für ihn zu sein. Seine Anmoderation und Begrüßung hält er vor dem Studio-Publikum. Er läuft zu seiner Mitarbeiterin, die die Zuschauerbeiträge schildert. Er läuft zu seinem Pult mit Monitor, um den nächsten Einspieler zu aktivieren. Er geht nirgendwo hin, wo es vom Sendeablauf her keinen Sinn machen würde, aber dennoch wirkt manchmal der Dompteur selbst wie ein Löwe, der im Käfig hin und her streunt. So, als müsse er alles kontrollieren und alles im Griff haben. Er gibt zu: »Meine Triebfeder ist die Angst. Deshalb lasse ich mich von meinem Team so gründlich briefen.« Er nutzt selten Karteikarten. Gut vorbereitet verzichtet er auf Gedächtnisstützen. Allerdings kann auch Plasberg nicht ganz ohne etwas in der Hand moderieren. Er nimmt einen Kugelschreiber.
Plasberg hat Tabus im deutschen Fernsehen gebrochen. Seine erste Sendung im WDR-Fernsehen behandelte das Thema Sterbehilfe. Das hatte bisher keine Talkshow aufgegriffen. Es hätte auch schiefgehen können. Aber es funktionierte.
Weitere Tabus wurden gebrochen, Neuerungen ins Fernsehen eingeführt. Er hat die Gäste nicht auf Sesseln in gemütlicher Runde, sondern auf Barhockern an einer Theke Platz nehmen lassen. Nach der Sendung prüft ein Faktencheck die Aussagen der Gäste. In die Runden platzierte er bekannte Gesichter von Schauspielern und Sängern. Er hat Politiker nicht nur mit ihresgleichen samt Journalisten und Lobbyisten, sondern auch mit Leuten wie Du und Ich konfrontiert. Einspieler sollen Aussagen widerlegen oder bestätigen. Zuschauer können bei einer Hotline anrufen und Dampf ablassen oder Fragen stellen. Hart aber fair
greift Boulevardthemen auf, die manchmal nur am Rande etwas mit Politik zu tun haben. Der Sendeplatz führt häufig zu Konkurrenz mit Liveübertragungen von Fußballspielen. Bewusst wählt er dann Frauenthemen. Die Quote gibt ihm Recht.
Frank Plasberg bricht Tabus und liebt die Provokation. Dass er in einem Focus -Interview äußerte, welche Partei er gewählt habe, war ein Tabubruch, die Sendung zu Eva Hermans Buch Das Eva-Prinzip eine Provokation. Gern zeigt er seine Überlegenheit auch gegenüber Kollegen. Eine Woche, nachdem sein Kollege Johannes B. Kerner Eva Herman aus der Sendung warf, war Plasberg bei Kerner zu Gast. Er konnte es nicht lassen, Kerner in die Enge zu treiben.
Plasberg ist eitel, er muss es sein. Die Aussage, er sei kein Zirkuspferd, muss ihn getroffen haben. So hatte Ex-NDR-Intendant Jobst Plog begründet, warum die ARD lieber Günther Jauch für den Sonntagabend-Talk haben wollte. Es muss für Plasberg eine späte Genugtuung sein, dass er nunmehr über so viele Starqualitäten verfügt, um eine Quizsendung im NDR zu moderieren.
Interessant ist aber, dass Plasbergs Sendung die einzige Talkshow bei ARD und ZDF ist, die als Titel nicht den Namen des Moderators bzw. der Moderatorin trägt. Seinem persönlichen Erfolg hat das nicht geschadet - im Gegenteil. Er wurde überhäuft mit so ziemlich allen Preisen, die ein Moderator erhalten kann: »Deutscher Fernsehpreis«, »Adolf-Grimme-Preis«, »Hans-Joachim-Friedrich-Preis«, »Bayerischer Fernsehpreis«, »Bambi« und »Goldener Prometheus«.
Als Gast sollte man auch Plasberg mal Paroli bieten. Zu Beginn der Sendung »Arm durch Arbeit: Wie Staat und
Wirtschaft die Bürger plündern« im April 2008 fragte er mich: »Haben Sie eine Erklärung dafür, warum in diesem Land so erbittert über Hartz IV diskutiert worden ist und die sogenannte Mittelschicht so lange stillgehalten hat?«
Ich konterte: »Sie müssen mir das mal erklären. Sie haben doch auch die meisten Sendungen zu Randthemen der Gesellschaft gemacht. Sie haben viel über Managergehälter und Hartz IV diskutiert, über die Sorgen der Mittelschicht wurde in Ihrer
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