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Schmuddelkinder - Lenz sechster Fall

Titel: Schmuddelkinder - Lenz sechster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias P Gibert
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Bullen seid?«,
fragte er mit seiner noch immer hohen Stimme, jedoch in völlig verändertem
Tonfall. Die Polizisten kramten ihre Dienstausweise hervor, während Hain ein
paar Schritte auf die Tür zuging und seinen linken Fuß vorschob.
    »Ich kannte Petra zwar,
aber sagen werde ich Ihnen deshalb trotzdem nichts zu ihr«, erklärte der Mann
resolut, »und meinen Namen muss ich Ihnen auch nicht auf die Nase binden.«Damit
wollte er die Tür zuknallen, doch Hains Schuh verhinderte den Versuch.
    »Moment, Moment«, rief
der Oberkommissar, »so einfach geht das jetzt aber nicht mehr. Sie haben mich
und meinen Kollegen mit Ihrem Verhalten ja richtig neugierig gemacht. Außerdem
war das, wenn wir es ganz eng auslegen, ein tätlicher Angriff auf mich und
meinen Fuß.« Er schob die Tür nach innen, griff sich den linken Arm des
Bewohners, drehte ihn nach hinten, sodass der Mann eine halbe Drehung hinlegte,
und hatte einen Augenblick später ein paar Handschellen um dessen Handgelenke
gelegt. Zu seiner und Lenz’ Überraschung fing der Mann auf der Stelle an zu
weinen.
    »Aber ich habe doch gar
nichts getan«, jammerte er.
    Die Tölen, die noch immer
die Szenerie beobachteten, schienen den Ernst der Lage zu verkennen und
stimmten fröhlich in sein Geheul ein.

     
    »Ihren
Namen«, forderte Hain, nachdem er den Mann umgedreht hatte und ihm ernst ins
Gesicht sah.
    »Martin Melchers. Martin
Melchers.«
    »Na bitte, war doch gar
nicht so schwer.«
    »Aber ich habe doch
wirklich nichts getan«, jammerte der Mann weiter. »Und ich wollte Ihnen auch
nicht wehtun, ganz bestimmt nicht.«
    »Schon gut, Herr Melchers«, übernahm Lenz das Kommando, »wenn Sie ab
jetzt keinen weiteren Blödsinn machen und mit uns kooperieren, vergessen wir
diesen kleinen Fauxpas.«
    Melchers drehte den Kopf
und sah den Hauptkommissar unschlüssig an. Offenbar war er mit ins Deutsche
eingestreuten französischen Allgemeinplätzen nicht vertraut.
    »Na, diesen Unfug mit der
Tür und so«, präzisierte Lenz deshalb seine Ausführungen. Der Mann in
Handschellen nickte eifrig.
    »Das mache ich. Ganz
bestimmt mache ich das.«
    »Gut. Was also haben Sie
in der Wohnung der verstorbenen Frau Soffron zu schaffen?«
    Offenbar
missinterpretierten die Hunde erneut die Lage, denn sie kamen nun vorsichtig
näher und knurrten die Polizisten an.
    »Ruhig«, rief Melchers
mit seiner hohen Stimme. »Ruhig, sonst hole ich die Hausschläppchen.« Er drehte
den Kötern seinen Rücken zu, wendete den Kopf und deutete mit den gefesselten
Händen auf eine offen stehende Tür. »Ab in eure Körbchen, loslos.«
    Obwohl die Hunde ihn
völlig blöde ansahen, drehte sich einer nach dem anderen um und verschwand in
dem Raum.
    »Alle Achtung«, lobte
Lenz den Mann, »die hören ja aufs Wort.«
    Melchers Gesicht hellte
sich schlagartig auf. Doch bevor er etwas sagen konnte, kam Hain ihm mit einer
Frage zuvor.
    »Sind Sie allein in der
Wohnung?«
    »Äh, nein. Mein … Freund
ist zu Besuch.«
    »Wo ist denn Ihr …
Freund?«
    »Er liegt im Bett und
schläft. Wir sind spät nach Hause gekommen.«
    »Wo?«, wollte der
Polizist wissen und zog seine Dienstwaffe. Melchers riss die Augen auf und
starrte auf die Pistole in der Hand des Polizisten.
    »Bitte tun Sie ihm
nichts. Er ist noch ganz jung und …«
    Hains
auf die Lippen gelegter linker Zeigefinger ließ ihn abbrechen. Der
Oberkommissar deutete auf eine verschlossene Tür im Rücken des Gefesselten. Der
nickte ängstlich.
    »Bitte
…«, flüsterte er.
    Hain trat an die Tür,
drückte die Klinke nach unten und schob das alte, rissige Holzblatt nach innen.
Das Zimmer war bis auf das wenige Licht, das vom Flur hineinschien, völlig
dunkel. Er tastete nach dem Lichtschalter und betätigte ihn. Eine alte,
milchige Leuchte mit einer Energiesparlampe im Zentrum begann matt zu glimmen.
Hain erkannte auf dem Boden eine Matratze, darauf die Umrisse eines auf der
Seite liegenden Körpers. Vorsichtig, die Pistole auf das Bett gerichtet,
bewegte er sich vorwärts. Im heller werdenden Licht nahm er wahr, dass der
knochige Brustkorb des jungen, langhaarigen, hellblonden Mannes, der auf dem
Bett lag, sich rhythmisch hob und senkte. Mit schnellen Schritten ging Hain zum
Fenster und riss mit einem hässlichen Geräusch den schweren, dunklen Vorhang
herunter. Sofort war das Zimmer sonnendurchflutet, doch der Mann auf dem Bett
rührte sich nicht. Der Polizist steckte die Waffe weg, trat

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