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Schmuddelkinder - Lenz sechster Fall

Titel: Schmuddelkinder - Lenz sechster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias P Gibert
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unterwegs waren?«
    Pritzle rutschte ein wenig auf seinem Stuhl nach vorne und
sah unsicher in die Runde. »Bevor wir zu meiner Aussage kommen, wollte ich mich
zuerst, ganz unverbindlich natürlich, nach der Belohnung erkundigen, Herr
Kommissar. Wie viel gibt es denn für einen guten, vielleicht sogar den
entscheidenden Tipp?«
    Lenz ließ sich in seinem Stuhl zurückfallen und
hatte große Lust, den Mann einfach rauszuschmeißen. »Am besten kläre ich Sie,
bevor wir hier weitermachen, einmal kurz über Ihre staatsbürgerlichen Pflichten
auf, Herr Pritzle. Es ist nämlich so, dass Sie sich strafbar machen, wenn Sie
Beobachtungen, die mit einem Verbrechen, hier sogar mit einem
Kapitalverbrechen, in Zusammenhang stehen, für sich behalten.«
    Er beugte sich wieder nach vorne, und sah den
Tiefkühlfahrer mit zusammengekniffenen Augen an. »Es wäre demzufolge besser,
Sie würden uns jetzt und hier und gleich erzählen, was Sie gesehen haben. Über
eine mögliche Belohnung, so denn eine ausgesetzt werden sollte, können wir uns
gern im Anschluss unterhalten. Aber bitte kommen Sie nicht hier rein und fragen
als Erstes nach der Höhe der Belohnung.«
    Den letzten Satz hatte Lenz mehr gezischt als gesprochen.
Pritzle schluckte, blickte erneut in die Runde und begann ohne Mucken zu
erzählen.
    »Ich war gestern Abend gegen kurz vor sieben in
Baunatal unterwegs und hatte ganz in der Nähe des Hauses zu tun, in dem der
Mord passiert ist. Als ich meinen Lieferwagen auf dem Bürgersteig gegenüber
abgestellt hatte, konnte ich beobachten, wie ein Mann die Treppe zum Haus
hinaufstieg.«
    »Wie sah der Mann aus?«
    »Er trug eine blaue Jeans, dunkle Halbschuhe und
eine helle Jacke. Und eine Baseballkappe hatte er auf dem Kopf, eine dunkle
Baseballkappe.« Herr Pritzle schien ganz offenbar verstanden zu haben, wie die
Zeugenvernehmung laufen sollte.
    »Haben Sie das Gesicht des Mannes gesehen?«, fragte Hain.
    »Nein. Er hielt den Kopf leicht nach links, dann, als er auf
der Treppe war, konnte ich sowieso nur noch seinen Rücken sehen.«
    »Und die Statur des Mannes?«
    Der Zeuge überlegte ein paar Sekunden und deutete dann auf
Hain. »So wie Ihr Kollege da, würde ich sagen. Vielleicht ein bisschen kleiner,
aber bestimmt nicht viel.«
    Lenz sah Hain an. »Steh mal bitte auf, Thilo.«
    Der Oberkommissar legte seinen Notizblock zur Seite, erhob
sich zackig und positionierte sich kerzengerade auf den Schuhsohlen. Pritzle
blickte von ihm zu Lenz und wieder zurück.
    »Ja, ein bisschen kleiner. Aber von der Statur her kommt’s
hin.«
    »Gut. Ist Ihnen sonst noch etwas aufgefallen?«
    Wieder dachte der Tiefkühlfahrer nach. »Nein, an mehr
erinnere ich mich nicht.«
    »Haben Sie vielleicht einen Wagen gesehen, aus dem er
gestiegen sein könnte?«
    »Das kann ich Ihnen beim besten Willen nicht sagen. In dem
ganzen Viertel ist sowieso immer alles zugestellt, sodass ich froh bin, in den
Einfahrten der Häuser einen Parkplatz zu finden.«
    »Ein Fahrrad? Haben Sie vielleicht ein Fahrrad gesehen?«,
wollte Hain wissen, der sich wieder gesetzt hatte.
    »Nein, kein Fahrrad und auch kein Motorrad, tut mir leid.«
    »Wie lange haben Sie an der Stelle geparkt?«
    »Höchstens fünf Minuten.«
    »Und in der ganzen Zeit waren Sie an der Haustür gegenüber?
Oder sind Sie noch mal zum Wagen gegangen?«
    »Nein, ich bin schon mit der Bestellung der Frau von
gegenüber zu meinem Auto gegangen. Aber da war von dem Mann nichts mehr zu
sehen.«
    »Er ist also die Treppe hochgegangen. Was hat er danach
gemacht? Hat er geklingelt oder wie ist er ins Haus gekommen?«
    Pritzle schien die ganze Zeugenaussage nach der Abfuhr wegen
der Belohnung eher lästig geworden zu sein. Er rieb seine offensichtlich
feuchten Hände an den Hosenbeinen. »Aber das weiß ich doch nicht, Herr
Kommissar, weil ich auch gar nicht mehr auf ihn geachtet habe. Ich konnte ja
nicht ahnen, dass er in dem Haus was anstellen will, sonst hätte ich doch viel
genauer hingeschaut.«
    Er warf einen verstohlenen Blick auf seine Armbanduhr.
»Außerdem muss ich jetzt langsam wieder an die Arbeit. Ich bin schließlich
selbstständig, mir zahlt niemand den Ausfall.«
    Wenn das dein Versuch sein sollte, das Thema Belohnung durch
die Hintertür erneut anzusprechen, ist er kläglich, dachte Lenz.
    »So einfach«, ließ er Pritzle freundlich wissen, »geht es
leider nicht. Wir müssen Sie bitten, sich noch ein wenig Zeit zu nehmen, um mit
einem

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