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Schmuddelkinder - Lenz sechster Fall

Titel: Schmuddelkinder - Lenz sechster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias P Gibert
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Kollegen ein detailliertes schriftliches Protokoll Ihrer Zeugenaussage
anzufertigen.«
    Gecks sah den Zeugen und danach seine beiden Kollegen an.
»Ich mach das schon«, verkündete er in sachlichem Ton, »weil es eh an mir
hängenbleiben wird. Am besten«, wandte er sich dem Tiefkühlfahrer zu, »kommen
Sie mit rüber in mein Büro, Herr Pritzle. Dann erkläre ich Ihnen auch noch
einmal ganz genau, nach welchen Kriterien in Deutschland Belohnungen
zugesprochen werden.«

     
    »Und dafür will der Typ doch tatsächlich Kohle
haben«, echauffierte Lenz sich noch, nachdem Gecks mit dem Zeugen im Schlepptau
das Zimmer längst verlassen hatte. »Das glaubt man doch alles nicht.«
    »Stimmt, das war eher ein dürftiger Vortrag«, stimmte Hain
ihm zu. »Trotzdem müssen wir nach Baunatal fahren und rumfragen, ob vielleicht
noch jemandem der Kerl aufgefallen ist. Und, ob jemand am Ende was von seinem Gesicht
gesehen hat.«
    »Stimmt, das muss gemacht werden. Aber nicht von uns. Da
suchen wir uns jemanden, der das für uns erledigt.« Er griff zum Telefonhörer
und wählte die Nummer von Rüdiger Ponelies, es klingelte jedoch vergeblich.
Ganz offensichtlich war der Oberkommissar nicht an seinem Platz. Und während
Lenz noch mit dem Hörer am Ohr wartete, klopfte es kurz an seiner Tür und der
Gesuchte trat ins Zimmer.
    »Störe ich?«, fragte er.
    »Ach du lieber Gott, nein, ganz und gar nicht«, beschied Lenz
ihm erleichtert. »Was gibt’s denn?«
    »Ich hab mich ein bisschen über das Grundstück und das Haus
informiert, in dem Bauer gewohnt hat; da ist alles picobello. Die Hütte ist
seit vielen Jahren schuldenfrei, woanders hat er auch keine Deckel, soweit ich
das sehen konnte. Allerdings würde ich RW bitten, das noch ein wenig
eingehender zu untersuchen, darin ist er einfach viel besser als ich.«
    Lenz nickte anerkennend. »Trotzdem gut, dass wir das schon
wissen, Rüdiger. RW hat gerade einen Zeugen drüben, mit dem er ein Protokoll
anfertigt. Der hat uns erzählt, dass er einen Mann gesehen hat, der in Bauers
Haus verschwunden ist. Und er hat uns eine Beschreibung gegeben. Das müsste …«
    Ponelies hob abwehrend die Hände. »Ich weiß, was du willst,
Paul. Kann das nicht jemand anders machen?«
    Ein paar Minuten und einige nutzlose Ausflüchte später war
Rüdiger Ponelies mit der Personenbeschreibung in der Hand auf dem Weg zu einem
weiteren Oberkommissar, um mit ihm gemeinsam nach Baunatal zu fahren.
    »Und was machen wir, Paul?«, wollte Hain wissen.
    »Eine Landpartie, Thilo.«

7
    Die kleine Gemeinde Wabern, etwa 30 Kilometer
südlich von Kassel gelegen, empfing die beiden Kommissare mit einem
ausgewachsenen Sommergewitter. Der Regen prasselte auf das dünne Stoffdach von
Hains kleinem Cabriolet, der dunkle Himmel wurde nahezu im Sekundentakt von
imposanten Blitzen erleuchtet, die wie Explosionen wirkten, und deren rasch
folgender Donner den ganzen Wagen erbeben ließ. Die Scheibenwischer, obwohl auf
höchster Stufe arbeitend, schafften es nur mit großer Mühe, die Wassermassen
von der Frontscheibe zu befördern, sodass Hain im zweiten Gang und sehr langsam
durch den Ort rollte. Das Navigationsgerät zeigte an, dass es noch etwa 100
Meter waren, dann würden sie ihr Ziel erreicht haben. Der Oberkommissar beugte
sich nach vorne, um die Einfahrt nicht zu verpassen, steuerte den Wagen durch
das Tor und parkte auf der rechten Seite, zwischen einem prächtigen Jagdschloss
und der dazugehörigen großzügigen Parkanlage. Dann drehte er den Schlüssel um
und schaltete den Motor aus, was jedoch den Lärm um die Polizisten herum nur
marginal dämpfte.
    »Wenn wir jetzt aussteigen«, brüllte Hain gegen das Hämmern
des Regens auf dem Stoffdach und dem Blech des Mazdas an, »kommen wir
klatschnass im Haus an. Willst du das riskieren?«
    Lenz antwortete nicht, sondern tippte sich als Erwiderung mit
dem rechten Zeigefinger an den Kopf. Hain schaltete die Zündung wieder ein und
drehte die Lüftung etwas höher, damit die Scheiben nicht noch weiter
beschlugen.
    »Hast du keinen Schirm dabei?«, schrie Lenz.
    Hain strafte ihn mit einem missbilligenden Blick. »Nee«,
murmelte er kaum hörbar.
    Ein paar Minuten später war der Spuk vorbei. So schnell, wie
es gekommen war, hatte sich das Gewitter auch wieder verzogen. Die beiden
Polizisten warteten noch ein paar Augenblicke, dann stiegen sie aus und gingen
auf den verglasten Zweckbau links neben dem imposanten

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